Mit Beteiligung der TU Chemnitz herausgegebener Sammelband wirft interdisziplinären Blick auf Narrative von Flucht und Krisen
Anglistinnen und Anglisten der TU Chemnitz und Universität Mailand stellen praxisnahe Forschungsergebnisse in DAAD-geförderter Publikation vor
In den vergangenen Jahren wurden Migration, Vertreibung, Flucht und Asyl zu den prägendsten Themen unserer Zeit. Sie beeinflussen verschiedene Diskurse und sind Grundlage für Krisen-Narrative, darunter die sogenannte „Flüchtlingskrise“ aus dem Jahr 2015. Seither rücken vermehrt Diskussionen aus der Politik, der Gesellschaft oder den Medien über die damit verbundenen Herausforderungen in den Vordergrund. Diese Debatten sind mitunter von Fremdenfeindlichkeit, tiefgreifenden Ängsten oder genereller Skepsis bestimmt. In Anbetracht dieser teils sehr negativen Entwicklungen hat die langjährige Kooperation zwischen Chemnitzer Anglistinnen und Anglisten und ihren italienischen Kolleginnen und Kollegen aus Mailand nicht nur zu einem regen wissenschaftlichem Austausch mit weiteren internationalen Expertinnen und Experten geführt, sondern auch zu einem neuen Sammelband mit dem Titel „Narrating Flight and Asylum“. Die Herausgeber sind Prof. Dr. Cecile Sandten, Inhaberin der Professur English Literatures an der Technischen Universität Chemnitz, ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Mandy Beck sowie Claudia Gualtieri und Roberto Pedretti vom Department of Languages, Literatures, Cultures and Mediations der Universität Mailand. Der Band baut auf einer Fachkonferenz von 2019 auf und wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst im Rahmen des Programms „Hochschuldialog mit Südeuropa“ gefördert.
„In dem Sammelband wollen wir zum einen beleuchten, wie Flucht und Asyl in literarischen, medialen, politischen, juristischen Texten erzählt oder in öffentlichen Einrichtungen wie Museen dargestellt wird“, sagt Prof. Cecile Sandten. Zum anderen gehe es darum, zu erörtern, welche Möglichkeiten der Intervention, Fragen der moralischen Verpflichtung oder didaktische Herangehensweisen damit einhergehen. Die unterschiedlichen Autorinnen und Autoren aus den Literatur- und Kulturwissenschaften, postkolonialen und Migrationsstudien, der Pädagogik oder Rechtswissenschaft befassen sich mit der Frage, wie man von Vertreibung Betroffenen, Asylsuchenden oder Geflüchteten eine Stimme geben könne, um ihre Geschichte zu erzählen. Das gebe ihnen eine Identität in der öffentlichen Wahrnehmung. „Nicht selten finden sich diese Personengruppen in Situationen wieder, in der ihre Identität hinterfragt, angezweifelt oder vergessen wird. Zum Beispiel wenn sie sich sowohl räumlich als auch zeitlich in der Schwebe befinden und auf unbestimmte Zeit auf Anerkennung und Asyl warten müssen“, ergänzt Mandy Beck.
So möchten die Herausgeberinnen und Herausgeber den Sammelband als einen inter- und transdisziplinären Dialog verstanden wissen, der diverse kulturelle Erzählungen erforscht und die Themen rund um Flucht und Asyl innerhalb und außerhalb Europas mit neuen theoretisch-methodischen Ansätzen erfassen will.
Publikation: Narrating Flight and Asylum. Hrsg.: Mandy Beck, Claudia Gualtieri, Roberto Pedretti und Cecile Sandten. Trier: WVT, 2022 Reihe CHAT: Chemnitzer Anglistik/Amerikanistik Today Bd. 11.
Matthias Fejes
17.11.2022