Die Wissenschaft ruft
TU Chemnitz setzt mit der Verleihung des Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preises erneut ein Zeichen in der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen
Der Frauenanteil an deutschen Universitäten wächst stetig an und doch verabschiedet sich eine Vielzahl an Studentinnen mit dem Erhalt des Diplom- oder Masterzeugnisses in die freie Wirtschaft. Um Absolventinnen nachhaltig zu motivieren, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben, zeichnete das Zentrum für Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung der Technischen Universität Chemnitz bereits zum dritten Mal hervorragende Abschlussarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen mit dem Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preis aus. „Damit wollen wir zum einen Nachwuchswissenschaftlerinnen ehren, die durch ihre ausgezeichneten Abschlussarbeiten gezeigt haben, dass sie in besonderem Maße befähigt sind, einen Forschungsgegenstand ergebnisorientiert zu bearbeiten. Zum anderen wollen wir sie bestärken, diesen Weg weiter zu gehen und ihre berufliche Karriere in der Wissenschaft zu sehen und unsere Gesellschaft innovativ mitzugestalten“, so die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der TU, Karla Kebsch. Die feierliche Verleihung der Preise durch den Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der TU, Prof. Dr. Andreas Schubert, sowie der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten und Vertretern der Fakultäten fand am 30. November 2015 im „Alten Heizhaus“ statt. Zu diesem Anlass honorierte die TU nicht nur die erbrachte wissenschaftliche Leistung der acht Preisträgerinnen, sondern würdigte zugleich die Namensgeberinnen Eleonore Dießner und Marie Pleißner für ihr Lebenswerk.
Die von den einzelnen Fakultäten vorgeschlagenen Preisträgerinnen blicken auf unterschiedliche Studien- und Berufserfahrungen zurück, aber eines ist ihnen gemeinsam – der Wunsch eine akademische Laufbahn einzuschlagen. So faszinierte sich Nicole Köhler bereits während des Studiums für die Kleinsten der kleinen elektronischen Bauelemente und verfasste ihre Diplomarbeit zur Prozessierung und Charakterisierung von Interconnect-Strukturen im Nanometerbereich für Leading-Edge Technologien. Diesem Forschungsbereich ist sie bis zum heutigen Tag treu geblieben. „Zwei Wochen nach Beendigung meines Studiums begann ich am Zentrum für Mikrotechnologien an der TU Chemnitz zu arbeiten. Dort befasse ich mich weiterhin mit der Herstellung und Charakterisierung von Nanostrukturen und erarbeite derzeit einen Forschungsantrag mit dem Ziel, eine Doktorarbeit daraus generieren zu können“, berichtet die Absolventin. Neben Nicole Köhler erhalten Nina Weißbach (Maschinenbau), Linda Pfeiffer (Informatik), Aline Seifert (Naturwissenschaften) und Julia Kachel (Mathematik) den Eleonore-Dießner-Preis. Nina Weißbach ist mittlerweile seit einem Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Festkörpermechanik der TU Chemnitz tätig. Doch bereits ihre Masterthesis lieferte einen entscheidenden Beitrag zur Erforschung der dynamischen Eigenschaften von Elastomerkomponenten im Fahrwerksbau. Linda Pfeiffer und Aline Seifert setzen ihre wissenschaftliche Laufbahn ebenfalls als Promovendinnen an der TU Chemnitz fort. Perspektivisch kann sich Julia Kachel auch eine Promotion vorstellen, die die Ergebnisse ihrer Diplomarbeit zum Thema „Stochastische Modellierung Fondsgebundener Lebensversicherungen“ seit Juni vergangenen Jahres bei der Sparkassen-Versicherung Sachsen praktisch erproben kann. Die angehende Aktuarin ist sich dabei dessen bewusst, dass sich nur wenige Frauen für einen solchen Karriereweg entscheiden. „In der Abteilung, in der ich im Moment arbeite, habe ich einige Kolleginnen. Aktuarinnen können bei Versicherungen aber auch im Management tätig sein, einem Bereich, der dann durchaus männerdominiert ist“, erzählt sie.
Den Marie-Pleißner-Preis nahmen Lisa Frenzel (Wirtschaftswissenschaften), Laura Niklaus (Human- und Sozialwissenschaften) und Elisa Lochen (Anglistik/Amerikanistik) entgegen. Auch sie sehen ihre Zukunft in der Wissenschaft, weshalb jede der drei Absolventinnen ein Promotionsstudium an der TU Chemnitz aufgenommen hat. Während Laura Niklaus, Alumna des Masterstudiengangs Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport, in der Arbeitsgruppe „klinisches Bewegungslabor“ am Institut für angewandte Bewegungswissenschaften ganganalytische Studien konzipiert und durchführt, erforscht Lisa Frenzel an der Professur für Wirtschaftsinformatik I das relativ junge Themenfeld Big Data, um dieses auf die Kunst- und Kulturbranche anzuwenden. Die Amerikanistin Elisa Lochen, deren kultur- und literaturwissenschaftliche Magisterarbeit über „The Frontiers in Lovecraft’s Writings“ ebenfalls mit dem Prädikat "sehr gut" ausgezeichnet wurde, geht nun ihrer Faszination am American Gothic Novel als Mitarbeiterin des English Department nach.
Stichwort: Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preis
Die acht Fakultäten der TU Chemnitz gehören einerseits dem mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Bereich und andererseits den Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften an. Da sich keine Kriterien finden lassen, anhand derer die Vergleichbarkeit der Abschlussarbeiten auf jedem der Gebiete gewährleistet wäre, rief die Gleichstellungskommission zwei verschiedene Preise ins Leben. Eleonore Dießner war eine der ersten Studentinnen an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, dem Vorläufer der heutigen TU. Nachdem sie 1969 als dritte Frau in Chemnitz promovierte, arbeitete sie erfolgreich als Wissenschaftlerin und engagierte sich zudem als Vorstand des Arbeitskreises „Frauen im Ingenieurberuf“ des Vereins Deutscher Ingenieure in Sachsen. Für eine bessere Ausbildung von Frauen sowie deren Zulassung in Hochschulen setzte sich auch die Chemnitzer Deutsch- und Religionslehrerin Marie Pleißner ein. Beide Namensgeberinnen zeichnen sich durch ihre wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verdienste aus, womit sie als weibliche Rollenvorbilder fungieren. Die Ehrung soll positiv auf die akademischen Lebensentwürfe der Absolventinnen einwirken und mit einem Preisgeld von 800 Euro die ersten Schritte auf dem Weg in die Wissenschaft erleichtern. Nicht umsonst berücksichtigte die Vergabekommission zusätzlich zur fachlichen Qualität und interdisziplinären Ausrichtung der Abschlussarbeit auch das gesellschaftliche Engagement der Nominierten sowie die Erkennbarkeit von wissenschaftlichen Karrierebestrebungen.
Weitere Informationen zum ...
... Eleonore-Dießner-Preis: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/dießner_preis.php
... Marie-Pleißner-Preis: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/pleißner_preis.php
(Autorin: Beatrice Berthel)
Mario Steinebach
02.12.2015