Die Fortsetzung eines persönlichen Sommermärchens
Die Volleyball-Damen der TU Chemnitz blicken zurück auf ihren Weg zum Podestplatz bei den European Universities Games 2012
Etwas mehr als eine Woche ist es nun her, dass wir die Bronzemedaille bei den EUSA-Games im spanischen Córdoba in der Volleyball-Damenkonkurrenz für die TU Chemnitz und für Deutschland geholt haben. So langsam lassen sich die Emotionen und Eindrücke der wunderbaren Zeit, die uns als Team weiter voran und enger zusammen gebracht hat, einordnen. Jetzt, da jeder in seinen Alltag zurückgekehrt ist, möchten wir die Gelegenheit nutzen, ein Resümee zu ziehen über interkulturellen Austausch unter 10 Sportarten mit insgesamt 253 Teams von 151 Universitäten aus 32 Nationen mit rund 3000 Aktiven - und wir, die Volleyballmädels der TU Chemnitz, mitten drin!
Auf Grund unseres Vorjahressieges auf internationaler Bühne im serbischen Kragujevac bei den European Universities Championships wurden wir von einigen Nationen als Favoriten gehandelt. Dennoch waren wir uns bewusst, dass die Konkurrenz in diesem Jahr stärker einzuschätzen ist, da Nationen wie die Türkei, Serbien und Polen, die auf internationalem Parkett starke Volleyballnationen verkörpern, uns als mögliche Gruppengegner hätten zugelost werden können. Die Glücksfee entschied jedoch anders und wir dominierten die Vorrunde gegen Litauen, Kroatien und die Schweiz, ohne einen Satz abzugeben. Von der körperlichen Überlegenheit der Serbinnen und Türkinnen konnten wir uns bereits bei der einen oder anderen Liftfahrt oder beim Frühstück überzeugen, da wir mit der gesamten Damenkonkurrenz ein Hotel teilten - im Übrigen das schönste in ganz Córdoba. An dieser Stelle danken wir den Organisatoren für klimatisierte Zimmer, hygienische Bäder, ein nahrhaftes Frühstück und nicht zuletzt für diesen sagenhaften Hotelpool, durch den die Hitze im Vorort erträglicher wurde, mit Blick über die gesamte Stadt.
Vor den bildlich gesprochen "gezüchteten Osteuropäern" wurden wir im Viertelfinale verschont. Vielmehr hieß es, sich gegen unsere Nachbarn aus den Niederlanden zu beweisen, die ihrerseits bereits das Vergnügen hatten, in der Vorrunde gegen die Türkei zu spielen und nur knapp mit 2:3 unterlagen. Wir waren uns also der Stärke unserer Viertelfinalgegner bewusst. Dass ihnen gleiches Schicksal gegen uns widerfahren würde, war lange offen, denn nach drei gespielten Sätzen führten die Holländerinnen 2:1. Unsere beiden Trainer hatten die Gegnerinnen analysiert und uns auf deren Stärken und Schwächen eingestellt. Hier standen wir zum ersten Mal im Turnier einem Team gegenüber, das uns in Spielstärke, Kampfgeist und mannschaftlichem Zusammenhalt in nichts nachstand. Und so konnten wir uns erst im fünften Satz mit 15:11 den Einzug ins Halbfinale sichern. Dass wir das bessere Ende erwischten, möchten wir gerne den zahlreich aufgelaufenen Fans verschiedener deutscher Teams, dem adh-Supportteam und den Basketballern aus Österreich zuschreiben, die uns mit Vuvuzelas, Gesängen und nicht verstummenden Anfeuerungsrufen stets das Gefühl gegeben haben, dass wir "das Ding noch ziehen". Es ist ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, die Unterstützung so vieler Aktiver aus anderen Sportarten (unter anderem Fußballer, Handball, Basketball) zu genießen, was so treffend für den Zusammenhalt im deutschen Lager während der EUSA-Games stand. Wir danken euch! Eure Schlachtrufe während und nach dem Spiel haben uns Gänsehaut in die Nackenhaare getrieben.
Im Turnierverlauf hatten wir ein recht kräftezehrendes Programm zu absolvieren, da bis auf einen Ruhetag nach der Vorrunde insgesamt sechs Spiele in sieben Tagen zu bewältigen waren. So stieß die Eine oder Andere körperlich so langsam an ihre Grenzen und alle waren heilfroh, dass unsere Physiotherapeutin Silke Tag für Tag mehr Zeit in Massagen und das Verarzten von Blessuren, leichten Zerrungen und Überbelastungen investierte. Taperolle um Taperolle schwand dahin und der Erste-Hilfe-Koffer, der uns freundlicher Weise von einem Chemnitzer Sanitätshaus zur Verfügung gestellt wurde, entpuppte sich als überaus nützlicher Begleiter.
Im Halbfinale hieß es dann, sich gegen Serbien durchzusetzen. In einem spannenden Spiel lieferten wir uns ein hart umkämpftes Match. Leider endeten die oft langen Ballwechsel mit dem Punkt für die Serbinnen und so mussten wir uns trotz großem Kampfgeist bereits nach drei Sätzen gegen unsere nicht nur körperlich überlegenen Kontrahentinnen geschlagen geben.
Das einzig Positive an einer Halbfinalniederlage ist, dass man weiterhin im Medaillenrennen mitmischt. Auf der Jagd nach Bronze hieß es daher für uns am Folgetag gegen die Französinnen aus Paris, die ihr Halbfinalspiel gegen die Türkinnen ebenfalls mit 0:3 verloren hatten, noch einmal alles zu geben. Früh um 9 Uhr hatten sich ganze acht Fans aus dem deutsch-österreichischen Lager eingefunden - mehr als wir um diese frühe Zeit erwartet hatten. Für alle, die da waren oder die zu Hause die Daumen drückten und uns per Anruf, SMS oder Facebook schon die gesamte Zeit über begleitet hatten, und natürlich für uns selbst, wollten wir diese Bronzemedaille unbedingt nach Deutschland holen. Sei es unserem größeren Willen geschuldet gewesen, der frühen Uhrzeit oder einfach unserer spielerischen Stärke - auf jeden Fall gewannen wir das Spiel um Platz 3 relativ ungefährdet und mussten lediglich, wegen nachlassender Konzentration, den dritten Durchgang knapp an die Französinnen abgeben. Als der Schlusspfiff ertönte, fielen wir uns alle jubelnd und auch erleichtert von den vergangenen kräfteraubenden Tagen in die Arme. Die gesamte Anspannung fiel von uns ab und wir realisierten so langsam, dass wir wieder "Großes" geleistet hatten. Erneut haben wir es auf das Podest bei einem internationalen Wettkampf geschafft und bewiesen, dass wir europaweit zu den besten Hochschulen zählen. Als bei der feierlichen Zeremonie "Chemnitz University of Technology, Germany" durch das Mikro angesagt wurde, zelebrierten wir, unter Beifall zahlreicher Zuschauer und Aktiver, unsere Bronzemedaille und unseren nunmehr zweiten internationalen Pokal! Nach der Siegerehrung ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, unseren dritten Platz gebührend zu feiern und genossen den letzten Abend in Spanien beim gemeinsamen Tapas-Essen mit einigen unserer treuen Fans und einem Ausflug ins spanische Nachtleben.
Es war uns erneut eine große Ehre, Deutschland mit der TU Chemnitz bei den European Universities Games 2012 im Damenvolleyball zu vertreten. Die Bronzemedaille hängt an unseren Wänden mindestens genauso hoch, wie die letztjährige Goldmedaille. Mit den beiden Podestplätzen der vergangenen zwei Jahre rangiert die TU Chemnitz an oberster Stelle im internationalen Medaillenspiegel der europäischen Hochschulen. Ob es zur Fortsetzung der Medaillenjagd und damit der sportlichen Erfolge für die TU Chemnitz kommen wird, hängt noch weitestgehend von den Finanzierungsmöglichkeiten ab und bleibt vorerst fraglich. In den vergangenen zwei Jahren konnte wir auf tatkräftige Unterstützung der Universität und ihrer Institutionen und Einrichtungen (Studentenrat, Studentenwerk, Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz, Institut für Sportwissenschaft, Hochschulsport) sowie unserer treuen Sponsoren aus der Wirtschaft (ein Chemnitzer Mode- und ein in Freiberg ansässiges Solarstromunternehmen) bauen. An dieser Stelle bedanken wir uns recht herzlich für die großzügig erbrachten Leistungen, ohne die all unsere sportlichen Unterfangen nicht möglich gewesen wären! Unsere Partner und Sponsoren haben damit zwölf Spielerinnen und zwei Trainern zwei ganz persönliche Sommermärchen ermöglicht. Was wir behalten, sind unzählige unvergessliche Momente, festgehalten auf 1.000 Bildern, Unmengen an Videomaterial und bleibende Erinnerungen.
Rückblickend können die TU Chemnitz sowie wir Spielerinnen und Spieler selbst stolz auf drei erfolgreiche Wettkampfjahre zurückblicken. Insgesamt holten beide Volleyball-Auswahlmannschaften sechs Medaillen (vier national und zwei international) für die Universität! Die Damen sind Deutscher Hochschulmeister 2010 und 2011 und Vize-Deutscher Hochschulmeister 2012 sowie European Universities Champion 2011 und Drittplatzierte bei den European Universities Games 2012. Die Herren komplettieren das Ergebnis als Viertplatzierte bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 2011 und Vize-Deutsche Hochschulmeister 2012.
(Autoren des Rückblicks: Die TU-Volleyballerinnen Alina Styra, Anett Hänchen, Anne Herklotz, Christin Hölzel, Claudia Steger, Josephine Mai, Katrin Schubach, Mandy Sohr, Mareike Hindriksen, Silke Dunger, Susann Nitzsche, Tina Lange und Yvonne Barth sowie die Trainer Andreas Burkard und Andreas Urmann)
Katharina Thehos
01.08.2012