Ungeahnte Klosterpracht an der Wiege des Schlossteiches
Dem umtriebigen Abt Heinrich von Schleinitz widmet sich am 18. und 19. Januar 2013 ein öffentliches Kolloquium im Chemnitzer Schlossbergmuseum
-
Die Schlosskirche Chemnitz gilt als das wertvollste Bauwerk der Stadt. Eine erste Kirche entstand hier bereits im 12. Jahrhundert, an die sich die Klosteranlage des Benediktinerklosters anschloss. Durch einen groß angelegten Umbau ließ Abt Heinrich von Schleinitz eine neue Kirche auf den Grundmauern der alten Kirche errichten und das Kloster ab 1499 umbauen. Auch den Schlossteich und eine zwölf Hektar große Parkanlage ließ er anlegen. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Sven Gleisberg -
Abt Heinrich von Schleinitz gab auch diese "Geißelsäule" in Auftrag, die sich noch heute in der Schlosskirche befindet und dort im nördlichen Querschiff zu sehen ist. Das 4,43 Meter hohe Kunstwerk besteht aus einem Baumstamm, um den in zwei Etagen die Skulpturen des Erlösers und vier ihn geißelnde Knechte angeordnet sind. Foto: Bildarchiv der Pressestelle der Stadt Chemnitz/May Voigt
Das Benediktinerkloster auf dem Chemnitzer Schlossberg entfaltete unter seinem vorletzten Abt, dem Adligen Heinrich von Schleinitz (Abt 1483 bis 1522), eine nie zuvor gesehene Pracht. Abt Heinrich stammte aus einer weit verzweigten, politisch und kirchenpolitisch in Sachsen sehr einflussreichen Familie. Von den reichen Einkünften, die die Mönche aus dem Bergbau zogen, ließ er einen neuen Kirchturm errichten und vergrößerte das Areal des Klosters um neue Gebäude. Zudem gab er eine Reihe hochwertiger Kunstwerke - darunter die berühmte "Geißelsäule" - in Auftrag, die sich noch heute in der Schlosskirche bzw. im Schlossbergmuseum befinden. Darüber hinaus kaufte er eine stattliche, noch sehr weitgehend erhaltene Bibliothek zusammen, ließ auch den Chemnitzer Schlossteich ausheben und um 1493 eine zwölf Hektar große Parkanlage anlegen. Kurz: Heinrich von Schleinitz galt seinen Mitbrüdern als eine Art Neugründer ("quasi fundator secundus") der alten, im 12. Jahrhundert gegründeten Klostergemeinschaft.
Paul Schneevogel, damals Lehrer an der alten Chemnitzer Lateinschule (um 1484), widmete dem in Leipzig und Ingolstadt studierten Mann humanistische Werke. Misstrauisch beäugten die Chemnitzer das Kloster auf dem Berg und seinen ehrgeizigen Vorsteher, der zum Anziehungspunkt für Intellektuelle und Bücherliebhaber aus dem ganzen Reich wurde, umgekehrt aber keine Auseinandersetzung mit der Stadt - etwa in der Schulpolitik - scheute. Als der verdienstvolle Abt 1522 von seinem Amt resignierte und sich in die Kirche in Glösa zurückziehen wollte, wurden seine Abfindungsforderungen geschickt in die Öffentlichkeit gespielt und mit satirischen Kommentaren veröffentlicht.
Das Chemnitzer Kolloquium, das am 18. und 19. Januar 2013 von der Professur für Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit der Technischen Universität Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem Schlossbergmuseum ausgerichtet wird, beschließt die Ausstellung "Des Himmels Fundgrube". Es ist übrigens die erste wissenschaftliche Veranstaltung, die sich dem Schaffen des energischen Abtes aus Sicht von Historikern, Kunsthistorikern, Bibliotheks- und Literaturwissenschaftlern widmet. Der Eintritt ist frei. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Das Programm ist unter http://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/germanistik/mediaevistik/HeinrichvonSchleinitz.pdf einsehbar.
Weitere Informationen erteilt Dr. Gesine Schochow-Mierke, Telefon 0371 531-36974, E-Mail gesine.mierke@phil.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
02.01.2013