Gesünder Laufen mit smarter Socke
Forscher der TU Chemnitz entwickeln robuste Sensor-Elektronik für Sport und Medizin
Schmerzenden Füßen liegt oft eine einseitige Gewichtsbelastung zugrunde. Beim Laufen merken davon aber die Wenigsten etwas. Hier setzt die von der Professur Sportgerätetechnik der Technischen Universität Chemnitz in Kooperation mit dem Textilhersteller Lindner aus Hohenstein-Ernstthal entwickelte „Smarte Socke“ an: „Die bei uns hergestellte Elektronik der Socke misst die Druckverteilung und Beschleunigung am Fuß. Dadurch können Rückschlüsse auf Parameter wie einseitige Belastung gezogen werden“, erklärt Prof. Dr. Stephan Odenwald. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Markus Hill und Maja Neubert erstellte er nicht nur die Elektronik, sondern programmierte auch die zugehörige App: „Unsere App verfügt über eine grafische Benutzeroberfläche, die aufbereitete Daten in Echtzeit auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets anzeigt“, sagt Odenwald. So sehen Nutzerinnen und Nutzer genau, welcher Fuß-Bereich wie stark belastet werde. Komme es dann zur Überanstrengung, schlage die App Alarm. Zudem erfassen Sensoren Luftfeuchte und Temperatur. Das eröffnet Anwendungsfelder in der Schmerz- und Unfalltherapie, aber auch im Leistungs- und Freizeitsport. Medizinische Anwendungen sind ebenfalls denkbar, zum Beispiel im Bereich der Rehabilitation und Diabetologie.
Ein weiterer Vorteil der neuen Technik: Die Daten sind vergleichsweise genau und umfangreich, denn sie können über längere Zeit ununterbrochen und insbesondere in verschiedenen Alltags-Situationen aufgezeichnet werden. Ein Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung ist nicht nötig: „Im Vergleich zu Messmethoden im oder am Schuh bietet unsere Lösung den Vorteil, dass die Trägerin oder der Träger die Sensorik sogar quasi barfuß nutzen kann, da Schuhe zur Erfassung nicht nötig sind“, erläutert Odenwald. Damit das funktioniert, muss die Elektronik robust sein und fest am Fuß anliegen. Dafür entwickelte der Textilhersteller Lindner ein eigenes Verfahren, durch das die Sensorik wie bei einen Sandwich zwischen zwei Textilschichten eingebettet liegt. Zusätzlich verhindert eine Gel-Einlage das Verrutschen.
Das Potential der smarten Socke aus Sachsen bescheinigten ihr auch Expertinnen und Experten auf der „Medica“ 2016, der internationalen Fachmesse für Medizintechnik und Elektromedizin: „Die dort von uns präsentierten Anwendungsmöglichkeiten haben die Fachbesucherinnen und -besucher überzeugt“, betont Prof. Odenwald. Nun soll die smarte Socke zur Marktreife geführt werden. Aber ob in Weiß, Schwarz oder gemustert: Hier zählt nicht das Äußere, sondern was drinsteckt. Und das ist Hightech der TU Chemnitz.
Ein TV-Beitrag des MDR-Magazins „Einfach genial“ zur smarten Socke ist im YouTube-Kanal der TU Chemnitz verlinkt.
Weitere Informationen erteilt Maja Neubert, Telefon 0371 531 35991, E-Mail maja.neubert@mb.tu-chemnitz.de
Matthias Fejes
31.01.2017