Die vermutlich kleinsten Osterhasen der Stadt
Überraschend klein: Professur Mikrofertigungstechnik fertigt im Mikrokosmos mit Lasertechnologie nicht nur winzige Hasen mit höchster Präzision - Industriemuseum lädt zur Mikro-Osterhasen-Suche ein
Ohne Lupe sehen sie aus wie kleine Metallschnipsel. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man winzige Osterhasen. Ihre Ohren sind nur 50 Mikrometer breit. Und die Pupillen ihrer Augen haben einen Durchmesser von 17 Mikrometer. Ein bequemes Osterkörbchen für jeden der Hasen wäre mit einem Durchmesser von zwei Millimetern völlig ausreichend. "Gefunden" wurden die vermutlich kleinsten Osterhasen von Chemnitz in einem ungewöhnlichen Osternest - nämlich im Arbeitsraum eines Festkörperlasers an der Professur Mikrofertigungstechnik der Technischen Universität. "Vermutlich ist dafür ein Ostervirus im Steuerrechner dieser Anlage verantwortlich", erzählt mit einem Schmunzeln David Sylla, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur.
Eigentlich möchte das Team um Prof. Dr. Andreas Schubert mit dieser Osterüberraschung lediglich zeigen, welch großes Potenzial in kleinen Bauteilen und Strukturen steckt. "Unser Osterhase wurde mit einem so genannten Neodym-Yttrium-Vanadat-Laser innerhalb von 127 Sekunden aus einem Tantal-Blech geschnitten", berichtet Schubert und ergänzt: "Normalerweise nutzen wir den Laser zur Mikrostrukturierung von Gleitlagerflächen für die Reibungsminimierung oder wir stellen Werkzeugelektroden für die elektrochemische Präzisionsbearbeitung her." Für die Siliziumtechnologien seien derartige Strukturgrößen keine große Herausforderung, aber für die Metallbearbeitung eröffne die Lasertechnologie immer wieder neue Möglichkeiten. "Ohne Krafteinwirkung und unabhängig von den mechanischen Werkstoffeigenschaften können wir so metallische Werkstücke schnell und auf wenige Mikrometer genau strukturieren", erläutert der Maschinenbauprofessor die Vorteile des verwendeten Festkörperlasers.
"Tantal ist sehr hart und kann deshalb nur mit großem Aufwand einer mechanischen Formgebung unterzogen werden. Jedoch lassen sich Mikrobauteile aus Tantal mittels Lasertechnologie schnell und sehr präzise herstellen. Eingesetzt werden diese beispielsweise als Implantate in der Medizintechnik - oder eben als Osterhasen im Mikrokosmos", fügt Stephan Jahn, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur, hinzu.
Wer den Mikro-Osterhasen gern einmal mit eigenen Augen sehen möchte, dem empfehlen die TU-Forscher einen Osterausflug in das Sächsische Industriemuseum Chemnitz. Dort versteckt sich der kleine Osterhase und kann von Karfreitag bis Ostermontag jeweils von 10 bis 17 Uhr gesucht und hoffentlich auch gefunden werden. Dies ist ein kleiner Vorgeschmack auf die Sonderausstellung "Wissen, was gut ist. 175 Jahre TU Chemnitz", wo vom 4. Mai bis 3. Oktober 2011 weitaus größere Errungenschaften der Universität zu sehen sind.
Weitere Informationen erteilt Stephan Jahn, Telefon 0371 531-35190, E-Mail stephan.jahn@mb.tu-chemnitz.de.
Übrigens: Die kleinsten Osterhasen von Chemnitz werden auch im Videoportal der Nachrichtenagentur dapd und bei "Sachsen-Fernsehen" vorgestellt.
Mario Steinebach
15.04.2011