TU legte Grundstein für wissenschaftliche Karriere
Timo Weidl war von 1983 bis 1985 Schüler der Spezialklasse Mathematik und Physik an der TH Karl-Marx-Stadt und ist seit 2002 Professor für Mathematische Physik an der Universität Stuttgart
Timo Weidl war von 1983 bis 1985 einer von 60 Schülern der Spezialklasse Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (heute TU Chemnitz). Im Juni 2014 kam er zurück an seine alte Wirkungsstätte: Als Referent des mathematischen Kolloquiums, das von der Fakultät für Mathematik organisiert wird, war er an der TU zu Besuch. „Ich freue mich, wieder an den Ort zurückzukehren, wo meine fachliche Ausbildung begonnen hat und sozusagen der Grundstein gelegt wurde. Außerdem gibt es an der TU eine fachlich sehr starke Gruppe an Forschern, die sich mit der Analysis beschäftigen und mit denen ich mich austauschen kann“, so Prof. Weidl.
„In der Spezialklasse an der TH lernten die Schüler nicht nur, viele lebten auch im angeschlossenen Internat. Für die Aufnahme in eine der vier Klassen gab es strenge Kriterien und Schüler aus dem ganzen Südteil der DDR bewarben sich auf die Plätze“, erinnert sich Prof. Weidl. „Wir wurden damals in der Spezialklasse in fast allen Fächern von Dozenten der TH unterrichtet und haben eine unwahrscheinlich gute Förderung erhalten, von der ich heute noch zehre. Im Rahmen der Spezialklasse kam ich mit dem Fachgebiet der Mathematik intensiv in Kontakt“, so Weidl. Nach dem Abitur beschloss er, mathematische Physik zu studieren und wollte dazu unbedingt ins Ausland. „Eine der wenigen Möglichkeiten zu dieser Zeit war die Universität in St. Petersburg. 1987 habe ich angefangen, in Leningrad in der UdSSR zu studieren. Als ich nach fünfeinhalb Jahren meinen Abschuss gemacht habe, war es die staatliche Universität St. Petersburg in Russland. Das war damals auf jeden Fall eine spannende Zeit des Umbruchs“, erinnert sich Prof. Weidl. Während seines Studiums in Russland reiste er mit seinem wissenschaftlichen Betreuer im Rahmen eines Forschungsaufenthalts nach Stockholm und bekam das Angebot, seine Dissertation dort zu schreiben. Letztendlich lehrte und forschte er insgesamt neun Jahre in Stockholm, wo er 1998 mit einem Kollegen zusammen den Wallenberg-Preis der Schwedischen Mathematischen Gesellschaft erhielt, der an herausragende junge Wissenschaftler verliehen wird.
Nach weiteren Stationen an der University of Sussex in Brighton, der Universität in Regensburg und an der Universität Potsdam, führte ihn sein Weg 2002 an die Universität Stuttgart, wo er bis heute den Lehrstuhl für Mathematische Physik innehat. „Mein spezieller Tätigkeitsbereich liegt in der Mathematik der Quantenmechanik. Wir beleuchten die Spektraltheorie und untersuchen Fragestellungen, die ihre Ursache in der Physik haben aus der Perspektive der Mathematik“, erklärt Prof. Weidl. Als Prof. Dr. Ivan Veselic von der TU Chemnitz ihn zum mathematischen Kolloquium einlud, zögerte Prof. Weidl nicht lange und sagte gleich zu, einen Vortrag über das Zusammenwirken von Mathematik und Physik zu halten. „Mathematik ist eine internationale Wissenschaft, da ist die Entfernung von Stuttgart nach Chemnitz bei weitem nicht die längste und den Weg habe ich sehr gerne auf mich genommen, um hier zu sprechen und den Institutsmitarbeitern und Doktoranden mein Arbeitsfeld näherzubringen“, so Prof. Weidl.
(Autorin: Damaris Diener)
Katharina Thehos
02.07.2014