Erzgebirgsbahn erhält Anerkennung des Bundespräsidenten
Projekt "EcoTrain" entwickelt serienreifen Hybridantrieb für Schienenfahrzeuge - Professur Unternehmensrechnung und Controlling der TU Chemnitz ist Projektpartner und bewertet die Nachhaltigkeit
Umweltstaatssekretär Herbert Wolff hat der Deutschen Bahn (DB) zum erfolgreichen Abschneiden im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ gratuliert. Die DB RegioNetz Verkehrs GmbH und ihre Projektpartner, zu denen die Technische Universität Chemnitz, die TU Dresden und das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden (IVI) gehören, haben mit dem „EcoTrain“ einen besonders energieeffizienten Hybridantrieb für Schienenfahrzeuge entwickelt. Die DB-Erzgebirgsbahn erhielt für dieses in der Region entwickelte Antriebs- und Energiemanagement und für die gute Vernetzung mit lokalen Partnern aus der sächsischen Wirtschaft und Wissenschaft am 2. November 2016 in Annaberg-Buchholz die von Bundespräsident Joachim Gauck unterzeichnete Urkunde. „Es freut mich sehr, dass ein Innovationsprojekt aus Sachsen insbesondere für seine Umweltschutzleistungen bundesweit Anerkennung findet. EcoTrain macht die Zusammenhänge zwischen Klima- und Ressourcenschutz auf der einen sowie technologischen Forschungsleistungen auf der anderen Seite ganz praktisch sichtbar. Das wirtschaftliche Potenzial dieses Triebwagens ist außerdem ein wichtiger Impuls für die gesamte Region“, sagte der Staatssekretär.
Dr. Jürgen Dornbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der DB RegioNetz Verkehrs GmbH: „Wir sind stolz, mit diesem vom Bund geförderten Projekt ein umweltfreundliches Produkt für den ländlichen Raum entwickelt zu haben - gewissermaßen aus der Region, für die Region, mit hochmotivierten Mitarbeitern! Durch diese Innovation betreiben wir gemeinsam mit unseren Partnern nicht nur eine aktive Standortpolitik, sondern leisten zugleich einen nachhaltigen Beitrag für die Mobilität von morgen.“
„Damit Ergebnisse von Forschung und Entwicklung wie der EcoTrain noch schneller den Weg in die Praxis finden, hat unser Ministerium die Zukunftsinitiative simul+ gestartet“, so Staatssekretär Wolff. „Mit ihr wollen wir Wissenschaft und Praxis vernetzen und innovative Projekte aus den Bereichen Umwelt, Land- und Ernährungswirtschaft vorstellen. Erfahrungsaustausch, Kontakte, neue Ideen und Projekte sind dabei unser Ziel. Auch der EcoTrain ist ein wichtiger Beitrag für Energieeffizienz und damit für den Umweltschutz.“
Prof. Dr. Uwe Götze, Inhaber der Professur Unternehmensrechnung und Controlling der TU Chemnitz, erläutert die Aufgabe der Chemnitzer Forscher: „Durch entwicklungsbegleitende Analysen wollen wir zur Erfüllung der in ökonomischer und ökologischer Hinsicht anvisierten Ziele beitragen, indem wir Gestaltungsalternativen hinsichtlich der Zielerreichung analysieren, daraus Handlungsempfehlungen ableiten und schließlich auch das entwickelte EcoTrain-Gesamtsystem bezüglich seines Beitrags zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bewerten.“ Die dafür konzipierte Methodik lässt sich auf andere Systemgestaltungsaufgaben übertragen.
Stichwort: EcoTrain
Der „EcoTrain“ ist ein dieselelektrischer Hybridtriebwagen mit Energiespeicher, der zur Serienreife entwickelt wurde. Die einzigartige modulare Antriebs- und Speichertechnologie, die in dem umgebauten Triebwagen der Baureihe VT642 zum Einsatz kommt, macht es möglich, das Fahrzeug auf unterschiedliche Streckenanforderungen - wie zum Beispiel in Gebirgsregionen - anzupassen. Durch das intelligente Energiemanagementsystem des „EcoTrain“, welches sämtliche Nebenverbraucher mit dem Hybridantrieb verbindet und auf Fahrplanabweichungen sowie Streckentopografie vorausschauend reagiert, wird eine signifikante Effizienzsteigerung und ein emissionsreduzierter Betrieb ermöglicht. Die Energieeffizienz wird zusätzlich durch den Einsatz einer umweltfreundlichen Klimaanlage mit Wärmepumpe verbessert. Diese technischen Errungenschaften reduzieren den CO2-Ausstoß des „EcoTrain“ im Vergleich zum bisher eingesetzten Triebwagen erheblich.
Aufgrund des integrierten Energiespeichers ist ein rein elektrisches Fahren in sensiblen Bereichen möglich. Damit kann die Geräusch- und Schadstoffbelastung beispielsweise in urbanen Gebieten erheblich reduziert werden. Haltepunkte an Bahnhöfen können ebenfalls rein elektrisch befahren werden, so dass dort die Geräusch- und Abgasbelastung sinkt. In einem weiteren Projektschritt wird der „EcoTrain“ mit einem Stromabnehmer ausgerüstet, um auch vorhandene Oberleitungsinfrastruktur nutzen und damit noch umweltfreundlicher fahren zu können. Im kommenden Jahr wird die Zulassung für den „EcoTrain“ beantragt, sodass ab dem Jahr 2018 eine erste Kleinserie von weiteren zwölf Fahrzeugen bei der DB Erzgebirgsbahn umgerüstet wird.
Weitere Informationen zur Beteiligung der TU Chemnitz erteilen Prof. Dr. Uwe Götze, Telefon 0371 531-38553, E-Mail uwe.goetze@wirtschaft.tu-chemnitz.de, sowie Lilly Meynerts, Telefon 0371 531-37854, E-Mail lilly.meynerts@wirtschaft.tu-chemnitz.de. Eine Übersicht findet sich auch hier: https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl3/2_ecotrain.php
(Quelle: u.a. Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft)
Mario Steinebach
03.11.2016