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  • Der "Gummibahnhof" in Schlema: An diesem zentralen Busplatz unweit des Förderturms vom Schacht 66 reisten aus allen Teilen des Erzgebirges und des Vogtlandes die Wismut-Arbeiter an. Foto: Archiv der Wismut GmbH
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Die Wismut im sowjetischen Atomkomplex

Die Historie des ostdeutschen Uranerzbergbaus und seiner Sanierung von 1947 bis 2007 erscheint in einem neuen Licht - Chemnitzer Tagung reflektiert vom 23. bis 25. Juni 2011 die Ergebnisse eines Forschungsprojektes

Die Geschichte des Uranerzbergbaus in Ostdeutschland war bis 1990 ein nahezu unbeschriebenes Gebiet. Da die Wismut AG zum sowjetischen Atomkomplex gehörte, wurde sie strikt abgeschottet. Deshalb startete Mitte 2008 ein unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und mehreren Stiftungen gefördertes Projekt, das sowohl den Uranbergbau bis zur Einstellung der Produktion als auch dessen Sanierung beleuchtet. Eine deutsch-russische Historikergruppe befasste sich an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Chemnitz mit bisher weniger bekannten Aspekten aus der Geschichte des Uranbergbaus der Wismut. Sie wertete dabei auch Dokumente aus Archiven aus, die erst jetzt zugänglich sind. Über die Ergebnisse des Projektes informiert vom 23. bis 25. Juni 2011 eine Tagung im Chemnitzer Kultur- und Bildungszentrum DAStietz, Moritzstraße 20. Der Eintritt zu allen Vorträgen und zum Rahmenprogramm ist frei.

"14 Referenten aus Deutschland und Russland nähern sich während der dreitägigen Tagung der Wismut-Historie aus verschiedenen Perspektiven", sagt Projekt- und Tagungsleiter Prof. Dr. Rudolf Boch, Inhaber der Professur Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Technischen Universität Chemnitz. Beleuchtet werden zum Beispiel die Einbindung der Wismut AG bzw. ab 1954 der sowjetisch-deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) in den militärisch-industriellen Komplex der Sowjetunion. Auch der Alltag der sowjetischen Mitarbeiter, das Sicherheitsregime, der Strahlenschutz, die Sozialpolitik bei der Wismut AG und die Wismut-Frauen stehen im Mittelpunkt von Vorträgen. Es geht aber auch um Bereiche - wie die Kultur und den Fußballsport bei der Wismut oder die literarische Auseinandersetzung mit dem Uranbergbau. Verglichen wird der Uranbergbau auch mit anderen Regionen, um die Geschichte der Wismut AG/SDAG besser einordnen zu können. Zwischen den Vortragsblöcken bieten Diskussionsrunden Gelegenheit zum Gedankenaustausch.

In das Tagungsprogramm wurden außerdem Filmvorführungen und eine Lesung aufgenommen. So wird am 23. Juni ab 20.15 Uhr Konrad Wolfs Film "Die Sonnensucher" aus dem Jahr 1957 gezeigt. Der Film kam erst 1972 in die Kinos der DDR, da er den Uranbergbau der SDAG Wismut kritisch beleuchtete, denn er zeigt die Konflikte zwischen der sowjetischen Betriebsleitung und den deutschen Arbeitern, die teilweise unfreiwillig zum Arbeitsdienst einberufen worden sind. Am 24. Juni liest die Leipziger Autorin Angela Krauß ab 19 Uhr aus ihrem Buch "Der Dienst". Die Handlung spielt im sächsischen Radiumheilbad und im erzgebirgischen Bergwerksgebiet Oberschlema der 1950er und 1960er Jahre. Die Ich-Erzählerin reflektiert in Episoden aus der Kindheit und Jugend ihre subjektive Sicht vom Leben ihres Vaters, der als Bergpolizist tätig ist. Zum Abschluss der Veranstaltung wird am 25. Juni um 11 Uhr Joachim Tschirners mehrfach preisgekrönter Dokumentarfilm "Yellow Cake" über den heutigen Uranbergbau in anderen Regionen der Welt gezeigt.

Das Programm der Tagung auf einen Blick: http://www.dastietz.de oder http://www.tu-chemnitz.de/phil/geschichte/wsg/wismut.html?druck

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Rudolf Boch, Telefon 0371 531-33921 oder -38395, E-Mail rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de, und Dr. Rainer Karlsch, Telefon 030 47002290, E-Mail rkuek@t-online.de.

Mario Steinebach
06.06.2011

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