Künstliche Intelligenz und Führung: Wie der Einsatz von KI-Systemen gelingt
Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Professorin für Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement an der TU Chemnitz, zählt zu den Autorinnen und Autoren des aktuellen Whitepapers der Plattform Lernende Systeme
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt – und damit auch die Führung in Unternehmen und Institutionen. KI-Systeme können Führungskräften wiederkehrende standardisierbare Aufgaben abnehmen und Prozesse automatisieren, etwa das Erstellen von Dienstplänen, Aufgabenzuteilung oder die Budgetkontrolle. Mithilfe von Methoden des Maschinellen Lernens können sie in kurzer Zeit große Mengen von Betriebsdaten oder Kennzahlen auswerten und so bei Evaluation und strategischen Entscheidungen unterstützen. Darüber hinaus können KI-Systeme Führungskräfte auch bei ihren Fürsorgepflichten unterstützen, indem sie beispielsweise vor Burnout-Belastungen warnen.
„Künstliche Intelligenz kann Führungskräfte entlasten, indem Assistenz- und Automatisierungssysteme operationale Aufgaben übernehmen. So hat die Führungskraft mehr Zeit für eine gute, kooperativere Personalführung oder für Innovationsprozesse, So werden die Möglichkeiten der KI zur Ausführung von Routineaufgaben und die Fähigkeiten des Menschen zur kreativen Problemlösung, zur Motivation und zur Bewältigung situativer Herausforderungen ideal kombiniert. Es profitieren Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Inhaberin der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement an der Technischen Universität Chemnitz und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. Zudem gehört sie als Mitglied der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation und Mensch-Maschine-Interaktion dieser Plattform zu den Autorinnen und Autoren des neuen Whitepapers „Führung im Wandel: Herausforderungen und Chancen durch Künstliche Intelligenz“.
Was Führungskräfte bei der Arbeitsteilung mit KI-Systemen beachten müssen
In der Publikation wird verdeutlicht, dass der Einsatz von KI-Systemen im Unternehmen Veränderungen in Gang setzt und die Mitarbeitenden vor weitreichende organisatorische und arbeitsrechtliche Herausforderungen stellt, etwa auf welcher Grundlage KI-Systeme Weisungen erteilen können. Diesen Wandel gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten, wird zu einer zentralen Aufgabe der Führungskräfte. Ein Risiko des KI-Einsatzes bestehe beispielsweise darin, aufgrund der durch das KI-System verwerteten Kennzahlen und Statistiken den hinter den Daten stehenden Menschen aus dem Blick zu verlieren, warnen die Expertinnen und Experten in dem Whitepaper. „KI-Systeme können Führungsaufgaben von Menschen übernehmen. Man könnte sich vorstellen, dass eine KI aufgrund dem Unternehmen vorliegender Daten individuelle Lehrpläne für die Weiterbildung der Beschäftigten entwirft. Diese Daten sind natürlich personenbezogen und hochsensibel. So kann es bei den Beschäftigten zu Sorgen kommen – von Fehlfunktionen der KI über die Befürchtung, dass ein Computer zukünftig Karrierechancen beeinflusst, hin zu sogenannten Leaks“, sagt Bullinger-Hoffmann. „Als Arbeitswissenschaftlerinnen und Arbeitswissenschaftler wissen wir, wie demotivierend und kräftezehrend solche psychischen Belastungen sein können. Deswegen betonen wir in dem Papier die Bedeutung der Fürsorgepflicht der Führungskräfte. KI-Systeme müssen nutzerorientiert gestaltet und eingeführt werden, das heißt, die Beschäftigten müssen von Anfang an in die Gestaltung der neuen Prozesse eingebunden werden.“
Die Autorinnen und Autoren des Whitzepapers empfehlen, KI-Systeme in der Führung entsprechend ihres Risikopotenzials zu zertifizieren und nur zertifizierte Systeme einzusetzen, um eine missbräuchliche Nutzung zu verhindern. Auf Basis welcher Daten KI-Systeme Führungsaufgaben übernehmen, sollte in enger Abstimmung mit den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen festgelegt werden. Zudem sollten Führungskräfte auf den Umgang mit den KI-Systemen und sensiblen Daten vorbereitet werden.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz, Telefon 0371 531-23210, E-Mail awi@tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
17.05.2022