Ein Experiment, das nie aufhört
Die rumänische Babes-Bolyai-Universität Cluj-Napoca und die TU Chemnitz verbindet insbesondere auf dem Gebiet der Physik sehr viel
Dr. Georgeta Salvan und ihr Ehemann Dr. Cameliu Himcinschi zog es von Cluj-Napoca an die TU Chemnitz. Hier arbeiten sie beispielsweise an Versuchsaufbauten zur Optischen Spektroskopie in einem Labor des Bereiches Halbleiterphysik der TU Chemnitz. Foto: Uwe Meinhold |
Schöner kann einen Partnerschaft zwischen Hochschulen nicht sein. Die ehemalige Studentin und heutige Juniorprofessorin für Organische Halbleiter an der TU Chemnitz, Dr. Georgeta Salvan, und ihr Ehemann Dr. Cameliu Himcinschi sind ein Sinnbild für die heute so enge Kooperation zwischen der Babes-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca (Klausenburg) und der Chemnitzer Universität. Sie kam 1998 als Studentin mit einem Stipendium der European Physical Society von Rumänien nach Chemnitz und promovierte auch hier. 1999 folgte er, um ebenfalls am Institut für Physik der TU zu promovieren. Mittlerweile haben beide geheiratet, sind Eltern von zwei Kindern und leben und forschen in Chemnitz.
Insbesondere Prof. Dr. Dietrich Zahn, Inhaber der Professur für Halbleiterphysik der TU Chemnitz, suchte die enge Verbindung zu Physikern der größten Universität Transsilvaniens. Mit Hilfe von Prof. Dr. Gert Wanka, Inhaber der Professur Angewandte Mathematik (Approximationstheorie) an der TU Chemnitz, war bereits ein Kooperationsvertrag zwischen der TU und der Babes-Bolyai-Universität zustande gekommen, der den Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern zwischen beiden Einrichtungen regelt. Auch die Physiker profitierten bisher sehr davon: Allein aus Cluj kamen seit 1999 mit Hilfe der Erasmus- und Sokrates-Programme 27 Studenten für wenigstens drei Monate ans Chemnitzer Institut für Physik, um den praktischen Teil ihrer Masterarbeit in den Labors der TU Chemnitz durchführen zu können.
"Die hervorragende technische Ausstattung des Chemnitzer Physik-Instituts war es auch, die immer wieder von rumänischer Seite aus nachgefragt wird", berichtet Dr. Georgeta Salvan. Beispielsweise schlägt Prof. Dr. Romulus Tetean von der Fakultät für Physik der Universität Babes-Bolyai seit acht Jahren regelmäßig seine Forschungszelte in Chemnitz auf. Mehrfach reisten auch Chemnitzer Wissenschaftler nach Cluj, etwa zur gemeinsam durchgeführten NANOMA Summer School. Prof. Zahn wurde 2005 mit seiner Ernennung zum Ehrendoktor der Universität Babes-Bolyai in das rumänische Wissenschaftlerteam, das auf dem Gebiet "Physik kondensierter Materie" forscht, aufgenommen.
"Für mich ist die Partnerschaft zu den Physikern in Cluj wie ein Experiment, das nie aufhört", zagt Prof. Zahn und ergänzt. "Unsere Partnerschaft bringt viele Synergien in Forschung und Lehre." Dies bestätigt auch Robert Grasin, ein Student der sein Masterarbeit an der TU beendete, danach in Budapest forschte und nun eine Promotion an der Babes-Bolyai Universität in Kooperation mit der TU Chemnitz anstrebt: "Was wir in Cluj theoretisch sehr gut lernen, können wir praktisch in den Chemnitzer Uni-Labors in vielen Experimenten umsetzen. So habe ich den Appetit auf Physik wieder gewonnen und diese Wissenschaft lieben gelernt und kann mir nun eine berufliche Karriere in diesem Bereich nur wünschen." Er freut sich, dass er immer mehr rumänische Studenten und Doktoranden an der TU Chemnitz findet. "Einige bringen ihre zu untersuchenden Proben von Cluj mit, um hier umfangreiche Messungen durchzuführen."
"Partnerschaften zwischen Universitäten sind immer ein Gewinn, sowohl für die Hochschullehrer als auch für die Studenten", weiß Prof. Zahn. Den besten Beweis liefert seine Professur, an der neben Georgeta Salvan und Cameliu Himcinschi auch Simona Silaghi, Mihaela Gorgoi, Gianina Gavrila und Ovidiu Gordan promovierten. Hinzu kommen bei uns viele Studierende aus Rumänien, die nach ihrer Abschlussarbeit an der TU einen Berufseinstieg in großen Forschungsinstituten in Deutschland und im Ausland schafften." Am liebsten sind Prof. Zahn jedoch die sehr guten Forscher aus Rumänien, die an der TU Chemnitz bleiben und den Austausch mit der Babes-Bolyai-Universität wie ein endloses Experiment am Leben erhalten. Im Idealfall verlagern sie auch ihren Lebensmittelpunkt nach Sachsen, wie Dr. Georgeta Salvan und ihr Ehemann Dr. Cameliu Himcinschi.
(Autoren: Mario Steinebach und Gloria Csiszer)
Mario Steinebach
15.06.2009