Freizügigkeit, Sicherheit und Kriminalität an der sächsisch-tschechischen Grenze
Projektreihe der Technischen Universität Chemnitz wurde mit Symposium in der Oberlausitz fortgesetzt
Das Thema "Grenzkriminalität" steht in Sachsen nach wie vor im Fokus des öffentlichen Interesses. Ausgehend von einem Impuls aus dem Sächsischen Landtag hatte 2011 eine mehrteilige Projektreihe der Technischen Universität Chemnitz versucht, sich dieser brisanten und emotional stark beladenen Frage aus wissenschaftlicher Sicht zu nähern. Im Rahmen der vierten "Krobnitzer Gespräche" in der Alten Schmiede auf Schloss Krobnitz in der Oberlausitz fand die Reihe am 10. Oktober 2013 eine Fortsetzung.
Im Gegensatz zu oft eindimensionalen Erklärungsmustern von Betroffenen versuche der wissenschaftliche Umgang mit dem Thema Grenzkriminalität, "Beobachtung greifbar zu machen, multikausal zu erklären und gemeinsam zu diskutieren", wie Marcus Hornung von der Jean-Monnet-Professur Europäische Integration einleitend ausführte. Er hatte schon die ursprüngliche Seminarreihe konzipiert, auch das Krobnitzer Symposium gemeinsam mit seiner Kollegin Ilona Scherm von der Professur Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas vorbereitet und mit Hilfe des Regionalen Planungsverbandes Oberlausitz-Niederschlesien, des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbunds und Kollegen von der Technischen Universität im tschechischen Liberec realisiert. Finanziell gefördert wurde die Veranstaltung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Ihr Ziel war es, einen "Beitrag zu einem aufgeklärteren Umgang mit Kriminalität im Grenzgebiet leisten".
Grundlage für den Austausch der über 40 Teilnehmer des Symposiums bildete eine Darstellung der Kriminalitätslage im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet, für die Daniel Mende (Dezernatsleiter Eigentum und Rauschgift / stellvertretender Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Görlitz), Detlef Fritzsch (Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna) und Hagen Husgen (Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Sachsen) als Experten eingeladen worden waren. Demnach sei hier im Vergleich zum Rest des Landes ein höherer Anteil von Diebstahls- und Eigentumsdelikten an der Gesamtkriminalität zu verzeichnen. Im Zusammenhang damit seien auch die steigenden Fallzahlen bei der Betäubungsmittelkriminalität zu sehen. Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Analyse des Phänomens stellten PD Dr. Christoph Waack (Vertreter der Professur Wirtschaftsgeographie an der Friedrich-Schiller Universität Jena), Prof. Dr. Anton Sterbling (Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg/OL) und Tagungsleiter Hornung vor. Sterbling zeigte anhand der Auswertung mehrerer Umfragen in Görlitz und Hoyerswerda auf, wie das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung seit 2004 stetig zurückgegangen sei, obwohl insgesamt eine Zufriedenheit mit der polizeilichen Arbeit herrsche. Der Prager Journalist Dr. Jaroslav Šonka wies darauf hin, dass der mediale Umgang mit grenzüberschreitender Kriminalität hoch selektiv sei und entsprechende Stimmungen schüren könne. An der abschließenden Podiumsdiskussion waren neben Gewerkschafter Husgen noch der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Meyer, der ehemalige Präsident des Landeskriminalamtes Sachsen Paul Scholz und Olaf Töteberg, der Leiter der Bundespolizeiinspektion Ebersbach, beteiligt. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass eine absolute Sicherheit nicht erreichbar sei, es gerade in der Peripherie aber durchaus Verbesserungsmöglichkeiten gebe.
Weitere Informationen erteilen Marcus Hornung, Telefon 0371 531-39253, E-Mail marcus.hornung@phil.tu-chemnitz.de, und Ilona Scherm, Telefon 0371 531-34503, E-Mail ilona.scherm@phil.tu-chemnitz.de.
Artikel zu den bisherigen Veranstaltungen der Projektreihe stehen unter http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/aktuell/2/3438 und http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/aktuell/1/4030.
(Autor: Martin Munke)
Katharina Thehos
15.10.2013