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"An interesting way to teach students"

Ungewohnt praktisch: Lee Byas aus dem irischen Galway schnuppert drei Monate Chemnitzer Uniluft

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Mit der Sprache konnte sich Lee Byas noch nicht anfreunden - mit seiner Arbeit an der Chemnitzer Uni und seinem Leben in Deutschland schon. Foto: Anett Michael

Während die Studierenden der TU Chemnitz ihre letzten Prüfungen überstanden haben und der Campus allmählich immer menschenleerer wird, werkelt an der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb ein irischer Gaststudent noch fleißig vor sich hin. Lee Byas von der National University of Ireland (NUI) in Galway stand gegen Ende seines sechsten Semesters vor der Wahl eines geeigneten Praktikumsplatzes und entschied sich für ein Projekt an der TU Chemnitz. "Auf einer Internetseite meiner Heimatuniversität wurden verschiedene Praktikumsstellen angeboten und diese war eine davon. Das klang für mich nach einer guten Gelegenheit, ins Ausland zu kommen und zu studieren", erklärt der gebürtige Dubliner. Die Idee, Studenten der NUI die Möglichkeit zu geben, Praktika im Bereich Fabrikplanung und -betrieb an der TU Chemnitz zu absolvieren, ergab sich im Gespräch zwischen Wissenschaftlern beider Universitäten. "Wir haben überlegt, ob es nicht einen praktischen Ansatz gäbe, um das Ingenieurstudium in Galway zu unterstützen und haben dann auch ziemlich schnell etwas gefunden", so Dr. Ralph Riedel von der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb. In den kommenden Jahren sollen den Galwayer Studenten weitere Projektthemen angeboten werden.

Im von Lee Byas bearbeiteten Projekt geht es darum, mit Hilfe von Lego Mindstorms einen Fabrikentwurf zu erstellen und diesen in eine digitale Form zu bringen. "Wir ermitteln zum Beispiel Zykluszeiten und Prozesszeiten des physischen Modells und integrieren diese dann in das digitale Modell, um zu sehen, welche Verbesserungen vorgenommen werden können und wie man diese von der Realität in ein Modell übertragen kann", erzählt der Biomedical-Engineering-Student. Er weiß vor allem die umfangreiche praktische Erfahrung zu schätzen, die er im Rahmen des Projektes sammeln kann: "Ich nehme auf jeden Fall viel aus der Wirtschaftsingenieurwesen- und Systems-Engineering-Richtung für mich mit und denke, dass mir das auch in Zukunft von Nutzen sein wird. Es ist eine interessante Art, Studenten das Erstellen von Modellen beizubringen. In Galway habe ich noch nie etwas Derartiges machen dürfen. In Irland gibt es im Ingenieurstudium keine praktischen Anteile, was - denke ich - ein Problem ist."

Auch die Chemnitzer Wissenschaftler profitieren von der interkulturellen Zusammenarbeit. "Wir freuen uns natürlich immer, wenn wir jemanden finden, der sich mal intensiver mit einem für uns interessanten Thema beschäftigt", erklärt Riedel. Die Ergebnisse von Lee Byas‘ Arbeit (zu betrachten unter http://www.youtube.com/watch?v=0_dRrrTp9m8) sollen vor allem in der Lehre an der TU Chemnitz eingesetzt werden. Die erstellten Modelle (aus Lego und in digitaler Form) eignen sich hervorragend, um Grundprinzipien von Modellierung und Simulation zu vermitteln. So lassen sich beispielsweise Gestaltungsansätze ausprobieren sowie Störungen simulieren, ohne dass dabei in das reale System eingegriffen werden muss. Darüber hinaus bieten sich die Modelle zum Erklären komplexer Prozesse an. "Wenn ich bei Erklärungen gleich mit einer kompletten Fabrik beginne und versuche, Studenten oder Partnern aus der Industrie diverse Sachverhalte zu verdeutlichen, dann ist der Verständnisprozess deutlich schwieriger. Durch Veranschaulichen an so einem abgegrenzten Bereich kann das Verständnis langsam aufgebaut werden und im nächsten Schritt kann man das Gezeigte dann auf ein komplexeres System oder eine richtige Fabrik übertragen", erläutert Riedel. Neben dem Nutzen für angewandte Lehrveranstaltungen eignet sich das Lego-System zudem zum Ableiten weiterer Aufgabenstellungen und soll auch künftig von Studierenden weiterentwickelt werden.

Auf eine Schwierigkeit stieß Lee Byas allerdings während seiner Projektarbeit. "Ich versuche immer noch, mich in die Fabriksimulations-Software einzuarbeiten, denn sie ist komplett auf Deutsch", lacht der Ire und fügt hinzu: "Ich klebe also immer an meinem kleinen Wörterbuch und rätsel herum." Vor allem in Campusnähe hat er jedoch selten Probleme, sich zu verständigen und lobt das gute Englisch seiner Chemnitzer Mitmenschen: "Ich glaube, die meisten Deutschen befürchten generell, ihr Englisch sei schlecht. Dabei ist es gar nicht so schlecht, wie sie denken." Eigene Versuche, sich mit der deutschen Sprache anzufreunden, blieben bisher eher von mäßigem Erfolg gekrönt. "Ich habe mein Bestes versucht, um ein bisschen Deutsch zu lernen, aber es klappt nicht allzu gut. Es ist schwierig", gibt der Galwayer Student lachend zu. Seine Freizeit nutzt Lee Byas vor allem, um sich verschiedene Orte in Deutschland anzusehen. So besuchte er beispielsweise bereits Dresden, Leipzig sowie Berlin und hat an der Bundeshauptstadt besonderen Gefallen gefunden. "Nachdem ich in Berlin war, kann ich mir gut vorstellen, dort für eine Weile zu leben. Sollte ich da jemals einen Job angeboten bekommen, würde ich ihn sofort annehmen", erzählt der Reisefreudige und fügt lächelnd hinzu: "Also sollte ich vielleicht doch noch etwas mehr an meinem Deutsch arbeiten."

Weitere Informationen erteilt Dr. Ralph Riedel, Telefon 0371 531-35314, E-Mail ralph.riedel@mb.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Anett Michael)

Katharina Thehos
12.08.2010

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