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Vor dem Umzug steht die Beratung

Studentin Anna Duleczus gehörte in Nordrhein-Westfalen zum Roadshow-Team der Kampagne "Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." - Sie berichtet von ihren Eindrücken zwischen Düsseldorf und Aachen

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Bild oben: Zwischen Umzugskartons und Stehlampe: Das NRW-Roadshow-Team war bepackt mit vielen Informationen zum Studienstandort Sachsen. Bild unten: Als Botschafterin der sächsischen Hochschulen mit dabei war Anna Duleczus (l.), die in Chemnitz European Studies studiert. Fotoquelle: www.pack-dein-studium.de

"Pack Dein Studium. Am besten in Sachsen." Unter diesem Motto fuhr im Mai ein elfköpfiges Roadshow-Team aus Sachsen für eine Woche nach Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands. Fünf Tage lang sollten Gymnasiasten in Düsseldorf, Duisburg, Bochum, Köln und Aachen über Studienmöglichkeiten in Sachsen informiert werden.

Ursprung der Kampagne war der 2007 von Wissenschaftsministern aus Bund und Ländern initiierte "Hochschulpakt 2020", der den neuen Bundesländern bis 2020 jährlich 15 Prozent der Bundesmittel für den Ausbau ostdeutscher Hochschulen garantiert, sofern die Zahl der Studienanfänger mindestens auf dem Stand von 2005 gehalten werden kann (Sachsen: 19.940). Um dieses Ziel zu erreichen, rief das sächsische Wissenschaftsministerium gemeinsam mit den Hochschulen die Kampagne "Pack Dein Studium. Am besten in Sachsen." ins Leben, die neben einem Onlineportal (www.pack-dein-studium.de) und diversen Informationsveranstaltungen auch eine so genannte "NRW Roadshow" beinhaltete. Ich durfte das Team, das sich aus Studienberatern, Studenten, einem Promoter und einer Projektkoordinatorin zusammensetzte, als Studentin der TU Chemnitz begleiten und meinen Landsleuten aus NRW von den Vorzügen eines Studiums in einem neuen Bundesland berichten. Das optische Konzept der Kampagne ist die Idee des Sachen-Packens und Umzugs, weshalb Informationsflyer auf kleinen Umzugskartons gedruckt wurden und ein LKW, dessen Außenflächen den Aufbau eines riesigen Umzugskarton darstellte, zu einem echten Blickfang, nicht nur auf den Schulhöfen, wurde.

Das Programm verlief von Montag bis Freitag nach demselben Schema. Morgens, wenn die erste Schulglocke ertönte, machten wir uns auf den Weg zu einem der insgesamt elf ausgewählten Gymnasien. Die Gymnasien wurden zuvor von einer PR-Agentur ausgewählt, die das Konzept der Kampagne erstellt hatte und uns während der Woche tatkräftig zur Seite stand. Für die Auswahl der Gymnasien war zum Beispiel die Größe des Schulhofes entscheidend, um dort unseren Lastwagen zu postieren. Natürlich musste auch die Schulleitung gegenüber der Kampagne positiv eingestellt sein. Nachdem der LKW an seinem richtigen Platz auf dem Schulhof geparkt wurde, packten wir Couch, Sessel, Stühle, Tisch, Rückwand, Stehlampe, Zimmerpflanze und unzählig viele Informationsbroschüren vor den Wagen. In einem Studentenzimmer-Ambiente erwarteten wir die Schüler.

Gleich am ersten Tag fiel uns ein gravierender Unterschied zwischen den Gymnasien auf: Je nach Lehrerinitiative informierten sich entweder viele oder kaum Schüler über die Studienmöglichkeiten in Sachsen. Während an manchen Schulen Lehrer eigens erstellte Informationsblätter über die sächsische Kampagne an die Schüler verteilten, einen Zeitplan für die rotierenden Oberstufenkurse hinsichtlich eines Besuchs an unserem Informationsstand erstellten und sie "händchenhaltend" zu uns führten, wussten an anderen Gymnasien die Schüler nicht einmal, wozu wir gekommen waren. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, selbst auf uns zuzugehen und sich in einem ersten Annäherungsversuch von Werbebleistiften, Daumenkinos (die einen virtuellen Rundgang an den Hochschulen Sachsens ermöglichten) und Informationsheften begeistern zu lassen.

Nachdem die erste Hemmschwelle der Schüler überschritten war, öffneten sie sich auch unserem ersten einführenden Wortschwall. In individuellen Gesprächen informierten wir die Schüler über Studienmöglichkeiten in Sachsen. Besonders auffällig war ein reges Interesse im Bereich Kunst. Aber auch für viele Angebote in den Ingenieurwissenschaften interessierten die Schüler. Insbesondere das Thema "keine Studiengebühren in Sachsen" stieß auf großes Interesse der Schüler in NRW, die an vielen Hochschulen im Westen und Süden Deutschlands tief in die Tasche greifen müssen. Die Bedenken, "dass Sachsen noch so aussehe, wie damals" konnten wir mit unseren Daumenkinos, Internetauftritt und einem ironischen Vergleich mit Ruhrgebiet-Städten wie Duisburg schnell nehmen und der Hinweis auf die attraktive geografische Lage Sachsens und die modernen und gut ausgestatteten Hochschulen öffneten einigen Interessierten die Augen für einen möglicherweise neu zu erwägenden Hochschulort.

Nicht selten äußerten Schüler ihr Anliegen, dort studieren zu wollen, wo es renommierte Unis gebe und das Stadtleben genug Kultur- und Freizeitprogramm biete. Denn das Vorurteil, dass es in Sachsen keine großen Städte mit unersättlichem Freizeitangebot gäbe, herrschte insbesondere an Gymnasien in Köln und in der Chemnitzer Partnerstadt (!) Düsseldorf. Und so trafen wir auf Schüler unterschiedlicher Bandbreite. Neben Schülern, die bereits in der elften Klasse eine konkrete Vorstellung über ihre Studienpläne hatten, begegneten wir auch Zwölftklässlern, die noch keine Idee von ihrer beruflichen Zukunft hatten. Und Sachsen schien manch einem Gymnasiasten auch fremd zu sein. Dass Leipzig und Dresden zu diesem Bundesland gehören und Sachsen doch nicht im Süden Deutschlands liegt, waren überraschend neue Informationen für den einen oder anderen.

Das Roadshow-Team der Kampagne "Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." wurde auch von der lokalen und überregionalen Presse begleitet. Fernsehsender wie WDR oder RTL berichteten über unser Vorhaben und lokale Radiosender interviewten uns in allen Städten. Dadurch wurden einige Abiturienten auf uns aufmerksam und machten sich aus verschiedenen Städten in NRW auf den Weg zu dem Gymnasium, an dem wir gerade Station machten. Lokale Tageszeitungen veröffentlichten aber auch kritische Töne zum "Abwerben unserer Schüler". Gerade diese Kritik war mir ein Dorn im Auge. Denn gerade so eine Initiative stellt doch für Schüler die einmalige Chance dar, sich über den Aufbau eines Studiums, die Vielfalt der Studiengänge und vor allem Studienmöglichkeiten im vereinten Deutschland face-to-face zu informieren. Ich wäre damals dankbar gewesen, wenn uns am Gymnasium in meiner kleinen Stadt Wesel am Niederrhein ebenso eine Kampagne auf neue Möglichkeiten aufmerksam gemacht hätte. Und schließlich ist es zweifellos wichtig, die nächste Generation nach bester Möglichkeit auszubilden, nämlich da, wo der Studiengang die persönlichen Wünsche erfüllt und wo man willkommen geheißen wird, als Mensch und nicht als Matrikelnummer und einen Platz fernab von der Treppe im Hörsaal angeboten bekommt, oder etwa nicht? Also dann: Pack dein Studium. Am besten in Sachsen!

Mario Steinebach
04.06.2009

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