Nachdenken über eine offene Wissenschaftskultur
Zur „International Open Access Week 2024“ regt die Universitätsbibliothek Chemnitz Ende Oktober zum Diskutieren an – Erstmals wird der „Open Access Award“ in verschiedenen Kategorien vergeben
Gleiche Chancen für alle Menschen beim Zugang zu offener Wissenschaft: Die alljährliche „International Open Access Week“ (OAW) wird von Institutionen auf der ganzen Welt genutzt, um mit Veranstaltungen und Aktionen für Open Access und darüber hinaus für eine offene Wissenschaftskultur (Open Science) als unverzichtbaren Teil von Wissenschaft und Forschung zu werben. In diesem Rahmen lädt die Universitätsbibliothek (UB) der Technischen Universität Chemnitz vom 21. bis 27. Oktober 2024 zu mehreren Veranstaltungen ein. Unter anderem finden ein Workshop, ein virtueller Rätselspaß und eine Mitmach-Aktion in der Mensa Reichenhainer Straße statt.
Das Thema der OAW von 2023 „Community over Commercialization“ wird aufgrund der Dringlichkeit für dieses Jahr erneut als Schwerpunkt definiert. Der Grund: Weltweit überdenken Publizierende, Förderer, Forschungseinrichtungen und Dienstleister wie Bibliotheken die eingeschlagenen Transformationswege zum Open Access. Welche Open-Access-Geschäftsmodelle dienen nun wirklich der Wissenschaft? So stellt das Open-Science-Team der UB am 23. Oktober von 12 bis 14 Uhr in der Mensa, Reichenhainer Straße 55, die These „Alle Forschungsergebnisse sollten öffentlich sein. Change my mind!“ in den Raum und steht für einen Diskurs an ihrem Stand zur Verfügung.
Am 24. Oktober lädt die Universitätsbibliothek ab 12:30 Uhr im Weinhold-Bau zu einer Podiumsdiskussion ein. Im Mittelpunkt steht die Frage „Ist das die Zukunft oder doch nur Abzocke? Open Access Publizieren bei Elsevier, Wiley und Springer vs. MDPI und Frontiers“. Input gibt u. a. Prof. Dr. Arved C. Hübler, Leiter des Instituts für Print- und Medientechnik. Er sagt: „Der Publikationsmarkt ist eine der letzten Stützen für gute Wissenschaft, er sorgt für Selektion – auch im Open Access.“ Auf dem Podium nimmt auch Prof. Dr. Robert Kretschmer, Inhaber der Professur Anorganische Chemie, Platz. Er meint: „Das große Problem mit dem gegenwärtigen Peer-Review-System ist, dass mit Steuergeldern Profite der Verlage finanziert werden und das gleich dreifach: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben und formatieren die Artikel, andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begutachten sie und am Ende zahlt man auf die eine oder andere Weise. Und dabei gibt es Alternativen wie beispielsweise Diamond Open Access.” Zu Gast ist auch Prof. Dr. Olfa Kanoun, Inhaberin der Professur Mess- und Sensortechnik. Sie kann gemeinsam mit ihren Doktorandinnen und Doktoranden von guten und weniger guten Erfahrungen sowohl bei reinen Open-Access-Verlagen als auch im traditionellen Publikationswesen berichten. Um eine Anmeldung zur Podiumsdiskussion wird gebeten.
Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Preisverleihung mit dem „Open Access Award“ in verschiedenen Kategorien. In Anerkennung ihrer Bemühungen um die Stärkung von Open Access an der TU Chemnitz gibt es Auszeichnungen für einzelne Wissenschaffende bzw. Vertreter der verschiedenen Publikationswege: Open-Access-Gold, Open-Access-Grün, Diamant Open Access und Open-Access-Monographien.
Hintergrund: Open-Access-Wege
Politik und Wissenschaft unterstützen die Transformation vom Closed Access zur freien Verfügbarkeit von Wissen. Förderer finanzieren Projekte zum Aufbau geeigneter nachhaltiger Infrastrukturen. Verlage unterbreiten verschiedene Open-Access-Optionen. Akademische Einrichtungen oder Konsortien verlagern Publikationskosten von Abonnements hin zur Finanzierung von Einzelpublikationen. Auch wenn Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Leser nichts für das Publizieren und den Zugriff auf wissenschaftliche Erkenntnisse zahlen müssen, sind alle Open-Access-Wege nicht ohne den Einsatz von Mitteln möglich. In den letzten Jahrzehnten konnte sowohl national als auch international kein Veröffentlichungsweg als der Königsweg identifiziert werden. Auch die stärkere Entwicklung des Diamond Open Access bedarf tieferer Überlegungen zur Nachhaltigkeit oder möglichen Abhängigkeiten.
Programm der „Open Access Week 2024“ an der TU Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/ub/openscience/veranstaltung/oaweek_2024.html
Kontakt zum Open-Science-Team der Universitätsbibliothek Chemnitz, das auch spezielle Beratungen anbietet: Ute Blumtritt, Telefon 0371 531-31290, E-Mail oa@bibliothek.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
08.10.2024
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