Jahrestagung #AKPF24
Am 10. und 11. Oktober 2024 versammelten sich zahlreiche Wissenschaftler:innen im Alten Heizhaus der TU Chemnitz zur Jahrestagung des Arbeitskreises Parteienforschung (AKPF) der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW). Unter dem Motto „Parteien in Mehrebenensystemen: parlamentarische und gouvernementale Implikationen aktueller Wahlen“ diskutierten die Teilnehmenden in insgesamt fünf Panels mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen Themen v.a. rund um die jüngsten Landtags- und Kommunalwahlen sowie deren Auswirkungen. Veranstalter war die Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich.
Als Einstimmung fand unmittelbar vor den ersten Fachvorträgen eine Stadtführung mit dem Titel "C the Unseen" statt, die den Tagungsteilnehmenden die Möglichkeit bot, den Veranstaltungsort Chemnitz kennenzulernen. Organisiert und durchgeführt wurde sie von Melissa Mehner und Toni Suhr der Fachgruppe Europäische Geschichte.
Den Auftakt bildete eine vergleichende Analyse der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen durch Kerstin Völkl von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Anschluss widmete sich Anna-Sophie Heinze (Universität Trier) dem Wahlverhalten junger Menschen und deren Beziehung zur AfD. Manès Weisskircher von der TU Dresden beleuchtete die affektive Polarisierung in Bezug auf erneuerbare Energien. Im zweiten Schwerpunkt wurde die Entwicklung der AfD in den Blick genommen: Benjamin Höhne (TU Chemnitz) analysierte das Spannungsfeld zwischen Mainstreaming und Rechtextremismus, in dem sich die AfD bewegt. Nikolas Dietze von der Universität Leipzig untersuchte die AfD im kommunalen Kontext. Christian Stecker (TU Darmstadt) diskutierte die Frage, wie Wähler:innen auf die „Brandmauer“ zur AfD blicken und warb für einen flexibleren Umgang mit dieser.
Den Abschluss fand der erste Tag durch eine Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen der sächsischen Landtagsparteien. Moderiert von Benjamin Höhne und Anna-Sophie Heinze nahmen Rico Gebhardt (MdL, DIE LINKE), Valentin Lippmann (MdL, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Albrecht Pallas (MdL, SPD), Sophie Pojar (CDU) und Nico Rudolph (MdL, BSW) mögliche neue Regierungskonstellationen in Ostdeutschland in den Blick. Zuvor äußerten sie sich teils selbstkritisch zum Wahlergebnis ihrer Partei und deren organisatorische und strategische Aufstellung vor der Bundestagswahl 2025.
Der zweite Tag stand im Zeichen des Binnenlebens von Parteien. Uwe Jun und Marius Minas von der Universität Trier stellten ihre Analyse der Gründe für und Hindernisse bei der politischen Partizipation in Parteien vor. Arndt Leininger (TU Chemnitz) stellte die Frage, wann und warum Parteien direkte Demokratie unterstützen. Eric Linhart (TU Chemnitz) präsentierte Ergebnisse zur Nutzung populistischer Stilmittel in der visuellen Kommunikation von Parteien. Zum Abschluss standen Parteien in Parlamenten und Regierungen im Fokus: Antonios Souris (Freie Universität Berlin) beleuchtete die diskursiven Strategien im „Blame Game“ föderaler Gesetzgebungsdebatten. Werner Krause (Universität Potsdam) analysierte die Rolle von Meinungsumfragen für den elektoralen Erfolg kleiner Parteien. Moritz Uhlig (TU Chemnitz) schloss die Tagung mit einer Analyse der Produktivität spanischer Minderheitsregierungen ab.
Durch die intensiven Diskussionen und vielfältigen Beiträge bot diese Parteientagung den ca. 40 Teilnehmenden umfassende Forschungseinblicke in aktuelle politische Entwicklungen und zukünftige politische Weichenstellungen innerhalb der komplexen Wechselwirkungen des parteipolitischen Mehrebenensystems.
Fotos: Private Aufnahmen