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Rekordbeteiligung an traditionsreicher Tagung

24. Werkstofftechnisches Kolloquium im Rückblick: Forschung und Industrie im Dialog auf den Gebieten der additiven Fertigung sowie der Werkstoff-, Oberflächen- und Fügetechnik

Das etablierte Werkstofftechnische Kolloquium (WTK) wagte in seiner 24. Edition den Schritt zur Internationalisierung mit einer englischsprachigen Konferenz in der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz. Der Einladung des Instituts für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnik (IWW) der Technischen Universität Chemnitz folgten etwa 220 nationale und internationale Teilnehmende, um sich in wissenschaftlichen Diskussionen auszutauschen und sich mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen.

In seiner Eröffnungsrede betonte Prof. Dr. Thomas Lampke, Inhaber der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik der TU Chemnitz, seine Zuversicht in die wissenschaftliche Gemeinschaft, die sich – entgegen weltweiter gesellschaftlicher Tendenzen – in einem respektvollen Miteinander auf anspruchsvollem fachlichem Niveau begegnet. Die Bedeutung des WTKs als Impulsgeber sowie traditionsreiche Diskussionsplattform wurde im Anschluss von Prof. Dr. Jonas Hensel, dem neuen Dekan der Fakultät für Maschinenbau der TU Chemnitz, hervorgehoben. Grußworte entrichtete zudem Prof. Dr. Lech Pawlowski (Universität Limoges, Frankreich), Ehrendoktor der Fakultät für Maschinenbau und internationaler Experte für thermisches Beschichten. Das Motto des Kolloquiums „Academia meets Industry“ wurde durch Impulsvorträge der teilnehmenden Industriepartner umgesetzt. In der Industrieausstellung präsentierten sich zudem die Unternehmen Kulzer GmbH, 3D-Micromac AG, Netzsch-Gerätebau GmbH, Chemnitzer Werkstoffmechanik GmbH, Kammrath & Weiss GmbH, Brenscheidt Galvanik Service GmbH, Diamant Polymer GmbH, CMMC GmbH, Carl Zeiss Microscopy GmbH, Cloeren Technology GmbH sowie Polytec GmbH an Informationsständen.

Das Konferenzprogramm bot in 62 Fachvorträgen vielfältige Einblicke in aktuelle Forschungs- und Entwicklungsthemen. So berichtete Dr. Klaus Nassenstein, Ehrendoktor der Fakultät für Maschinenbau und Geschäftsführer der GTV Verschleißschutz GmbH, in seinem Plenarvortrag über Innovationen im Bereich der Automatisierung von Anlagen für das thermische Spritzen sowie das Lasercladding. Weitere Highlights zum Themenkomplex thermisches Spritzen wurden u. a. vorgestellt von Dr. Šárka Houdková (VZU Pilsen, Tschechien) zum Potenzial von Laserstrukturierung als geometrisch bestimmte Vorbehandlung für das thermische Spritzen, von Dr. Lutz-Michael Berger (Fraunhofer IKTS, Dresden) zum technischen Stand plasmagespritzter Hartmetall-Schichten und zukünftigen Forschungspfaden sowie von Dr. Aleksandra Małachowska (Universität Wrocław, Polen), die über Verschleißschutzschichten aus Hadfield-Stahl berichtete. In der Session „Verbundwerkstoffe“ referierte Prof. Dr. Bodo Fiedler (Universität Hamburg) in seinem Übersichtsvortrag über die großen Herausforderungen hinsichtlich des korrekten Bestimmens mechanischer, elektrischer und thermischer Eigenschaften von Hochleistungsverbundwerkstoffen.

Auch über neue Aspekte in der Galvanotechnik wurde ausführlich diskutiert. Erstmals auf dem WTK war Dr. Markus Guttmann (KIT Karlsruhe) mit einem Übersichtvortrag zum Potenzial der Galvanoformung, mit der sich nicht nur metallische Werkzeuge für das Spritzgießen und Prägen sondern u. a. auch Produkte für die Mikro- und Nanotechnik herstellen lassen. Zahlreiche Beiträge setzten sich mit den Verfahren und der Anwendung der additiven Fertigung auseinander, so auch die Übersichtsvorträge von Prof. Gerald Wilhelm (Hochschule München) zu partikelverstärkten Metallmatrix-Verbundwerkstoffen hergestellt durch MSG-Auftragschweißen sowie von Prof. Olaf Keßler (Universität Rostock) zu pulverbettbasiertem Laserstrahlschmelzen und der Wärmebehandlung von Aluminiumbauteilen. Über die hybride, elektrochemische Bearbeitung von 3D-gedruckten Bauteilen referierte Dr. Wolfgang Hansal (EGM Institut, Österreich) und zeigte damit die Potenziale der additiven Fertigung und maßgeschneiderter elektrochemischer Oberflächentechnik auf.

Durch vielfältige wissenschaftlich tiefgehende Fachbeiträge wurde die wachsende Bedeutung transdisziplinärer Forschung auf dem 24. Werkstofftechnischen Kolloquium herausgestellt. So stellte in Keynotes Prof. Dr. Robert Vaßen (Forschungszentrum Jülich) thermisch beschichtete Schutzschichten in Polymerelektrolytmembran-Wasserelektrolyseuren vor und Dr. Andreas Zaffora (Universität Palermo, Italien) zeigte galvanisch abgeschiedene, poröse Schichten zur Funktionalisierung von Elektroden für die alkalische Wasserelektrolyse. Weitere einschlägige Vorträge schlossen sich an.

Ferner wurde ein sich abzeichnender neuer Trend hin zur „Menschzentrierten Produktion“ aufgegriffen und wissenschaftlich diskutiert. So referierte Dr. Norbert Huchler (ISF München) über „Menschenzentriertes Design“ als bedeutenden, wertschöpfenden Faktor und ging dabei auf die Gestaltung nachhaltiger Beziehungen zwischen Mensch und Technik ein. In diesem Umfeld führten während des zweitägigen Kolloquiums die Mitarbeiterinnen der Abteilung Human-Cyber-Physical Systems der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik begleitend eine Experimentalstudie zur Erforschung von Informationsvisualisierungen für den Anwendungskontext des Atmosphärischen Plasmaspritzens durch, an der sich viele Expertinnen und Experten beteiligten.

Viel Interesse fanden zudem die Plenarvorträge von Dr. Lukas Wojarski (TU Dortmund), der über den Einsatz digitaler, interaktiver Labore in der Hochschullehre sprach, sowie von Prof. Dr. Sebastian Härtel (BTU Cottbus), der zukunftsweisende Konzepte für das Recycling von metallischen Spanabfällen mithilfe additiver Technologien vorstellte.

Das Vortragsprogramm wurde durch 13 Poster-Beiträge ergänzt, die auch in Kurzvorträgen vorgestellt wurden. Das Auditorium zollte diesem kurzweiligen Vortragsformat große Aufmerksamkeit. Anhand einer elektronischen Abstimmung wurden die drei besten Poster gewählt und während der Abendveranstaltung am ersten Konferenztag mit dotierten Preisen geehrt. Den 1. Platz errang Pratidhwani Biswal (Fraunhofer IGP Rostock), den 2. Platz Robert Rimpl (TU Chemnitz) und den 3. Platz Lukáš Václavek (Universität Olomouc, Tschechien). Die Abendveranstaltung fand erstmals im Hotel Chemnitz Hof statt. Neben dem sozialen Austausch in einem informellen Rahmen wurde der Abend durch einen kurzweiligen Vortrag von Dr. Barbara Waske (Industriemuseum Chemnitz) zum Thema „Tales of Transformation“ bereichert. Die gleichnamige Ausstellung ist Teil des Kulturhauptstadtprogramms und zeigt auf, wie Chemnitz als Industriestadt mit Höhen und Tiefen seinen Weg hin zur europäischen Kulturhauptstadt genommen hat.

Den Abschlussvortrag hielt Prof. Dr. Shrikant Joshi (Universität West, Trolhättan, Schweden), der als Mitglied der Hall-of-Fame der Thermal Spray Society (TSS) seit April 2025 als Visiting Scholar am IWW vielfältige wissenschaftliche Aktivitäten mitgestaltet. Angesicht steigender Anforderungen im Bereich der Werkstoff- und Oberflächentechnik gewährte der Referent Einblicke in technologische Fortschritte, Verfahrensentwicklungen, Eigenschaftssteigerungen und neue Einsatzgebiete, die sich aus intensiver grundlagen- und anwendungsgetriebener Forschung auf dem Gebiet des thermischen Spritzens ergeben haben. In seinen Schlussworten dankte der geschäftsführende Institutsdirektor des IWW, Prof. Dr. Guntram Wagner, allen Teilnehmenden und den Organisatoren für die vielfältigen wissenschaftlichen Beiträge und die sich stets anschließende rege Fachdiskussionen. Im Anschluss an den offiziellen Teil machten erfreulicherweise etliche Teilnehmende von dem Angebot Gebrauch, sich in vier parallelen Laborrundgängen einen Einblick in die moderne Forschungsinfrastruktur des IWW zu verschaffen.

Die Veranstalter sehen sich durch den großen Zuspruch bestärkt, in zwei Jahren am gleichen Ort das 25. Werkstofftechnische Kolloquium durchzuführen.

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Thomas Lampke, E-Mail thomas.lampke@mb.tu-chemnitz.de, und Niclas Hanisch, E-Mail niclas.hanisch@mb.tu-chemnitz.de

(Autor: Niclas Hanisch)

Mario Steinebach
09.04.2025

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