Das "Gedächtnis Afrikas" sollte allen zugänglich sein
Bürgermeister der Chemnitzer Partnerstadt Timbuktu informierte sich über Forschungsprojekte am Institut für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz
Der Bürgermeister der malischen Partnerstadt Timbuktu, Hallé Ousmane, weilte am 20. April 2013 im Rahmen seines mehrtägigen Chemnitz-Besuches auch an der Technischen Universität. Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl begrüßte den Gast herzlich auf dem TU-Campus. Am Institut für Print- und Medientechnik zeigte sich Hallé Ousmane beeindruckt von den Forschungs- und Studienmöglichkeiten. Insbesondere hinterfragte er innovative Printtechnologien wie den Druck von Solarzellen auf Papier. Dieses Verfahren ermöglicht viele Anwendungen, sobald es in die Massenproduktion überführt werden kann. Die Forscher um Conny Schuhmann räumten gegenüber dem interessierten Bürgermeister aber auch ein, dass die Lebensdauer derartiger günstig gefertigter Solarzellen nicht hoch ist und ein Einsatz in Unwettergebieten bisher kaum vorstellbar ist. Zur Zeit werden die gedruckten Solarzellen aus Chemnitz in Indien getestet. Um jedoch Taschenrechner mit Strom zu versorgen oder Handys aufzuladen, sind die Solarzellen bereits jetzt geeignet.
Besonderes Interesse zeigte der Bürgermeister von Timbuktu für das Projekt "Invenod" der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das die Digitalisierung nicht OCR-geeigneter Dokumente zum Ziel hat. Konkret geht es hierbei um die Digitalisierung von historischen Texten, um diese im Zuge des Scanvorganges editierbar zu machen. Dieses Thema ist für Timbuktu besonders wichtig, da hier sehr viele historisch wertvolle Bücher und Schriftensammlungen existieren. Timbuktu gilt als das "Gedächtnis Afrikas". Die Digitalisierung vieler oft einzigartiger Materialien würde nicht nur eine Sicherung des Wissensschatzes bedeuten. Die Dokumente könnten auch über das Internet vielen Menschen auf der Welt zugänglich gemacht werden.
"Ein derartiges Projekt könnte der Kern sein für die Präsenz der Technischen Universität Chemnitz in Timbuktu", sagte Prof. Dr. Arnold van Zyl. Jedoch müsse der Wissenstransfer in beide Richtungen erfolgen. Chemnitzer Forscher sollten auch von den Akademikern in Timbuktu lernen können. Beide Seiten wollen sich künftig verständigen, auf welcher Ebene und mit welcher finanziellen Unterstützung eine Forschungskooperation zustande kommen kann. Timbuktu und Chemnitz, damals Karl-Marx-Stadt, sind bereits seit 1968 mit einer Städtepartnerschaft verbunden.
Mario Steinebach
19.04.2013