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Wenn ausgedienten Dingen ein Licht aufgeht - Podcast verfügbar

TU-Studentin Franziska Dörner gestaltet aus ausgedienten Gegenständen moderne Wohnaccessoires und hat 2018 ihr Ladenlokal in Chemnitz eröffnet – ein Geschäft mit Nachhaltigkeitscharakter

Wenn Franziska Dörner von ihrem Material spricht, redet sie nicht gerne von „Müll“: „Für mich sind ausgediente Dinge kein Müll. Wir leben in einer Zeit der industriellen Verschwendung, die von übermäßigem Konsum geprägt ist. Ich verfolge mit meinen Produkten einen neuen Ansatz. Mein Ziel ist es, den wunderschönen alten Objekten, welche bereits so viel Zeit überstanden haben, eine neue Funktion als Designobjekt zu schenken. Damit diese weiterhin noch viel Freude bereiten und viele weitere Jahre überdauern.“

Franziska Dörner studiert Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport im dritten Semester an der Technischen Universität Chemnitz. Die 23-Jährige designt neben ihrem Studium Wohnaccessoires aus ausgedienten Gegenständen und verkauft diese in ihrem eigenen Ladenlokal. Lampen aus Dosen oder Beton zum Beispiel. Oder Regale aus Kupferrohr und Kaffeebereiter – alle Gegenstände sind Unikate. Wichtig sei für sie als Designerin, dass alles so nachhaltig wie möglich hergestellt werde. Dörner: „Wir schauen in unserem Laden, dass wir so viel wie möglich wiederverwenden und so viel wie möglich vor dem Müll gerettet wird.“

Kreativität – aber mit Richtlinien

Woher Dörners Ideen kommen? Von ganz allein: „Wenn ich etwas sehe, aus dem sich etwas machen lässt, ist die erste Überlegung, wie man da ein Licht integrieren kann.“ Bis heute erfreut sich die Chemnitzerin daran, „wenn eine Kupferlampe das erste Mal erstrahlt und wenn eine Betonlampe komplett aus ihrer Schalung kommt.“ Das komplizierteste Stück war eine alte Föhnhaube, die Dörner für einen Kunden zu einer Lampe umbauen sollte.

In all ihren Werken steckt viel Mühe und Arbeit. Besonders viel Zeit – und das überrascht vielleicht – nimmt die Recherche zu den Richtlinien des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) für Elektrogeräte in Anspruch. Denn der Zugang und das Verständnis der Normen sowie die Vorschriften für die Abfall- und Elektrogeräteentsorgung seien für Dörner immer wieder eine Herausforderung, denn diese müssen bei der Gestaltung eines Unikats beachtet werden.

Bis zur Eröffnung durchkämpfen

Ende September eröffnete sie dann ihr Ladenlokal „CoBo Lights" in der Theaterstraße in Chemnitz. Die Vorbereitung auf die Eröffnung hat die Chemnitzerin als anstrengend empfunden: „Die Eröffnung war in der Vorbereitung ziemlich stressig, aber dann am Eröffnungstag war es einfach wundervoll. Es waren so viele Leute da und ich habe extrem viel positiven Zuspruch erhalten – das hat mich total umgehauen.“

Bis zur Eröffnung ihres eigenen Geschäfts war es jedoch ein steiniger Weg – von dem Dörner aber sagt: „Ich bin glücklich, dass ich ihn gegangen bin: Man wird zwar mit einer Menge neuer und zunächst bedrohlich wirkender Dinge konfrontiert, aber da muss man sich einfach reinhängen und durchkämpfen. Ich bin aber jeden Tag froh und glücklich, wenn ich in meinem eigenen Geschäft stehe und selbstbestimmt arbeiten kann.“

Finanziell unterstützt wurde sie von dem Förderprogramm „Kreativraum Chemnitz“, das dieses Jahr zum ersten Mal von einer Jury des Förderprogramms Kreativraum Chemnitz „KRACH“ vergeben wurde. Dörner: „Der gesamte Bewerbungsprozess war nicht einfach, da die Unterlagen und ich als Bewerberin von der Jury auf Herz und Nieren ‚geprüft‘ worden bin.“ Nach dem aufwendigen Auswahlverfahren, bei dem die Studentin ein Geschäftskonzept, einen Finanzierungsplan und Vorschläge für potentielle Geschäftsräume einreichen musste, gab es ein Auswahlgespräch. Am Ende wurde Dörners Idee mit 2.500 Euro prämiert: „Letztlich hat sich die ganze Arbeit gelohnt und ich habe durch den Prozess sehr viel persönlich und geschäftlich lernen sowie viele gute Kontakte schließen können.“

Wohnaccessoires und Workshops

In ihrem Geschäft „CoBoLights Art“ bietet sie ihre selbsthergestellten Werke an, dabei ändert sich das Sortiment ständig. Dörner: „Es wird immer davon abhängen, welche tollen Dinge ich finde oder bekomme. Aber prinzipiell gibt es Designbeleuchtungen unterschiedlichster Art sowie Einrichtungsgegenstände, wie zum Beispiel Regale und Kaffeebereiter.“

Um auch andere Menschen zu inspirieren, finden Workshops in ihrem Geschäft statt. Dort können die Kunden oder Kundinnen unter Anleitung individuelle Lampen designen und mittels Siebdruck veredeln oder persönliche Bilder auf eine Holzwürfellampe übertragen. Passend zur Weihnachtszeit sollen im nächsten Workshop Adventskränze im Stile von „CoBoLights“ angefertigt werden.

Geschäft und Studium: eine Herausforderung

Die Balance zwischen Studium und dem Geschäft erfordert von der 23-Jährigen eine Menge Disziplin: „Mein Tag startet um fünf Uhr morgens und um 20 Uhr verlasse ich zumeist erst das Geschäft. Ich hoffe daher auf möglichst viel Verständnis seitens meiner Dozenten, aber ich versuche alles so zu planen, dass es funktioniert. Und ich bin ambitioniert, auch beides zu schaffen.“

Doch auch wenn die Studentin ihre Werke nun verkauft, oft kann sie sich von diesen doch nicht trennen: „Natürlich habe ich einige meiner Lampen auch bei mir zu Hause stehen, alle kann man dann doch nicht abgeben. Am meisten hänge ich noch an meiner ersten Grubenlampe und an der ersten Dose, die ich gebaut habe. Es hängen ja auch ganz individuelle Geschichten daran.“ Und diese Geschichten werden sie wie ihre Lampen noch eine lange Zeit begleiten. Spätestens beim Licht der Lampe kommt die Erinnerung.  

Multimedia: Ein Podcast in der Reihe "TUCpersönlich" mit Franziska Dörner ist im YouTube-Kanal der TU Chemnitz verfügbar: bit.ly/TUCpersoenlich_Doerner

(Autorin: Nina Schreyer)

Matthias Fejes
19.12.2018

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