"Die ganze Welt ist eine Bühne"
450 Jahre William Shakespeare: Anglisten der TU Chemnitz laden am 24. Juni 2014 zur „Long Shakespeare Film Night“ in den Club der Kulturen ein
Die Welt William Shakespeares (1564 – 1616) war groß – und sie ist es heute noch. Der berühmteste englische Dramatiker und Autor von Sonetten und Versdramen hat Themen aufgegriffen, die seine eigene Zeit, die Frühe Neuzeit, nachhaltig in all ihren Umbrüchen geprägt haben. In einer Ausgabe der Theaterschrift zum Thema "Die Rückkehr der Klassiker" hat sich die englische Regisseurin Deborah Warner zur Allgegenwart Shakespeares wie folgt geäußert: "Wenn man einen Außerirdischen träfe und gefragt würde, `Was ist Theater´, würde man ihm ein Shakespeare-Stück zeigen. So sehr definiert er Theater.“ Während der Literaturwissenschaftler Anselm Haverkamp in der Theaterschrift Shakespeares Werk als ein "Perpetuum Mobile" definiert: "es läuft wie von selbst und produziert den Stoff, den es braucht, immer neu". Dass Shakespeare uns mit einem enormen Erbe beglückt hat, spiegelt sich nicht nur auf dem Theater wieder – Shakespeares Dramen sind die meistgespielten Stücke auf deutschen Theaterbühnen – sondern auch in der Fülle und Diversität der Adaptionen in das Medium der Moderne: Film. Der englische Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh - vor ihm Schauspieler und Regisseur Sir Laurence Olivier - hat insbesondere in den 1990er Jahren viele Dramen Shakespeares einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt und "Shakespeare im Film" eine eigene Handschrift, die der Opulenz und Werktreue, verliehen.
Während der „Long Shakespeare Film Night“, die Prof. Dr. Cecile Sandten, Inhaberin der Professur für Anglistische Literaturwissenschaft an der TU Chemnitz allen Interessierten am 24. Juni 2014 ab 18 Uhr im "Club der Kulturen" am Thüringer Weg anbietet, stehen drei sehr unterschiedliche Filme (in englischer Originalfassung) aus dem breiten Angebot an Shakespeare-Adaptionen auf dem Programm:
19.00 – 20.45 Uhr: Looking For Richard (USA, 1996), Regie: Al Pacino; Schauspieler: Alex Baldwin, Al Pacino, Penelope Allen, Winona Ryder, 112 min.
Looking for Richard ist ein Dokumentarfilm (Al Pacinos Regiedebut), der einerseits eine Vorführung ausgewählter Szenen aus Shakespeares Richard III darbietet, andererseits Shakespeares fortwährende Rolle und Relevanz im Kontext von Populärkultur untersucht. Eine wunderbare Mischung aus "fact" und "fiction".
21.00 – 22.30 Uhr: ShakespeaRe-Told: Much Ado About Nothing (GB, 2005, BBC One), Regie: Brian Percival; Schauspieler: Sarah Parish, Damian Lewis, Billie Piper, 90 min.
Viele kennen sicher die Much Ado About Nothing-Version aus dem Jahr 1993 von Kenneth Branagh. Im Kontrast zu Branaghs werkgetreuer, opulenter und aufgesetzt fröhlicher Version, die den Geschlechterkampf in den Mittelpunkt rückt, zeichnet sich Percivals Adaption durch eine erfrischende und spritzige Neufassung des Stoffes aus, die dem Genre der Persiflage sehr nahe kommt.
ab 22.30 Uhr: Hamlet (USA, 2000), Regie: Michael Almereyda; Schauspieler: Ethan Hawke, Kyle MacLachlan, Sam Shepard, Bill Murray, Julia Stiles, 107 min.
Im Gegensatz zu Kenneth Branaghs aufwendiger Version aus dem Jahr 1996 zeichnet sich Almereydas Hamlet-Adaption durch einen postmodernen Ansatz aus, der die Handlung nach New York City verlegt und auf allen Ebenen das Prinzip des Intertexts nutzbar macht sowie das Phänomen des "Unheimlichen" in den Vordergrund rückt.
Eröffnet wird das Programm um 18 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Dr. Cecile Sandten zum Thema "Hamlet in Adaptation". Wer den Vortrag verpasst, kann diesen am Donnerstag, dem 26. Juni 2014 um 19 Uhr bei der Deutsch-Britischen-Gesellschaft im Tietz (Veranstaltungssaal) hören. Rein nach Jaques´ Motto aus Shakespeares "As You Like It": "Die ganze Welt ist eine Bühne".
(Autorin: Prof. Dr. Cecile Sandten)
Mario Steinebach
20.06.2014