Pressemitteilung vom 13.12.1999
In der Forschung liegen oft die kleinen Unis vorn
In der Forschung liegen oft die kleinen Unis vornIn den neuen Bundesländern belegt die Chemnitzer Uni mit vier SFBs Rang 1
Wann ist eine Uni gut? Wenn dort erstklassig geforscht und gelehrt wird. Doch wie misst man das? Nun, in der Forschung ist zum Beispiel die Zahl der Sonderforschungsbereiche (SFBs) ein guter Anhaltspunkt. Solche SFBs richtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Wissenschaft, an den Unis ein. Dort wird Spitzenforschung auf internationalem Niveau betrieben.
285 Sonderforschungsbereiche gibt es insgesamt an den deutschen Unis (Stand: 1.1.2000), 630 Millionen Mark wird die DFG im nächsten Jahr dafür ausgeben. Deshalb prüft sie sehr genau, an wen sie ihre Gelder gibt: Sie will Leistung und Erfolge sehen. Anträge auf neue Sonderforschungsbereiche werden daher reihenweise abgeschmettert - ihre Begründungen reichen den Maßstäben der gestrengen Prüfer nicht aus. Zum Jahreswechsel richtet die DFG 21 neue Sonderforschungsbereiche ein - beantragt worden waren 31. Gleichzeitig werden 19 Sonderforschungsbereiche geschlossen.
Von den 21 neuen Bereichen entsteht nur einer in den neuen Bundesländern - an der Technischen Universität Chemnitz. Der SFB Nr. 457 "Hierarchielose regionale Produktionsnetze - Theorien, Modelle, Methoden und Instrumentarien" ist bereits der vierte an der Chemnitzer Uni und der zweite an der Maschinenbau-Fakultät. Daneben arbeiten hier bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich die Sonderforschungsbereiche Nr. 283 "Prozessketten der Massivumformung unter Aspekten der Produktivität und Umweltverträglichkeit", Nr. 379 "Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays" und Nr. 393 "Numerische Simulation auf massiv parallelen Rechnern". Das macht die Chemnitzer Uni zu einer der forschungsstärksten in Deutschland.
Die meisten SFBs, 16, gibt es an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. An der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sind 14, an der TU München 13 angesiedelt. Danach folgen Stuttgart mit 11 und Erlangen mit 10 SFBs. Chemnitz landet mit seinen vier Sonderforschungsbereichen auf Platz 26 der 59 geförderten Unis. Vierzehn Hochschulen haben nur eine der prestigeträchtigen Einrichtungen in ihren Mauern - rund ein Dutzend Unis kann nicht mal eine einzige vorweisen.
Doch wenn man die Forschungsstärke einer Uni beurteilen will, darf man nicht nur nach der Zahl der Sonderforschungsbereiche gehen - man muss sie vielmehr in Beziehung zur Zahl der Professoren setzen. Und da liegt die Chemnitzer Uni mit 2,31 SFBs auf 100 Professoren bundesweit auf Platz 7 (siehe Tabelle 1 am Ende dieser Pressemitteilung). Sie ist auch die beste Uni in den neuen Bundesländern - als einzige Ost-Uni konnte sie sich unter den ersten 20 platzieren, weit vor Weimar mit 1,25 und Dresden mit 1,02 SFBs auf jeweils 100 Professoren (Tabelle 2). Kein Wunder: Dresden hat zwar sechs Sonderforschungsbereiche - zwei mehr als Chemnitz - aber dafür auch dreieinhalb Mal so viel Professoren, Jena mit ebenfalls vier SFBs immerhin noch mehr als doppelt so viele.
Mit Ausnahme der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (Platz 1 der Gesamtliste) und der Uni Stuttgart (Platz 2) sind auf den vorderen Rängen nur kleine, innovative Unis zu finden: auf Platz 3 die Tierärztliche Hochschule Hannover, gefolgt von Konstanz und Karlsruhe. Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), mit fast 60.000 Studenten und über 800 Professoren Deutschlands größte Uni, schafft trotz ihrer 14 Sonderforschungsbereiche gerade noch Platz 17, die Groß-Unis in Köln, Münster, Hamburg, Bonn oder Frankfurt landen jenseits des 20. Platzes.
Eine Tabelle, die auf die gleiche Weise berechnet wurde, hat vor zwei Jahren - fußend auf Zahlen von 1995 bis 1997 - auch der Wissenschaftsrat herausgegeben. Dieses renommierte Gremium berät Regierungen des Bundes und der Länder, wenn es um die Weiterentwicklung der Hochschulen, um Wissenschaft und Forschung geht.
Übrigens brauchen sich auch die Leistungen der Chemnitzer Lehre sich nicht zu verstecken: Erst im April 1999 kam die Uni in einer Rangliste des "Spiegel" auf Platz 2, im Sommer 1997 im "Focus" gar auf Platz 1, als nach Ausstattung und Betreuung gefragt wurde. Da kann man einem Abiturienten kaum einen anderen Rat geben als diesen: Auf nach Chemnitz!
Tabelle 1:
Wo am meisten geforscht wird: So viele Sonderforschungsbereiche kommen auf jeweils 100 Profs (Stand: 1.1.2000)
1. Aachen 4,12 2. Stuttgart 3,86 3. Hannover, TiHo 3,23 4. Konstanz 2,91 5. Karlsruhe 2,89 6. München, TU 2,72 7. Chemnitz 2,31 8. Clausthal 2,20 9. Erlangen-Nürnberg 1,96 10. Tübingen 1,89 11. Göttingen 1,87 12. Mainz 1,83 Würzburg 1,83 14. Bochum 1,82 Heidelberg 1,82 Ulm 1,82 17. München, LMU 1,73 18. Freiburg 1,71 Hamburg-Harburg 1,71 20. Berlin, TU 1,65
Tabelle 2:
Welche Uni in den neuen Bundesländern forscht am meisten? Die Rangliste Ost
So viele Sonderforschungsbereiche kommen auf jeweils 100 Profs (Stand: 1.1.2000)
1. Chemnitz 2,31 2. Weimar 1,25 3. Dresden 1,02 4. Jena 0,98 5. Freiberg 0,84 6. Magdeburg 0,81 7. Halle-Wittenberg 0,48 8. Greifswald 0,41 9. Leipzig 0,4
Noch keine Sonderforschungsbereiche haben die Unis in Cottbus, Frankfurt/Oder, Ilmenau, Potsdam und Rostock.
(Autor: Hubert J. Gieß)