NL Carl von Bach
In engem Zusammenwirken und regem Gedankenaustausch mit namhaften Unternehmern und Erfindern wie Robert Bosch, Paul Daimler, Rudolf Diesel, Graf Ferdinand von Zeppelin u . v. a. gelang es Bach, im Maschinenwesen die Kluft zwischen den Praktikern wie Redtenbacher (Karlsruhe), und den Theoretikern wie Reuleaux (Berlin) durch zielgerichtete Verbindung von Theorie und Praxis, durch experimentelle Forschung im Maschinenbau und Bauwesen zu überwinden. Zur Sicherung der wissenschaftlichen Grundlagen betrieb Bach mit Erfolg die Errichtung zweier Forschungsstätten, der Materialprüfanstalt 1884, deren Direktorat er bis 1922 inne hatte, und die des Ingenieurlabors 1895. Auf seine Initiative wurde 1925 der erste Lehrstuhl für das Luft- und Kraftfahrtwesen in Deutschland mit dem dazugehörigen Laboratorium errichtet. Aufgrund seiner Arbeiten gilt Bach als Begründer der statischen Elastizitäts- und Festigkeitslehre.
Sowohl aus eigenem Erfahren als auch aus seinem Wirken in Unternehmerkreisen und technischen Vereinen war Bach bewußt, daß es zur raschen Entwicklung der deutschen Industrie einer grundlegenden Reform der Ingenieurausbildung bedurfte. Er forderte eine mindestens einjährige "Werkstattpraxis". Solide praktische Erfahrungen ergänzt durch eine gründliche, umfassende Ausbildung in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern aber auch die Vermittlung geisteswissenschaftlicher Disziplinen, die "Humanisierung der Technischen Hochschulen" hielt Bach für den Ingenieur der Zukunft für unbedingt erforderlich. Seinen bildungspolitischen Intentionen, die er in seinem mehr als 40 jährigem Wirken an der Technischen Hochschule Stuttgart verwirklichte, verschaffte er vor allem über dem Verein Deutscher Ingenieur Geltung. Ausdruck der Wertschätzung Bachs als Lehrer und Gelehrter ist neben den Berufungen an andere Hochschulen, neben den Orden und Ehrungen von gekrönten Häuptern bis hin zu Vereinigungen technischer, wissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Art, das prachtvolle Dankschreiben der Studierenden der TH Stuttgart.
Lebensdaten
08.03.1847 | als Sohn des Sattlermeisters und Wagenbauers Heinrich Julius Bach in Stollberg/Erzgeb. geboren |
1855-63 | Besuch der Volksschule sowie der Privatschule in Stollberg, anschließend Schlosserlehre in Stollberg |
1863/64 | Arbeiter im Dampfmaschinenbau der Firma R. Hartmann in Chemnitz |
1864-66 | Schüler der Gewerbschule bzw. der Werkmeisterschule zu Chemnitz, Abschluss mit der Silbermedaille |
1866-68 | Studium am Polytechnikum Dresden |
1868-72 | Prof. Kankelwitz, ehem. Lehrer Bachs in Chemnitz, holt Bach 1868 als Assistent nach Stuttgart, in dieser Zeit freiwilliger Militärdienst (1870-1871) - Teilnahme an der Belagerung von Paris |
1872/73 | Studium bei Grashof an der TH Karlsruhe, Erwerb des Diploms |
1873-78 | ingenieurpraktische Tätigkeit in Woolwich, London und Wien und schließlich als Direktor der Lausitzer Maschinenfabrik |
01.10.1878 | Berufung zum ordentlichen Professor des Maschinenbauwesens an die Technische Hochschule Stuttgart |
1884 | Errichtung der Materialprüfanstalt |
1895 | Errichtung des Ingenieurlaboratoriums |
1885-88 | Rektor (Direktor des Polytechnikums) der TH Stuttgart |
1893 | Ruf an das Eidgenössische Polytechnikum Zürich |
1895 | Ruf an die Technische Hochschule Berlin |
1902 | inoffizieller Ruf an die Technische Hochschule Wien
(Bach folgt keinem der Rufe) |
1922 | Emeritierung |
10.10.31 | in Stuttgart verstorben |
Ehrungen
20. Juni 1889: Verleihung der Erinnerungsmedaille in Silber anläßlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums durch den König von Württemberg
Febr. 1892: Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone
25. Nov. 1895: Ehrenkreuz des Ordens der Württembergischen Krone verbunden mit dem Personenadel, Verleihung des Titels "Baudirektor"
22. März 1911: Verleihung des Komturkreuzes 2. Klasse des Albrechtsordens durch König Friedrich August von Sachsen
25. Febr. 1916: Verleihung des Wilhelmskreuzes durch den König von Württemberg
25. Febr. 1918: Verleihung des Kommenturkreuzes des Ordens der Württembergischen Krone durch den König von Württemberg
1914: Bach erhält den Titel "Staatsrat"
1912 - 1918: Mitglied der 1. Kammer des Württembergischen Landtages für die TH Stuttgart
1918: Bach erhält als erster Techniker in Württemberg den Titel "Exzellenz"
1920: Der Senat der TH Stuttgart läßt Bach für den Senatssaal malen
1924: Bach erhält vom Österreichischen Gewerbeverein die Wilhelm-Exner-Medaille
1926: Der VDI läßt Bach für den Sitzungssaal in Berlin malen
Bach trägt die Ehrendoktorwürden der TH Berlin (1903), der Universität Tübingen (1927), der TH Wien (1927) und der TH Stuttgart (1927).
Hauptwerke: |
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1881 Die Maschinenelemente, ihre Bedeutung und Konstruktion mit Rücksicht auf die neueren Versuche (Die Publikation erlebte 13 Auflagen, insgesamt über 30 000 Exemplare, und wurde ins Russische, Französische und Schwedische übersetzt.) 1889/90 Elastizität und Festigkeit. Die für die Technik wichtigsten Sätze und deren erfahrungsmäßige Grundlage (9 Auflagen) 1914 Festigkeitseigenschaften und Gefügebilder, gemeinsam mit R. Baumann Auf der folgenden Seite können Publikationen Bachs als Digitalisate auf den Seiten der Universitätsbibliothek abgerufen werden. |
Vorläufiges Findbuch
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Ganz im Sinne ihres Namensgebers ist es auch der am 20.11.1999 im Rahmen eines feierlichen Aktes neu eingerichteten Carl-von-Bach-Stiftung ein Anliegen, den naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchs nachhaltig zu fördern. Nähere Informationen zur Stiftung können sie deren Homepage entnehmen.