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Professur für Soziologische Theorien
Forschung
Professur für Soziologische Theorien 

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Aktuelle Projekte

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Abgeschlossene Projekte

Förderung: Fritz-Thyssen-Stiftung
Laufzeit: Oktober 2019 bis März 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Henning Laux
Projektbearbeitung: Prof. Dr. Henning Laux, Sandra Matthäus, Philipp Zeltner
Laufzeit: Dezember 2018  
Projektbearbeitung: Prof. Dr. Henning Laux , Dr. Ulf Bohmann, Dr. Jenni Brichzin  
Projektbeschreibung:

Chemnitz - seit den Ereignissen im August 2018 steht der Name einer Stadt für den Moment, in dem rechte Aggression sich in aller Öffentlichkeit weitgehend ungehindert Raum verschaffen konnte. Warum passiert das in Chemnitz? Das ist die Ausgangsfrage unseres qualitativ explorativen Forschungsprojekts. Bisher werden zur Beantwortung dieser Frage vor allem Statistiken konsultiert, Umfragedaten ausgewertet, Zahlen verglichen - wer wählt welche Partei, wie steht es um die Bilanz der Gewaltdelikte, welche rechten Vereinigungen gibt es in Chemnitz und wie viele Mitglieder haben sie, was sagt die Einkommensverteilung, und wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben hier überhaupt? Antworten auf diese Fragen sollen anstelle von Vermutungen echte Erklärungen für die Ereignisse in Chemnitz liefern, und tatsächlich leisten statistische Erkenntnisse genau dazu unabdingbare Beiträge. Zugleich können sie allerdings ebenso Relevantes gerade nicht beantworten - die Frage nämlich, inwiefern Chemnitz derzeit eine besondere Arena der Politisierung und Polarisierung jenseits klassischer institutioneller politischer Formen darstellt, mithin, wie tiefgreifend der öffentliche Alltag erfasst wurde. Ebenso wenig kommt in den Blick, unter welchen Umständen sich welche Kollektive im öffentlichen Raum bilden und wieder auflösen, und an welchen Orten der Stadt dies der Fall ist. Geht es um ein umfassendes Verständnis dessen, was in Chemnitz 'vor sich geht', scheinen das jedoch ganz zentrale Fragen zu sein. Unsere Forschungsfrage lautet also: Wann, wo und in welchen Formen manifestiert sich das Politische im öffentlichen Raum in Chemnitz? Die Methode der Wahl, um Alltagsprozesse in ihrer Vielfältigkeit erfassen zu können, ist die Ethnografie. Sie ist ein Zugang, der eine flexible und kontextbezogene Untersuchung auch desjenigen menschlichen Handelns ermöglicht, das gar nicht bewusst und reflektiert abläuft, sondern sich häufig in routinisierten Alltagspraktiken und entlang unterschiedlichster Ausdrucksformen - sprachlich, verhaltensbezogen, materiell - vollzieht. Wir planen mehrere kurze Ethnografien an unterschiedlich gearteten, neuralgischen Stellen der Stadt, die mit Blick auf die Frage nach Manifestationen des Politischen mal naheliegend, mal vermeintlich unspezifisch sind, an denen sich jedoch Politisierungen auf verschiedene Weisen zeigen könnten. So beispielsweise: an der Trauerstelle nahe des Karl-Marx-Monuments, im Einkaufszentrum, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Behörden (beispielsweise der Agentur für Arbeit), auf dem Sonnenenberg, beim Weihnachtsmarkt, an zentralen Plätzen in Chemnitz, am Hauptbahnhof, in Diskotheken oder auch im Univiertel. Indem wir auf diese Weise ganz unterschiedliche und doch typische Orte der Stadt einer Untersuchung unterziehen, soll uns so etwas gelingen wie die Zusammenstellung eines ethnografischen Mosaiks von Chemnitz.

 
 

Informationen zum Auftaktworkshop (PDF)

 

Publikation:

 

Brichzin, Jenni/ Laux, Henning/ Bohmann, Ulf 2022: Risikodemokratie. Chemnitz zwischen rechtsradikalem Brennpunkt und europäischer Kulturhauptstadt. (Reihe x-texte) Bielefeld: transcript. [open access]  
Förderung: beantragt
Projektleitung: Dr. Jenni Brichzin
Projektbeschreibung:

Dieses Forschungsprojekt dreht sich um anti-essenzialistisches Denken, das sich als eines der Schlüsselmerkmale gegenwärtiger soziologischer Theoriebildung begreifen lässt. Seine Bedeutung ist erheblich – nicht, weil anti-essenzialistische Zugänge eine etwas andere Perspektive auf Gesellschaft vermitteln, sondern weil sie den klassischen Vorstellungen davon, wie wissenschaftliche Erkenntnis zu erreichen ist, ein grundsätzlich anderes Wissenschaftsverständnis entgegensetzen. Anstelle des Versuchs nämlich, Erkenntnis durch eindeutige Bestimmung des Forschungsgegenstands – durch das Aufdecken von Wesenheiten, Kausalitäten oder Gesetzmäßigkeiten etwa – zu erzielen, gehen sie umgekehrt gerade von dessen prinzipieller Unbestimmtheit aus. Die zentrale Erkenntnisleistung besteht dann darin, nicht die Festschreibung, sondern die Freiheitsgrade eines jeden Gegenstands aufzuzeigen – und damit, auf welche Weise erst der gesellschaftliche Prozess sie beschränkt oder beseitigt. Ziel des Projekts ist es, zum ersten Mal die Konturen, Potentiale und Grenzen der anti-essenzialistischen Erkenntnisweise umfassend und theorieübergreifend herauszuarbeiten. Das ist aktuell gerade deshalb so wichtig, weil selbige vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher Verwerfungen, etwa der Ausrufung eines „postfaktischen Zeitalters“, teilweise stark infrage gestellt wird. 

Ist es nicht denkbar, so die entsprechende Kritik, dass die gegenwärtige Geltungskrise im Zusammenhang steht mit anti-essenzialistisch kultivierter Geltungsskepsis? Nicht zuletzt diese Frage gilt es auszuloten, um herauszufinden: wie es weitergehen kann mit anti-essenzialistischem Denken innerhalb der Soziologie. 

Diesem Denken nähert sich das Projekt von drei Seiten. Zum ersten durch eine systematische Rekonstruktion der zugehörigen Erkenntnislogik entlang von Schlüsselwerken, die den vier für die soziologische Gegenwart zentralen anti-essenzialistischen Theorierichtungen Pragmatismus, Poststrukturalismus, Systemtheorie und Netzwerktheorie zuzurechnen sind. Jenseits teils drastischer Unterschiede auf sozial- und gesellschaftstheoretischer Ebene, werden dabei erhellende Gemeinsamkeiten in wissenschaftstheoretischer Hinsicht deutlich – insbesondere in der gemeinsamen Abkehr von ontologischen, epistemologischen und methodologischen Essenzialismen. 

Zum zweiten durch eine historische Rekonstruktion wichtiger anti-essenzialistischer Denkfiguren entlang von disziplinprägenden Debatten um den Wahrheitsstatus von Aussagen über die Gesellschaft, insbesondere des frühen Methoden- und des Positivismusstreits sowie der Essenzialismus-Konstruktivismus-Debatte. Zum dritten schließlich durch die empirische, von einer qualitativen Diskursanalyse angeleitete Rekonstruktion des praktischen Einflusses anti-essenzialistischen Theoretisierens auf den gegenwärtigen politischen Diskurs. Gemeinsam machen diese drei Untersuchungsschritte das anti-essenzialistische Erkenntnisprogramm und seine Entwicklungsmöglichkeiten transparent.

Förderung: DFG
Laufzeit: 2013 - 2017
Projektleitung: Prof. Dr. Henning Laux
Projektbearbeitung: Dr. Ulf Bohmann