Von der Uni zum Automobilhersteller Škoda
TU-Absolvent Dr. Marcel Schmieder vergisst bei seiner Arbeit als Manager bei einem multinationalen Unternehmen nicht seine sächsischen Wurzeln - aktuell ist er in Tschechien tätig
Seit 2001, also nun seit zwölf Jahren, arbeitet Dr. Marcel Schmieder für den Volkswagen Konzern aus Wolfsburg. Trotz seiner Arbeit als Manager in einem multinationalen Unternehmen, hat er seine Wurzeln nicht vergessen und erinnert sich gerne an seine Zeit in Chemnitz: "Mit Sachsen verbinde ich natürlich Heimat, schließlich bin ich ja auch in Mittweida geboren und an der TU Chemnitz hatte ich eine tolle Studienzeit, die mir vor allem den Einstieg in meine jetzige Arbeit geebnet hat." Für Automobile und Technik begeisterte sich Marcel Schmieder schon als Junge. Seine akademische Laufbahn begann er zunächst mit seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Hochschule Mittweida, das er 1999 abschloss, ehe er an der Technischen Universität Chemnitz ein berufsbegleitendes Aufbaustudium Maschinenbau aufnahm. "Nach meinem Diplom in Mittweida wollte ich mich noch stärker mit den Themen Fabrik- und Produktionsplanung auseinandersetzen. Deshalb beschloss ich 2000, ein Studium an der TU aufzunehmen, weil ich dort die optimalen Bedingungen für meine Fachrichtung vorfand."
Vom Motorenwerk bis zur Konzernproduktion
So entstanden dann auch im Rahmen seiner Diplomarbeit im Volkswagen Motorenwerk in Chemnitz der erste Kontakt und später der Einstieg bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. Als Doktorand in der Konzern- und Markenlogistik beschäftigte sich Schmieder drei Jahre lang mit der "Untersuchung zur Übertragbarkeit der Kompetenzzellenbasierten Vernetzungstheorie auf die variantenreiche Serienproduktion am Beispiel der Automobilindustrie." Die Promotion an der Fakultät für Maschinenbau schloss er 2004 ab. Zu seinem Thema erklärt Schmieder: "Vernetzungstheorie, das bedeutet die Auseinandersetzung mit der Elementarisierung der Aufbau- und Ablauforganisation in einem Unternehmen. Die Optimierung und Vernetzung einzelner Kompetenzen und Ressourcen sowie die Entwicklung neuer Geschäftsprozesse ist natürlich gerade in einem so großen, multinationalen Unternehmen, wie es Volkswagen ist, und seiner vielen Lieferanten von immenser Bedeutung. Daher stellte meine Doktorarbeit eine große Herausforderung dar, die ich gerne und mit der sehr guten wissenschaftlichen Betreuung durch Prof. Dr. Siegfried Wirth angenommen habe." Mit Erfolg: Die Arbeit erhielt das Prädikat "magna cum laude" und Marcel Schmieder wurde von der Volkswagen AG übernommen. "In den darauf folgenden Jahren durchlief ich verschiedene Geschäftsbereiche im Konzern. Ob Konzern- und Markenlogistik, Konzernbeschaffung und Produktion - durch meine vielfältigen Einsatzgebiete erhielt ich einen exzellenten Einblick in die Struktur des Unternehmens. Als Koordinator war ich beispielsweise für den Aufbau eines neuen Teams für Beschaffungsmarktanalysen und Lieferantenscouting in Wachstumsmärkten wie Russland verantwortlich." Bis 2010 arbeitete Schmieder als Vorstandsreferent im Bereich Konzernproduktion bei Prof. Dr. Jochem Heizmann und kümmerte sich unter anderem um die Ausarbeitung von Unterlagen für den Konzern- und Markenvorstand, die Organisation der Entscheidungsgremien der Produktion sowie die Erarbeitung von Präsentationen und Reden für interne und externe Vorstands-Auftritte. Auch während seiner Arbeit in Wolfsburg verlor er nie den Kontakt zu seiner ehemaligen Universität: Neben der Unterstützung von Prof. Heizmann, der als Honorarprofessor regelmäßig in Chemnitz zu Gast ist, betreut er seit 2010 die Firmenmitgliedschaft der Volkswagen AG bei der Gesellschaft der Freunde der TU.
"In Tschechien wird viel mehr improvisiert, aber es geht auch familiärer zu."
Im Rahmen eines Global Assignments des Volkswagen Konzerns erfolgte im Januar 2011 die Entsendung nach Tschechien zur Marke Škoda über drei Jahre und im Juli 2011 dann die Berufung in den Management-Kreis der Volkswagen AG. "Auslandserfahrung ist im Managementbereich sehr wichtig", sagt Schmieder und ergänzt: "Als ich das Angebot bekam, das Fahrzeug-Anlaufmanagement im Geschäftsbereich Produktion und Logistik neu aufzustellen und die neue Baureihe Rapids der Marke Škoda zu betreuen, musste ich nicht lange überlegen."
Als Projektmanager war er unter anderem für den Aufbau eines neuen Teams zur Steuerung von Anläufen der A-Entry-Modelle Rapid Limousine, Spaceback und Seat Toledo im Werk Mladá Boleslav sowie der Rapid Limousine im Werk Kaluga/Russland zuständig. Der Spaceback feierte seine Weltpremiere erst im September 2013 auf der IAA in Frankfurt/Main. "Dazu bin ich für die Produktion der Vorserien-Fahrzeuge, die Durchführung der Vorstands-Pilothallen, die Steuerung der Anlaufteams zur Fertigungsreife sowie die Kalkulation der Anlaufkosten für zukünftige Projekte verantwortlich", fügt Schmieder an. Dabei fallen ihm auch einige Unterschiede zur deutschen Arbeitswelt auf: "In Tschechien wird viel mehr improvisiert als in Deutschland. Allerdings geht es auch familiärer zu. Die Tschechen tragen ihr Privatleben stärker ins Arbeitsleben als das in Deutschland der Fall wäre." Insgesamt sieht der Manager sein Engagement in Tschechien sehr positiv: "Ich habe hier in Tschechien viel an Erfahrung dazu gewonnen. Der einzige Wermutstropfen ist vielleicht, dass ich nicht die Zeit gefunden habe die tschechische Sprache intensiver zu lernen. Mit sieben Fällen ist diese aber auch sehr kompliziert. Allerdings gibt es auch keinen Zwang auf der Arbeit, die Sprache erlernen zu müssen - denn dort wird vorrangig Deutsch und Englisch gesprochen." Zu seiner Heimatstadt hält er nach wie vor regen Kontakt: "Alle zwei bis drei Wochen bin ich in Chemnitz auf Familienbesuch. Die Fahrtzeit ist kein Problem - schließlich bin ich leidenschaftlicher Autofahrer."
Sein Vertrag bei Škoda läuft noch bis Dezember 2013. "In Zukunft würde ich gerne eine Führungsstelle in der Produktionsplanung oder in der Fertigung übernehmen. Aktuell laufen Gespräche über neue Fahrzeugprojekte bei anderen Marken im Volkswagen Konzern. Es kann also gut sein, dass ich in naher Zukunft wieder in Deutschland arbeite. Vielleicht ja sogar in einem Werk in Sachsen", so der TU-Absolvent.
(Autor: Antonin Fischer)
Katharina Thehos
25.10.2013