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Arbeitsplätze (be)greifbar machen

Reinhard Jung, Vorstandsvorsitzender von Skoda Auto, sensibilisierte Chemnitzer Studierende dafür, viel stärker den Mensch und seinen Arbeitsplatz in den Mittelpunkt ihrer künftigen Überlegungen zu stellen

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Reinhard Jung, Vorstandsvorsitzender von Skoda Auto, zeigte im Hörsaal, was er unter einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der Produktion versteht. Foto: Christine Kornack

Produktivitätsstrategien im Kontext von Mensch und Maschine standen am 28. Januar 2009 im Mittelpunkt einer ganz besonderen arbeitswissenschaftlichen Vorlesung. Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer hatte dafür einen ausgewiesenen Praktiker gewonnen: Reinhard Jung, Vorstandsvorsitzender von Skoda Auto. Jung kam nach einem Maschinenbau-Studium 1974 zum Volkswagen Konzern. Er arbeitete als Projekt-Ingenieur in verschiedenen Funktionen, bevor er zum Leiter Auslandsproduktion berufen wurde. Nach Einsätzen in der Zentralplanung Wolfsburg und Salzgitter leitete er die Markensteuerung Volkswagen. Von 1996 bis 2001 leitete er das Werk Braunschweig. Bevor er 2004 zum Vorstand der Marke Volkswagen für Produktion und Logistik berufen wurde, leitete er die VW de Mexico als Präsident. Seit Oktober 2007 ist er Vorstandvorsitzender der Skoda Auto in Tschechien.

Sein Werdegang, der stark von der Automobilproduktion geprägt ist, bestimmte inhaltlich auch die Ausführungen vor den Chemnitzer Studierenden - und das mit kritischen Untertönen. Der Referent nahm seine Zuhörer mit auf eine Zeitreise von der Handarbeit über die Industrialisierung und Automatisierung bis hin zum heute in vielen Unternehmen laufenden Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Jung zeigte insbesondere zahlreiche Fehlentwicklungen in der Epoche der Automatisierung auf, wo die Maschine und nicht der Mensch im Mittelpunkt stand. "Die Maschine bestimmte lange Zeit den Takt, der Mensch wurde zum Einleger", so der Skoda-Chef. Die Technik wurde immer komplexer und war zunehmend schwerer zu bedienen, Investitionen explodierten, die Kosten stiegen - am Ende demotivierte dieser Prozess viele Mitarbeiter.

"Wer heute Erfolg haben möchte, muss aus diesen Fehlern lernen. Es gilt die Komplexität in der Produktion und der Unternehmensstrukturen zu verringern, die Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten und die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen", so Jung. Er nannte und zeigte in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Einführung von u-förmigen Produktionslinien oder ergonomische Montagesitze in der Fahrzeugmontage. Laut Aussage des Skoda-Vorstandes steht und fällt der Erfolg eines Unternehmens auch mit der Bereitschaft interdisziplinär über Bereichsgrenzen hinweg zu kommunizieren und im Team zu arbeiten. Abschließend richtete er den eindringlichen Appell an den Ingenieurnachwuchs von morgen: "Gestalten Sie bedienerfreundliche und vertriebsfähige Produkte!".

Mario Steinebach
29.01.2009

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