Positives Denken allein sichert nicht den Erfolg
Chemnitzer Psychologen Astrid Schütz und Lasse Hoge setzen sich mit Alltagsannahmen kritisch auseinander und empfehlen selbst Optimisten eine Prise Vorsicht und Überlegtheit
Ist das Glas halb voll oder halb leer? Prof. Dr. Astrid Schütz vom Institut für Psychologie der TU Chemnitz beschäftigt sich wissenschaftlich mit Optimismus und Pessimismus. Foto: Mario Steinebach |
Bücher und CDs zum Thema "Positives Denken" sind populär - spätestens seit die Welle der Motivationstrainer Mitte der neunziger Jahre über Deutschland hereinbrach. Einige Autoren wie Dale Carnegie erzielten mit Leitsätzen wie "Denke positiv" und "Sorge Dich nicht, lebe!" Millionenauflagen. Betrachtet man jedoch die Rezensionen von Käufern dieser Ratgeber, so schwanken diese zwischen Euphorie und Enttäuschung. "In den meisten populären Büchern zu positivem Denken werden dessen Grenzen weggeredet. Aussagen wie "Nichts ist unmöglich" oder "Sie können alles, was Sie sich zutrauen!" versprechen schier grenzenlosen Erfolg", meint Prof. Dr. Astrid Schütz. Die an der Technischen Universität Chemnitz tätige Professorin für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik hat gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Lasse Hoge Ergebnisse eigener wissenschaftlicher Untersuchungen sowie weitere Befunde aus psychologischen Studien in aller Welt im Buch "Positives Denken: Vorteile - Risiken - Alternativen" zusammengefasst.
Der vorliegende Band beschreibt auf 218 Seiten die wichtigsten Erkenntnisse auf unterhaltsame und verständliche Weise und weist auf die Vorzüge und Gefahren positiven Denkens hin. Alternativen werden ebenso behandelt wie die Frage, auf welche Weise man eine zuversichtlichere Einstellung erlernen kann. Das Buch zeigt, welche Rolle positive Denkmuster in Liebe und Partnerschaft, schulischem, akademischem und beruflichem Erfolg sowie in Gesundheit und psychischem Wohlbefinden spielen.
Die Autoren betonen, dass positives Denken allein noch niemanden auf den Mount Everest geführt hat. "Nur durch die Kombination von Selbstvertrauen und sorgfältiger Vorbereitung ist es möglich, hohe Ziele zu erreichen", so Schütz und Hoge im Fazit ihres Buches. "Auch die Berichte über erfolgreiche Individuen deuten darauf hin, dass diese sich nur begrenzt auf positives Denken verlassen haben. Edison gab seine Vision von der Glühbirne nicht auf, bis er sie wahr machen konnte. Dennoch vernachlässigte er in der Zwischenzeit nicht die Sorge um seinen Lebensunterhalt."
Angesichts des großen öffentlichen Interesses am positiven Denken wendet sich das Buch an ein breites Publikum. Zahlreiche Beispiele, Anekdoten und Illustrationen fördern die Verständlichkeit. Das Buch gibt Antworten auf vier zentrale Fragen: Was ist eigentlich positives Denken? Wie wirkt positives Denken sich aus - auf körperliche wie psychische Gesundheit, auf Erfolg im Beruf sowie privates Glück und subjektives Wohlbefinden? Was sind die Grenzen des positiven Denkens, oder anders gesagt: Was sind die Kehrseiten der Medaille, und wo ist kritisches Denken gefragt? Können wir positives Denken lernen, und was genau sollten wir lernen, wenn es um positives Denken geht? Die Antworten auf diese Fragen ermöglicht es den Lesern, sich ein eigenes differenziertes Urteil zu bilden. Das Buch zeigt vor allen Dingen auch, dass positives Denken nicht immer positiv wirkt - oder mit Mark Twain gesprochen "Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie können an einem Druckfehler sterben".
Bibliographische Angaben: Astrid Schütz, Lasse Hoge: Positives Denken: Vorteile - Risiken - Alternativen. Stuttgart: Kohlhammer 2007, 218 S., ISBN 978-3-17-018182-3, Preis: 25 Euro.
Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Astrid Schütz, Professorin für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der TU Chemnitz, Telefon 0371 531-36366, E-Mail astrid.schuetz@phil.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
13.11.2007