TU Chemnitz vergab Preise für herausragende Leistungen in Lehre, Forschung und Transfer
Innovative Lehre, erfolgreiche Projektakquise aus EU-, BMBF- und Industrie-Mitteln sowie erfolgreiche Einführung von Weiterbildungsangeboten wurden gewürdigt
Die Technische Universität Chemnitz vergab in diesem Jahr vier Lehrpreise, drei Forschungspreise sowie einen Transferpreis. Die Lehrpreise dienen der Förderung der Lehr- und Lernkultur an der Universität, sie nehmen einzelne Lehrveranstaltungen in den Blick und wollen dabei herausragendes Engagement der Lehrenden würdigen. Die Forschungspreise würdigen eine erfolgreiche Erstantragstellung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die erfolgreiche Erstantragstellung eines industriefinanzierten und eines von der Europäischen Union finanzierten Forschungsprojektes. Mit dem Transferpreis zeichnet die TU Chemnitz herausragende Transferaktivitäten im Bereich der Weiterbildung aus. Der Lehrpreis für einen vorbildlichen Studiengang ist mit 5.000 Euro dotiert, alle weiteren Preise jeweils mit 1.000 Euro.
„Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – einschließlich unserer Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler – leisten Herausragendes in den Bereichen Forschung, Lehre und Transfer. Um dies zu würdigen, vergeben wir seit vier Jahren die Forschungs-, Lehr- und Transferpreise“, sagt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz. „Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Jahres 2021 sehr herzlich, danke ihnen vielmals für ihr äußerst beeindruckendes Engagement – unter den erschwerten Bedingungen der Covid-19-Pandemie – und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg“, so der Rektor weiter.
„Studiengangsbezogener Lehrpreis“ für kontinuierliche Qualitätsentwicklung und exzellente Lehre
Der mit 5.000 Euro am höchsten dotierte „Studiengangsbezogene Lehrpreis“ zeichnet einen Studiengang aus, der auf vorbildliche Weise für die Umsetzung exzellenter Lehre steht. Geehrt wurde in diesem Jahr der Masterstudiengang „Human Movement Science“. Dieser Masterstudiengang ist „klein und sehr fein“ – dies stellten neben externen Gutachterinnen und Gutachtern im Rahmen des internen Akkreditierungsverfahrens auch universitäre Gremien fest. Die Auszeichnung des forschungs- und anwendungsnahen Studiengangs ergibt sich durch zahlreiche internationale Kooperationen, die den Studierenden Erfahrungen im Ausland ermöglichen sowie eine didaktisch vielfältige und disziplinübergreifende Konzeption. Die exzellente Ausstattung mit modernster Forschungstechnologie steht Studierenden für eigenständige Forschungstätigkeit in Projekten und Praktika zur Verfügung. Die Nominierung des Studiengangs für den Lehrpreis wurde durch ein sehr positives Votum der Studierenden unterstützt. Hervorgehoben wurden die Begeisterung und der engagierte Einsatz der Lehrenden. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Preisgeld soll verwendet werden für Marketingmaßnahmen zur Verbesserung der Wahrnehmung und Popularität des Studiengangs.
Lehrpreis für den lernförderlichen Einsatz digitaler Technologien
In diesem Jahr wurde der „Lehrpreis für den lernförderlichen Einsatz digitaler Technologien“ doppelt verliehen, daher erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger ein Preisgeld von jeweils 500 Euro. Der erste der beiden Lehrpreise wird an das Konzept „Arbeitswissenschaftlich innovativ – digitale Tools zur Lerner:innenzentrierten Gestaltung universitärer Lehre“ der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement verliehen. Deren Leiterin Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann sowie Dr. Kerstin Börner und Aline Lohse konzipierten einen digitalen Lehr-Lernraum für die Grundlagenvorlesung der Professur, der von Studierenden aus bis zu 30 verschiedenen Studiengängen besucht wird. Das Konzept ermöglicht die themenadäquate Begleitung der Studierenden vom Basiswissen bis zur Anwendungsfähigkeit: Methoden- und Fachwissen wird digital-gestützt reflektiert und komplexe Übungsaufgaben praxisorientiert angewendet. Dies gelingt durch den Einsatz von visuellen, audio-visuellen, auditiven, interaktiven, synchronen und asynchronen Lehr-Lernmaterialien, wobei für jede Lehreinheit interaktive Web Based Trainings, klassische Skripte sowie Selbsttests zur Verfügung stehen. Insbesondere die „Expert:innen-Tutorials“ mit Musterlösungen, die eigenproduzierten Interviews mit Expertinnen und Experten für Einblicke in die unternehmerische Praxis sowie die professoralen Podcasts mit Bezug zur Berufspraxis zeigen das herausragende Engagement. Die konzeptionelle Vielfalt der Lehr-Lernmaterialien ermöglicht die individuelle Auseinandersetzung der Studierenden mit den Lehrinhalten, persönliche Lernwege und eine optimale Vorbereitung auf die digitale Online-Klausur.
Dr. Daniel Pietschmann vom Institut für Medienforschung erhielt den zweiten „Lehrpreis für den lernförderlichen Einsatz digitaler Technologien“ für das Modul „Wissenschaftliche Praxis“. Wissenschaftliches Arbeiten und Wissenschaftliches Schreiben zählen zu den Basiskompetenzen eines universitären Studiums. Mit den beiden Übungen für Studierende im ersten Studienjahr der Bachelorstudiengänge Medienkommunikation sowie Informatik und Kommunikationswissenschaften werden selbstgesteuertes Lernen mit Feedback und Diskussionen in Live-Veranstaltungen mittels BigBlueButton kombiniert. Alltagsnahe Beispiele und Übungen bereiten erste eigene wissenschaftliche Arbeiten praxisnah vor. Über einen digitalen OPAL-Raum werden Zeitplan, erforderliche Leistungen sowie Links auf die Literatur und Exkursmaterial zur Verfügung gestellt. Das Kursforum ermöglicht einen einfachen Austausch untereinander. Das Lernmaterial ist um individuelle Aufgaben zur Selbstkontrolle und um mit anderen Studierenden geteilte Aufgaben konstruiert. Bei den geteilten Aufgaben geben sich die Studierenden untereinander in anonymen Peer-Reviews Feedback, bevor die Aufgaben live besprochen werden. Ergänzend kommen Multiple-Choice-Selbsttests am Ende von Lerneinheiten und Musterlösungen für die Aufgaben zum Einsatz. Für jede Lerneinheit stehen mehrere kurze Videos über Videocampus Sachsen bzw. als Download-Video und PDF über OPAL zur Verfügung. Dieser Lehrpreis wurde gesponsert von der msg systems ag.
Lehrpreis für innovative Lehre
Für das Lehrkonzept „Mathematische Grundlagen von Big Data Analystics“ wurde im Jahr 2021 der „Lehrpreis für innovative Lehre“ an Prof. Dr. Vladimir Shikhman und David Müller, Professur Wirtschaftsmathematik, verliehen. Besonders gewürdigt wurde, dass es sich bei Big Data Analytics um ein ziemlich neues Lehrfach, national wie international, handelt, das keinerlei gestandene Lehrinhalte aufweist. In der Vorlesung und der Übung für die Masterstudiengänge Finance und Business Intelligence & Analytics der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften sowie der Masterstudiengänge Data Science und Mathematik an der Fakultät für Mathematik entwickeln die Studierende fundiertes Wissen über mathematische Grundlagen von Big Data Analytics. Die Inhalte wurden so strukturiert, dass jeweils ein Kapitel eine andere Technik aus Big Data Analytics präsentiert, nämlich über Ranking, Online-Lernen, Empfehlungssysteme, Klassifikation, Clustering, Regression, Neuronale Netze und Entscheidungsbäume. Ökonomische Anwendungen mit Big Data Bezug werden mathematisch präzise aufbereitet. Das sind u. a. Markentreue, Portfolioselektion, Kreditprüfung, Qualitätskontrolle, Kundensegmentierung und Asset Pricing. Interdisziplinäre Anwendungen werden ebenfalls erläutert, zum Beispiel DNA-Sequenzierung, Themenextraktion, Community-Erkennung, komprimierte Signalerfassung, Spam-Filterung und Schach-Engines. Durch Veröffentlichung in einem Lehrbuch wurde so ein interdisziplinärer Themenkanon für Big Data Analytics geschaffen, ergänzt durch aufwändig ausgearbeitete Motivationsbeispiele und Fallstudien. Man orientiert sich dabei an einem Ausgangsproblem, für welches fachspezifische Lösungen entwickelt werden. Die spätere berufliche Auseinandersetzung mit konkreten Problemen wird so vorbereitet. Das Lehrveranstaltungsangebot wird ergänzt durch 15-minütige Podcasts. Dieser Lehrpreis wurde gesponsert von der GPP Chemnitz – Gesellschaft für Prozessrechnerprogrammierung mbH.
Lehrpreis für lehrende Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen
2021 wurde der „Lehrpreis für lehrende Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen“ an Dr. Freddy Sichting von der Professur Bewegungswissenschaften (Leitung: Prof. Dr. Thomas Milani) für sein vielfältiges Engagement in der Lehre und die gelungene Verbindung von Forschung und Lehre vergeben. Zum Portfolio von Sichting gehören Vorlesungen, Seminare und Übungen in synchroner und interaktiver sowie asynchroner Form in deutscher und englischer Sprache. Er nutzt verschiedene Lehrmethoden und setzt Online-Videos und Live-Feedback-Systeme sowie Skripte, Motivationsfragen und aktive Pausen ein. Die Aufzeichnung zu seinen Lehrveranstaltungen ermöglicht den Studierenden eine individuelle Nachbereitung. Er betreute zahlreiche Projekt-, Praktikums- und Abschlussarbeiten. Gerade in Projekt- und Abschlussarbeiten gelingt die Verknüpfung von Forschung und Lehre, aber auch in Lehrveranstaltungen integriert der Nachwuchswissenschaftler die Ergebnisse seiner eigenen Forschung. Sichting zeichnet sich durch eine ausgeprägte Begeisterung für sein Fachgebiet aus und vermag diese an Studierende weiterzugeben. Seine Lehrveranstaltungen wurden regelmäßig hervorragend evaluiert.
Forschungspreis in der Kategorie „DFG/BMBF – Forschungspreis für eine erfolgreiche DFG-Erstantragstellung oder eine erste erfolgreiche Akquise eines BMBF-geförderten Projektes“
Dr. Franziska Nestler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Angewandte Funktionalanalysis an der Fakultät für Mathematik, erhielt die Auszeichnung der TU Chemnitz in der Kategorie „DFG/BMBF – Forschungspreis für eine erfolgreiche DFG-Erstantragstellung oder eine erste erfolgreiche Akquise eines BMBF-geförderten Projektes“. Nestler warb erfolgreich Fördermittel von ca. 1,6 Millionen Euro für den Aufbau einer Nachwuchsforschungsgruppe im Bereich „Künstliche Intelligenz“ ein. Die Förderung für das Projekt „Schnelle Algorithmen für transparente Empfehlungssysteme“ (SAlE) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung von KI-Nachwuchswissenschaftlerinnen“ über einen Zeitrahmen von vier Jahren zur Verfügung gestellt. Damit gehört das Projekt der Mathematikerin zu 20 bundesweit exzellenten Vorhaben, die nach einem zweistufigen und hochkompetitiven Verfahren ausgewählt wurden und gefördert werden. Im Fokus des Vorhabens stehen Fragestellungen zur effizienten Behandlung großer, hochdimensionaler Datenmengen (Big Data). Dieser Forschungspreis wurde gesponsert von der Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.
Forschungspreis in der Kategorie „Industrie – Erste erfolgreiche Akquise eines industriefinanzierten Forschungsprojektes“
Den Forschungspreis 2021 der TU Chemnitz in der Kategorie „Industrie – Erste erfolgreiche Akquise eines industriefinanzierten Forschungsprojektes“ erhielt Maximilian Goller, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Leistungselektronik. Goller erhielt die Auszeichnung für das Projekt „Ruggedness and Reliability of GaN Power Device“. Ziel des Projektes ist die Untersuchung der Zuverlässigkeit und Robustheit von Gallium Nitrid (GaN) basierten Leistungshalbleitern. Diese ermöglichen eine effizientere Energiewandlung und stellen eine Schlüsseltechnologie zur Einsparung elektrischer Energie dar. Der Anwendungsbereich von GaN in der Leistungselektronik umfasst neben Schaltnetzteilen für Consumer Elektronik und IT-Anlagen auch Anwendungen zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie Stromversorgungen für kabelloses Laden, 5G und das Internet der Dinge. Dieser Forschungspreis der TU Chemnitz wurde von AKKA Technologies gefördert.
Forschungspreis in der Kategorie „EU – Erste erfolgreiche Projektakquise aus EU-Mitteln“
Der Forschungspreis der TU Chemnitz in der Kategorie „EU – Erste erfolgreiche Projektakquise aus EU-Mitteln“ wurde 2021 vergeben an Prof. Dr. Daisy Nestler, Leiterin der Stiftungsprofessur Textile Kunststoff- und Hybridverbunde an der Fakultät für Maschinenbau, für das Projekt „Ceramics with sensing capabilities for high-temperature applications, CENTAUR“. Das Projekt unter der Leitung der TU Chemnitz zielt auf die Herstellung funktionalisierter, innovativer Verbundwerkstoffe ab, die in Bereichen hochgradiger Belastungen, wie zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Automobilbranche, angewendet werden sollen. Das von Nestler koordinierte Projekt CENTAUR wurde im M-ERA.Net, einem EU-Forschungsnetzwerk zur Unterstützung und Koordinierung der EU-Forschungsförderung zu Themen der Materialwissenschaft, erfolgreich eingereicht. Drei unabhängige EU-Gutachter bescheinigten dem Projekt ehrgeizige Ziele mit einem bahnbrechenden Innovationsgrad und einen Quantensprung in der Verarbeitung funktionalisierter oxidischer faserverstärkter Keramiken. Dieser Forschungspreis wurde gesponsert von der wohnen in chemnitz gmbh.
Transferpreis in der Kategorie „Weiterbildung, Lebenslanges Lernen und weitere gesellschaftlich relevante Beiträge“
Den Transferpreis in der Kategorie „Weiterbildung, Lebenslanges Lernen und weitere gesellschaftlich relevante Beiträge“ erhielt Anna Lanfermann von der Fakultät für Maschinenbau und ihr Team für Konzeption, Mittelakquise und Umsetzung des „textil trainers“, einer digitalen Lernplattform für die sächsische Textilbranche. Neben einer hohen gesellschaftlichen Relevanz des Themas werden auch der Einsatz innovativer methodischer Lehr-/Lernansätze und innovativer Technologien, die Übertragbarkeit des Ansatzes sowie der hohe Reifegrad hervorgehoben. Die Plattform, auf der das textile Grundlagenwissen anschaulich und verständlich aufbereitet und kostenfrei zugänglich gemacht wurde, ist über die Webseite www.textil-trainer.de zu erreichen – aktuell sind 24 Kurse verfügbar. Dieser Transferpreis wurde gesponsert von der TUCed – An-Institut für Transfer und Weiterbildung GmbH.
Weitere Ehrungen im Jahr 2021: https://www.tu-chemnitz.de/tu/veranstaltungen/ehrungen/index.html
Mario Steinebach
15.12.2021