Internationale Lehrveranstaltungen über Grenzen hinweg
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) fördert Projekt „Advanced Functional Materials international“ (AFMint)
An der Technischen Universität Chemnitz startet das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit etwa 100.000 Euro geförderte Projekt „Advanced Functional Materials international“ (AFMint) als gemeinsames Projekt des Internationalen Universitätszentrums, der Professur Halbleiterphysik (Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn) und der Professur Koordinationschemie (Prof. Dr. Michael Mehring). Darin wird das Ziel verfolgt, gemeinsam mit Prof. Dr. Romulus Tetean (Physik) und Prof. Dr. Cristian Silvestru (Chemie) von der Babeș-Bolyai University in Cluj-Napoca, Rumänien, zwei internationale Master-Module zu entwickeln. In den internationalen Modulen sollen ab dem Sommersemester 2021 Lehrende und Studierende beider Universitäten an denselben Lehrveranstaltungen teilnehmen.
Dabei finden Vorlesungen gleichzeitig an beiden Universitäten statt und werden live in den Vorlesungssaal der Partneruniversität gestreamt, oder zwei Seminarräume werden über Video-Konferenz-Systeme zu einem gemeinsamen Seminarraum zusammengeschlossen. In Praktika arbeiten Studierende beider Universitäten in internationalen Lerngruppen an gemeinsamen Projekten und nutzen dafür gemeinsame digitale Lehr-Lern-Räumen und weitere digitale Tools. Es wird angestrebt, die neu entwickelten Module an der TU Chemnitz in den Master-Studiengang Advanced Functional Materials zu integrieren – an der Babeș-Bolyai University können sich Studierende die Module in zahlreichen Master-Studiengängen anrechnen lassen. Die Projektpartner der Babeș-Bolyai University blicken erwartungsfroh auf das gemeinsame Projekt: „Ich freue mich ganz besonders darüber, dass die langjährige Kooperation der Fachbereiche Chemie und Physik unserer Universitäten nun auch Einzug in die universitäre Lehre hält“, so Prof. Dr. Daniel David, Rektor der Babeș-Bolyai University.
Neue digitale Formate für die internationale universitäre Lehre
Das Projekt AFMint ist Teil der Ausschreibung „International Virtual Academic Collaboration“ (IVAC), durch die der DAAD auf die Herausforderungen der Corona-Krise für die Internationalisierung der Hochschulen reagiert. Ziel ist es, die an deutschen Hochschulen entwickelten Kapazitäten für das digitale Lehren und Lernen mit Internationalisierungsmaßnahmen zu verknüpfen (internationalization@home). Diese sogenannten virtuellen Mobilitäten seien eine wertvolle Ergänzung zu Auslandssemestern, um auch während regulärer Semester in Chemnitz oder Cluj-Napoca internationale Erfahrungen sammeln zu können, so Dr. Benny Liebold, Projektleiter und Geschäftsführer des IUZ. Im mit rund 5,5 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Programm erreichte den DAAD eine unerwartet hohe Anzahl an Projektanträgen. Das Projekt AFMint der TU Chemnitz zählt zu den knapp 50 ausgewählten Projekten, in denen nun internationale Module entwickelt werden.
Innovative Konzepte für die Lehre notwendig
Internationale Module stellen Universitäten und Lehrende vor völlig neue Herausforderungen – es muss nicht nur gewährleistet werden, dass die erbrachten Leistungen angerechnet werden können, es müssen vor allem auch Lösungen dafür gefunden werden, Lehrende und Studierende zweier Universitäten zu einer Gruppe zusammenzuführen. Im Projekt AFMint wird deshalb auf eine große Bandbreite an Formaten gesetzt – besonders herausfordernd sind dabei Praktika, die üblicherweise im Labor durchgeführt werden. „Wir wollen die Schreibtische der Studierenden in ein gemeinsames virtuelles Labor verwandeln“, so Zahn, der in seinen Lehrveranstaltungen einen Fernzugriff auf Laborexperimente einrichten möchte. Auch Mehring möchte den Studierenden die praktische Arbeit im Chemie-Labor möglichst nah bringen: „Die Versuchsdurchführung werden wir durch anschauliche Lehr-Videos vermitteln – jede internationale Lerngruppe bekommt dabei einen eigenen echten Labor-Datensatz für die Auswertung.“ Die entwickelten didaktischen Konzepte und Erfahrungen werden am Ende des Projekts für andere Lehrende der TU Chemnitz und darüber hinaus aufbereitet, um sie bei der Umsetzung eigener internationaler Module zu unterstützen.
(Autor: Dr. Benny Liebold)
Mario Steinebach
09.11.2020