Der Weg von Frauen in Führungspositionen
Von Karrierepushern und Karrierekillern: Interdisziplinäres Symposium ISINA erlebte seine Premiere an der TU Chemnitz - Neuauflage für 2015 geplant
Mit einer Podiumsdiskussion endete das dreitägige Interdisziplinäre Symposium ISINA für Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen am 4. April 2014. Auf dem Podium im großen Saal des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU diskutierten Prof. Dr. Regina Fischer, Professurinhaberin Mathematik/Optimierung an der Hochschule Mittweida, Dr. Micaela Schönherr, kaufmännische Geschäftsführerin der Niles-Simmons Industrieanlagen GmbH, Chemnitz, Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, Direktorin Produktion und Technik des Bayrischen Rundfunks, München, und Prof. Dr. Margit Zacharias, Lehrstuhlinhaberin für Nanotechnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg über Karrierepusher und Karrierekiller auf dem Weg von Frauen in Führungspositionen - einem Thema, mit dem Frauen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaft immer wieder konfrontiert werden. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Jeanet Schaer.
Jede der Podiumsteilnehmerinnen berichtete zunächst über ihre eigene Berufskarriere und eigene Erfahrungen mit Karrierepushern und Karrierekillern. Konsens bestand darin, dass man sich für eine Karriere in der Wissenschaft oder Wirtschaft bewusst entscheiden, sie gezielt anstreben und bereit sein muss, dafür auch "Opfer" zu bringen. Der Arbeitstag habe eben nicht nur acht Stunden, es können durchaus wesentlich mehr werden. Man braucht viel Kraft, Zielstrebigkeit und Durchstehvermögen, um die gesteckten Ziele zu erreichen und - darüber war man sich auch einig - Frauen müssen oft mehr leisten, um die gleiche Anerkennung zu erhalten, wie Männer. Zu den Erfahrungen der drei Wissenschaftlerinnen zählte, dass sie auf ihrem Weg in die Spitzenposition von Frauen und Männern gleichermaßen Unterstützung erhielten, im Wirtschaftsunternehmen waren es eher Kollegen, die die berufliche Karriere begleitet haben. Angepasst an männlich dominierte Arbeitsstrukturen hat sich keine der Frauen. Vielmehr wurde nach den eigenen Vorstellungen im richtigen Moment Verantwortung übernommen sowie ein individueller Führungsstil entwickelt. Der Erfolg hat gezeigt, dass dies ein guter Weg war.
Zum Thema Frauenquote gab es geteilte Meinungen: Um alte männerdominierte Strukturen in Unternehmen aufzubrechen, wäre dies sicherlich eine Möglichkeit, eine gendergerechte Organisationskultur zu schaffen, gleichwohl gibt es ausreichend hochqualifizierte und exzellent ausgebildete Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft, die auf dem Weg in die Führungsetagen sind und diese auch erfolgreich erreichen werden. Förderprogramme für Frauen, die diesen Prozess unterstützen, sind dabei sinnvoll und sollten durchaus genutzt werden. Empfohlen wurde hier die Teilnahme an Mentoringprozessen als einem Instrument der Personalentwicklung.
Die meisten der Podiumsteilnehmerinnen haben Kinder - inzwischen bereits im Erwachsenenalter - und haben sich im Verlauf ihrer beruflichen Karriere auch die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestellt. Einig waren sie sich darin, dass funktionierende familiäre Strukturen sehr hilfreich sind, mit den Unwegsamkeiten auf dem nicht einfachen Weg in eine Führungsposition umzugehen. Daneben bedarf es einer sehr guten Alltagsorganisation und funktionierender Netzwerke, um für den Nachwuchs genügend Zeit aufzubringen. Es scheint allen gelungen zu sein und der Stolz darauf war deutlich zu spüren. Natürlich sind heute auch die Wissenschafts- und Wirtschaftsunternehmen und nicht zuletzt die Gesellschaft gefragt, Strukturen zu installieren, die jungen Familien ermöglichen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen.
Das Publikum hatte noch so manche Frage an die Podiumsteilnehmerinnen, die die Veranstaltung sehr lobten und ihre Unterstützung auch für weitere Aktivitäten des Wissenschaftlerinnenstammtischs und des Zentrums für Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung im Bereich wissenschaftliche Nachwuchsförderung zusicherten.
Das Interdisziplinäre Symposium für Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen ISINA als Plattform für Wissenstransfer und Austausch zu Themen wie interdisziplinäre Forschung, Erfolgsstrategien sowie für die Weitergabe von Impulsen zu innovativen Arbeitsformen wurde von den Teilnehmerinnen aus den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gut angenommen. Expertinnen aus Wissenschaft und Wirtschaft referierten an zwei Tagen zu aktuellen Themen aus Wissenschaft und Forschung. Soft Skill-Angebote zu Themen wie Leadership Softskills, Konflikte als Chance, Mimikresonanz/Leistungs- und Emotionscoaching und Chancengleichheit in der Kommunikation rundeten die Angebote ab. Einblicke in ihre Forschungsfelder boten die Sonderforschungsbereiche HALS und PT PIESA sowie ausgewählte Forschergruppen und Graduiertenkollegs und der Bundesexzellenzcluster MERGE, der zu einem eigenen Themenabend eingeladen hatte.
2015 wird es eine Neuauflage von ISINA geben, das betonen die Initiatorinnen Prof. Dr. Olfa Kanoun sowie die zentrale Gleichstellungsbeauftragte Karla Kebsch einstimmig und hoffen auf eine ebenso erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Forscherverbünden der TU Chemnitz und den Fraunhofer-Instituten ENAS und IWU.
Weitere Informationen zum Wissenschaftlerinnen-Stammtisch sowie zum Interdisziplinären Symposium ISINA erteilt Projektkoordinatorin Nicole Dietrich, E-Mail nicole.dietrich@etit.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Karla Kebsch)
Katharina Thehos
09.04.2014