Vom Ausstellen und ausgestellt werden
Wie TU-Alumni Alexander O. Müller den Weg ins Museum fand
Das erste Museum, das Alexander O. Müller in seinem Leben betrat, war das Vogtlandmuseum in Plauen. Als Kind imponierte ihm das Haus mit seiner schweren Eingangstür und den beiden dahinterliegenden, hölzernen Bären-Statuen. Müller: „Dieser Eindruck war so stark, dass ich damals in meinem Kinderzimmer verschiedene Gegenstände wie in einem Museum zu kleinen Ausstellungen arrangierte.“ Heute muss er nicht mehr allein Zuhause ausstellen: Seit mehr als einem Jahr arbeitet der 35-jährige Plauener als Wissenschaftlicher Volontär in einem der berühmtesten Museen der Welt: im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.
„Mach was mit Medien!“
Seine ersten praktischen Berührungen mit der Museumsarbeit erhielt Müller im Vogtlandmuseum. Müller rückblickend: „Ich bin sehr dankbar für den menschlich wie fachlich engen Austausch im Vogtlandmuseum. Das Haus und einige seiner Mitarbeiter begleiten mich seit meinem Schülerpraktikum 1999 − und umgekehrt.“ Doch seine Leidenschaft für Geschichte und ihre museale Vermittlung war ein Prozess. Eigentlich wollte Müller von Kindesbeinen an Archäologe werden. Trotzdem schrieb er sich nach seinem Abitur 2001 in die Fächer Wirtschaftsingenieurwesen und Medientechnik an der Technischen Universität in Chemnitz ein. Müller: „Ich folgte damals schlichtweg dem damals oft Gehörten: Mach was mit Medien, dann bist du auf der sicheren Seite!“ Ein guter Rat vielleicht, aber nicht für Müller. Ein Jahr später wechselte er und studierte fortan Politikwissenschaft sowie Neuere und Neueste Geschichte. Hier war Müller in seinem Element: „Das Studium bot mir reizvolle Themenfelder und Begegnungen, die mir bei allen Freiheiten des Magisters halfen, selbstverantwortlich zu wachsen.“ Gewachsen ist er auch an den kulturellen Möglichkeiten der Stadt Chemnitz: „Was ich während meiner Studienzeit an Chemnitz schätzen gelernt habe, ist die kulturelle Seite der Stadt mit ihren musealen Leuchttürmen, reizvollen Galerien und kreativen Positionen.“ Auch sonst habe er viele positive Erinnerungen aus dieser Zeit mitgenommen: einen Vortrag von Helmut Kohl im Neuen Hörsaalgebäude, das Impro-Theater in der Mensa und die Fototouren durch die Stadt.
Nächster Schritt: Dissertation
2009 begann Müller mit seiner Promotion. Nach einem zweiten Anlauf bei der Themenwahl konzentrierte er sich inhaltlich auf Reinhard Höhn, einem deutschen Staats- und Verwaltungsrechtler aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Meine Dissertation biografiert eine der umstrittensten Figuren der deutschen Managementlehre und Unternehmensführung. Höhns ‚Harzburger Modell’ war das erste geschlossene Führungsmodell für Unternehmen im deutschsprachigen Raum nach dem Krieg und als solches prägend für die westdeutsche Unternehmenslandschaft bis weit in die 1970er Jahre.“ Sein Doktorvater Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Inhaber der Professur Europäische Geschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts, betreute ihn in dieser Zeit. Mittlerweile hat Müller seine Doktorarbeit abgeschlossen und verteidigt. Die Veröffentlichung ist in Vorbereitung.
Die Arbeit als Wissenschaftlicher Volontär
Seiner Vorliebe für historische Themen kann Müller in seiner Arbeit als Wissenschaftlicher Volontär in Bonn weiter nachgehen: „Neben seiner Strahlkraft und Geschichte zog mich der Anspruch des Hauses der Geschichte an, deutsche Zeitgeschichte nach 1945 mit Hilfe magnetischer Sammlungen zu dokumentieren und für den Besucher in Veranstaltungen, Ausstellungen oder im Online-Bereich erlebbar zu machen.“
Durch die Mitarbeit im Museumsbetrieb solle der Historiker einen Einblick in die spezifischen Aufgabenstellungen des Museums sowie in die Tätigkeit des wissenschaftlichen Personals gewinnen. Dafür durchlaufe er die verschiedenen Abteilungen des Hauses. So unterstützte er aktuell seine Kollegen in der Kommunikationsabteilung in der Veranstaltungskoordination und der Museumspädagogik.
Ausstellen und ausgestellt werden
Doch Müller kennt nicht nur das Forschen, Bewahren, Sammeln und Ausstellen, er stellt auch selbst aus: Seitdem er vor einigen Jahren im Zuge der Jugendkunst-Biennale den Anerkennungspreis des Sächsisch-Bayrischen Städtenetzes verliehen bekommen hat, stellte er seine eigenen Werke vor allem im mitteldeutschen Raum aus. Müller: „Meine Position folgt dem Narrativ des Verborgenen und Surrealen. Eichendorff nennt es das Lied, das in allen Dingen schläft, das ‚Zauberwort’. Um das zu visualisieren, greife ich gern auf die Fotografie oder die Collage zurück.“ Nach dem Volontariat sieht sich Müller weiter im musealen Kontext: „Als Kind waren Museen für mich Fenster in die Vergangenheit und Orte des Entdeckens und Staunens. Vor allem die Geschichten, die darin zusammenkommen, faszinierten mich. Und das tun sie bis heute immer noch.“ Die fachlichen Voraussetzungen für diesen Beruf legte er an der TU Chemnitz.
(Autorin: Nina Schreyer)
Matthias Fejes
15.06.2018