Sachsens entschleunigter Weg zum Klassenzimmer der Zukunft
Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth startete an der TUCed - Institut für Weiterbildung GmbH an der TU Chemnitz ein Pilotprojekt, das den Schulen neue Lehr- und Lernmöglichkeiten eröffnen soll
Moderne Unterrichtsmethoden, zeitgemäße Schulorganisation und innovatives Lernen und Lehren sollen in Sachsens Schulen verstärkt Einzug halten. Neben neuen pädagogischen Ansätzen sollen dabei stärker die Möglichkeiten innovativer Bildungstechnologien, mobiler Computer und des Internets zum Einsatz kommen. Das sächsische Kultusministerium und die TUCed - Institut für Weiterbildung GmbH starteten am 24. März 2014 das Pilotprojekt "Klassenzimmer der Zukunft". "Hauptziel des Projektes ist es, den Einsatz von Tablets in Schulen zu erproben und wissenschaftlich zu begleiten und dabei gleichzeitig neue Lehr- und Lernkonzepte für den Unterricht zu entwickeln", erklärte Kultusministerin Brunhild Kurth. Die Ministerin verspricht sich dadurch auch pädagogische Vorteile für Schüler wie auch für die Unterstützung laufender Initiativen zur Individualisierung von Unterricht oder auch zur Inklusion. "Mit der rasanten Entwicklung in der Informations- und Kommunikationstechnologie müssen auch Schulen in der Vermittlung von Medienkompetenz Schritt halten und näher an die Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und auch von Eltern und Lehrern rücken", so Kurth. Der wissenschaftliche Leiter des Projektes und TUCed-Direktor, Prof. Dr. Christoph Igel, ergänzte: "Intelligente Bildungsnetze haben das Potenzial, Kinder und Jugendliche mit individuell auf ihre Fähigkeiten, ihren Lernfortschritt und ihre Lernziele angepassten Inhalten zu unterstützen. Assistenzsysteme via Internet helfen im Klassenraum oder zu Hause, sich auf Prüfungen vorzubereiten, Unterrichtsinhalte zu vertiefen und zu üben oder bieten die Möglichkeit, sich mit Mitschülern auszutauschen und gemeinsam neue Dinge zu lernen. Wichtig ist dabei das medienpädagogisch Machbare und dessen nachhaltige Einbindung in die vielfältigen Formen der Schulentwicklung in Sachsen."
Im Zentrum des Pilotprojektes steht die nachhaltige Nutzung von Bildungstechnologien, mobilen Computern sowie intelligenten Wissensdiensten in Schulen und deren Potenzial für neue Lehr- und Lernmethoden sowie Unterrichts- und Schulgestaltung. In einer ersten Projektphase sollen 20 Lehrkräfte aus Oberschulen und Gymnasien ab Mai 2014 in mehrstufigen Workshops fortgebildet werden. Dazu wurde an der TUCed ein mit modernen Bildungstechnologien und Internetanwendungen ausgestattetes "Klassenzimmer der Zukunft" als sogenanntes "Living Lab", einem Erfahrungs- und Erprobungsort für Schulen und Lehrer, eingerichtet. Hier sollen wissenschaftlich fundierte, technologische Angebote für einen dauerhaften, systemunabhängigen und für Schulträger ökonomisch sinnvollen Einsatz erprobt werden. Nach ihrer Qualifizierung werden die Lehrkräfte als Multiplikatoren an Schulen eingesetzt. Geplant ist, dass ab dem Schuljahr 2015/2016 in Absprache mit den Schulträgern erste Schulen mit Tablets und modernen Bildungstechnologien im Unterricht starten. Parallel dazu wird ein nationales Expertengremium mit namhaften Vertretern aus Wissenschaft, Schule, Kultusverwaltung und den kommunalen Spitzenverbänden berufen. Das Gremium soll noch in diesem Jahr Empfehlungen für innovatives Lehren und Lernen an Schulen in Sachsen vorlegen. "Eine derartige Expertise gibt es derzeit noch nicht in Deutschland und wäre damit einzigartig", versichert Igel. Der TUCed-Direktor lässt jedoch nicht unerwähnt, dass ein derartig ambitioniertes Projekt viele Partner benötigt. So arbeite die TUCed eng mit dem Center for e-Learning Technology im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und der Abteilung Kindermedien des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologien zusammen. Hinzu kommen IT-Unternehmen wie Samsung, Apple, Hewlett Packard und Cisco. "Auch von den Kompetenzen des Universitätsrechenzentrums der TU profitiert unser Living Lab", sagt Igel.
Prof. Dr. Andreas Schubert, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der TU Chemnitz, ist überzeugt davon, dass dieses Pilotprojekt auch auf die Forschung und Lehre seiner Universität ausstrahlt: "Dieses Vorhaben fügt sich in idealer Weise in eins der drei Forschungsschwerpunktfelder der TU Chemnitz, nämlich in den Bereich Faktor Mensch in der Technik. Forschungsergebnisse aus dem Living Lab können zudem schnell in die Überarbeitung von Studieninhalten transferiert werden." Prof. Dr. Bernd Dühlmeier, Leiter des Zentrums für Lehrerbildung der TU Chemnitz, freut sich schon darauf, wenn bald die Studierenden des hier neu gestarteten Studiengangs Lehramt an Grundschulen mit modernsten Lehr- und Lernmethoden dieses Forschungsprojektes in Berührung kommen. Und Sachsens Kultusministerin möchte die gesammelten Erfahrungen auch an andere Lehrerausbildungsstätten transferieren.
Doch bis es soweit ist, sind laut Igel wesentliche Kernfragen zu beantworten: Was will heutzutage die Schule mit Tablets erreichen? Welche neuen Unterrichtsformate sind möglich und sinnvoll? Was bedeutet dies für die Schulorganisation und die Anpassung der Infrastruktur? Welche Technologien sind auch didaktisch sinnvoll? Welche Auswirkungen ergeben sich für Betreiberkonzepte, Finanzierung, Datenschutz, Rechtssicherheit etc.? Die Antworten auf derartige Fragen sollen mit Bedacht in den kommenden zwei bis drei Jahren gegeben werden: Sachsen geht einen entschleunigten Weg zum Klassenzimmer der Zukunft, so die Kultusministerin, der Nachhaltigkeit und Expertise wichtiger sind als hektische Schnellschüsse in der Bildungslandschaft.
Kontakt: TUCed - Institut für Weiterbildung an der TU Chemnitz, Telefon 0371 909490, E-Mail info@tuced.de, http://www.tuced.de
Hinweis: Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete auf mehreren Kanälen über den Auftakt des Projektes "Klassenzimmer der Zukunft", siehe http://www.mdr.de/sachsen/pilotprojekt-klassenzimmer-der-zukunft100.html. Auch SACHSEN FERNSEHEN produzierte darüber einen Beitrag.
Mario Steinebach
24.03.2014