Bachillerato Popular - Paulo Freire
In Argentinien gibt es ein eingliedriges Schulsystem. Nach 12 Jahren erhalten die Schüler alle den gleichen Abschluss, „bachillerato“ genannt. Aufgrund der großen Armut im Land und der hohen Rate an Teenagerschwangerschaften ist die Zahl der Schulabbrecher sehr groß. Angesichts der ernsten Probleme wurde viel Kritik am Schulsystem und somit auch an der Art des Unterrichts der Schulen geübt. In den 1990er Jahren kam es schließlich zu einem Umbruch im argentinischen Schulsystem. Es wurden neue Bildungseinrichtungen die „Bachilleratos populares“ für Erwachsene gegründet, um einen anderen Bildungsvorschlag zu entwickeln. Diese werden von linken Organisationen, Stadtteilgruppen und Bildungskollektiven betrieben. Wie an herkömmlichen Schulen werden Unterrichtsfächer wie Mathematik und Literatur angeboten. Ergänzend werden handwerkliche und künstlerische Fächer unterrichtet. Die Schüler sind in der Mehrzahl Frauen, meistens Mütter, im Alter von 16 bis 75 Jahren. Der Unterrichtet findet an vier Wochentagen abends statt. Die Lehrer arbeiten alle ehrenamtlich. Das entscheidende Merkmal der „Bachilleratos populares“ jedoch ist die Art des Unterrichts. Der Lehrplan wird gemeinsam von Lehrern und Schülern diskutiert und verändert. Auch das herkömmliche „Schüler-Lehrer-Verhältnis“ soll auch aufgebrochen werden. So sitzen die Lernenden zusammen mit den Lehrern in einem Stuhlkreis wodurch die Hierarchie aufgebrochen werden soll.