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Werkstoffe leichter und fester machen

Grundlagenforschung mit gesellschaftlicher Relevanz: Der Sonderforschungsbereich "Hochfeste aluminiumbasierte Leichtbauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile” an der TU wird weitere vier Jahre gefördert

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat sich für die Fortsetzung des Sonderforschungsbereichs 692 "Hochfeste aluminiumbasierte Leichtbauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile" (HALS) an der Technischen Universität Chemnitz entschieden, der damit in seine dritte und letzte Förderperiode geht. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss der DFG auf seiner Herbstsitzung am 21. November 2013 in Bonn. "Das ist ein sehr erfreuliches und zugleich motivierendes Ergebnis für die TU Chemnitz als Sprecherhochschule und die beteiligten Fakultäten für Maschinenbau und für Wirtschaftswissenschaften sowie für das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Chemnitz", schätzt TU-Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl ein. Wissen aus den Gebieten Werkstoffwissenschaft, Umform-, Produktions- und Oberflächentechnik, Mechanik, Konstruktions- und Fertigungstechnik sowie Wirtschaftswissenschaften werde hier in gewinnbringender Form zusammengeführt. "Wie man sieht, haben die Wissenschaftler dieses SFBs in den vergangenen acht Jahren eine exzellente Forschungsarbeit mit hoher gesellschaftlicher Relevanz geleistet und damit die Gutachter der DFG erneut überzeugt. Auch künftig gibt dieser Sonderforschungsbereich wichtige Impulse für zwei der drei Forschungsschwerpunktfelder unserer Universität - nämlich Energieeffiziente Produktionsprozesse sowie Intelligente Systeme und Materialien", so der Rektor. Mit der Finanzierung durch die DFG in Höhe von etwa acht Millionen Euro biete die TU Chemnitz weiterhin auch auf diesem Gebiet exzellente Förder- und Karrierebedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Zu den besonderen Leistungen des SFBs in den vergangenen acht Jahren zählt die Erforschung ultrafeinkörniger Gefüge, die bei massiver plastischer Verformung von Leichtmetallen entstehen und besonders interessante mechanische Eigenschaften wie hohe Festigkeit bei gleichzeitig guter Verformbarkeit aufweisen. Diese Werkstoffe sind gerade auch vor dem Hintergrund solcher Megathemen wie der Energiewende von großem praktischem Wert. Die Chemnitzer Grundlagenforschung stieß auf zunehmendes Interesse in der Fachwelt, zum Beispiel in den Werkstoffwissenschaften. So wurde im Rahmen des SFBs eines der weltweit größten Werkzeuge zur Umformung mittels Gleichwinkel-Kanalpressen (engl. equal channel angular pressing) entwickelt. Gänzlich neue Umformverfahren zur Gradierung von ultrafeinkörnigen Gefügen, die besonders gute Eigenschaften in oberflächennahen Bereichen von Halbzeugen ermöglichen, entstanden gemeinsam mit dem Chemnitzer Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, einem der bedeutendsten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auf dem Gebiet der Produktionswissenschaften. Schließlich profitierte der SFB zunehmend von Fortschritten in der mechanischen Modellierung und numerischen Simulation, die auch in der dritten Förderperiode einen wichtigen Schwerpunkt bilden werden.

Ziel des Sonderforschungsbereiches ist auch in den kommenden vier Jahren, das Potenzial hochfester aluminiumbasierter Leichtbauwerkstoffe zur Herstellung von Sicherheitsbauteilen voll auszuschöpfen. Zudem werden die Forschungsergebnisse zum Beispiel zur hochgradig plastischen Umformung im Rahmen von Transferprojekten gezielt in die Industrie überführt und dort für die Halbzeugfertigung genutzt. "Die DFG-Gutachter waren insbesondere von dieser zweigleisigen Strategie mit starken Projekten sowohl in der werkstoffwissenschaftlichen Grundlagenforschung als auch bei der konkreten ingenieurwissenschaftlichen Anwendung begeistert", so Prof. Dr. Martin Wagner, der als zukünftiger Sprecher des SFBs die Planung für die dritte Förderperiode federführend koordiniert hat. Mit dem Eintritt des bisherigen Sprechers, Prof. Dr. Bernhard Wielage, in den Ruhestand, wird er eines der größten Forschungsvorhaben der TU Chemnitz wissenschaftlich leiten. "Wir können stolz sein auf diesen schönen Erfolg, der nur durch eine gemeinsame Leistung des ganzen SFB-Teams möglich war. In den nächsten vier Jahren dürfen wir nun die Früchte unserer Arbeit ernten und werden insbesondere dafür sorgen, dass unsere Chemnitzer Forschungsarbeiten international noch sichtbarer werden", so Wagner weiter. "Als Leitinstitut für ressourceneffiziente Produktion bringt auch das Fraunhofer IWU seine umfangreichen Kompetenzen in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Produktionstechnik für den Automobil- und Maschinenbau in diesen Sonderforschungsbereich ein", sagt dessen kommissarischer Institutsleiter Privatdozent Dr. Welf-Guntram Drossel und ergänzt: "Mit der Eröffnung der neuen E3-Forschungsfabrik »Ressourceneffiziente Produktion« Anfang 2014 können neue Konzepte zu den Themen Energie- und Ressourceneinsparung entwickelt und erprobt werden. Auch hier werden die Ergebnisse des SFBs einfließen."

"Mit der erneuten Bewilligung zur Fortführung dieser Sonderforschungsbereiche zeigt sich einmal mehr, welch großes Potenzial in den Universitäten des Freistaates Sachsens steckt", hebt Sachsens Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Sabine von Schorlemer diese Erfolge hervor und meint damit die Weiterführung von insgesamt zwei SFB im Freistaat. Sonderforschungsbereiche seien ein wichtiger Bestandteil der sächsischen Forschung. "Hier wird an entscheidenden Grundlagen geforscht, die Basis für künftige Innovationen sind", so die Ministerin. "Besonders wertvoll ist dabei die Zusammenarbeit zwischen unserer Universität und Fraunhofer, die eine wichtige Grundlage liefert für die angewandte Forschung und eine erfolgreiche Wertschöpfung", fügt Prof. van Zyl hinzu.

Stichwort: Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Sonderforschungsbereiche (SFB) ermöglichen bei zeitlicher Begrenzung und regelmäßiger Begutachtung die Durchführung aufwändiger Forschungsvorhaben an Hochschulen. Im Rahmen dieser auf eine Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegten Forschungsvorhaben arbeiten Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen gemeinsam an einem Thema. Ziele der SFB sind insbesondere die Förderung junger Nachwuchstalente und die Profilbildung der beteiligten Hochschulen und Forschungsinstitute.

Zum Stichtag 1. Oktober 2013 fördert die DFG bundesweit 232 Sonderforschungsbereiche. Hierfür stehen gemäß Wirtschaftsplan 2013 insgesamt rund 588 Millionen Euro zur Verfügung. Dies entspricht einem Anteil von rund 22 Prozent am Gesamthaushalt der DFG. Es werden 171 klassische Sonderforschungsbereiche sowie 61 SFB/Transregio gefördert, eine Programmvariante, bei der der Forschungsverbund von bis zu drei Hochschulen gemeinsam getragen wird. Die 232 Sonderforschungsbereiche verteilen sich auf 57 Sprecherhochschulen. Forscher der TU Chemnitz sind aktuell an einem Sonderforschungsbereich und an zwei SFB/Transregio-Vorhaben beteiligt.

Weitere Informationen zum Sonderforschungsbereich "Hochfeste aluminiumbasierte Leichtbauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile" erteilt Prof. Dr. Martin Wagner, Telefon 0371 531-38683, E-Mail martin.wagner@mb.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
23.11.2013

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