Mehr als Glanz und Gloria
TU Chemnitz-Forscher Frank-Lothar Kroll beleuchtet in ZDF-Doku Sachsens Herrscher – Sendetermin: 16. Juli 2017, 23:30 Uhr
Sie waren einst das mächtigste Geschlecht im Deutschen Reich und regierten über 800 Jahre lang Deutschlands Mitte – länger als alle anderen Dynastien: die Herrscher Sachsens aus dem Hause Wettin. Am 16. Juli, 23:30 Uhr, sendet das ZDF die Dokumentation „Sachsens Herrscher“. Als Experte ordnet Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Inhaber der Professur für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz, Herrscher und Ereignisse ein. Dass der Chemnitzer Historiker vor der Kamera steht, kommt nicht von ungefähr: „Die Zusammenarbeit kam zustande, da ich zwischen 2013 und 2016 insgesamt drei Bücher zu sächsischen Themen vorgelegt habe“, erklärt Kroll. So sei die Redaktion auf ihn als Experten aufmerksam geworden.
Das TV-Format, ein Mix aus Spielszenen und Experteninterview, halte Kroll für gut geeignet, um gerade Laien an historische Themen heranzuführen, die vom Gehalt her durch wissenschaftliche Expertise und Begleitung qualitativ abgesichert seien: „Die Spielszenen machen die Thematik lebendig, auch für Nicht-Spezialisten. Und sie erzählen die reiche Geschichte Sachsens auf spannende Weise nach“, so Kroll. Das Thema selbst halte der Sachsen-Spezialist für hochrelevant – gerade auch aus interkultureller und europäischer Perspektive: „Polen und Sachsen waren ja im 18. Jahrhundert für fast 70 Jahre vereint. Das hat Spuren hinterlassen und macht Sachsen zu einer Kulturlandschaft mitten in Europa“, betont der Historiker eindringlich. So sei Sachsen jahrhundertelang eine Brücke zwischen West und Ost gewesen. „Daran kann man gar nicht häufig genug erinnern“, sagt Kroll.
Vom Spätmittelalter bis zum Barock
Die Dokumentation „Sachsens Herrscher“ in der Reihe ZDF History zeigt das vielschichtige Erbe der sächsischen Herrscher. Darunter Kurfürst Friedrich der Weise, der als Schutzherr Luthers Geschichte schrieb. Oder August der Starke, der hübsche Frauen genauso wie die schönen Künste liebte und zum Inbegriff barocken Prunks wurde. In Erinnerung blieben die sächsischen Herrscher aus dem Haus der Wettiner nicht als Kriegsherren und Eroberer, sondern als Kunstmäzene und „Kulturfürsten“: August der Starke wurde polnischer König und legte den Grundstein für die Weltgeltung der Dresdner Kunstsammlungen. Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach holte Goethe in seine beschauliche Residenzstadt und verwandelte das Provinznest Weimar in ein Zentrum deutscher Kultur.
Auf der großen Bühne der Politik gaben da aber längst andere deutsche Dynastien den Ton an. Sprichwörtlich wurde der Satz, mit dem der letzte sächsische König, Friedrich August III., 1918 seinen Thron geräumt haben soll: "Na, dann macht doch euren Dreck alleene!" Heute sind die Spuren der Wettiner noch an vielen Orten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sichtbar.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Professur für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts der TU Chemnitz, E-Mail: frank-lothar.kroll@phil.tu-chemnitz.de, Telefon: 0371/531 33922
Hinweis:
Der Beitrag ist in der Mediathek des ZDF online verfügbar: http://bit.ly/2u0BO6I
Matthias Fejes
13.07.2017