Chemnitzer Politikstudent überzeugt auf deutsch-russischer Wissenschaftskonferenz
Mit seinem Vortrag über Cybersicherheitspolitik belegte Jakob Kullik in Tomsk den ersten Platz in der Sektion "Deutschland im Zeitalter der Globalisierung und Internationalisierung"
Im Rahmen des Deutschlandjahres 2012/2013 veranstaltete die sibirische Tomsker Staatliche Universität vom 22. bis 25. April die internationale Wissenschaftskonferenz "Deutschland und Russland in der globalisierten Welt: Zukunft der bilateralen Beziehungen." Die Konferenz, die aus Mitteln des Auswärtigen Amts, des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft und der Europäischen Union gefördert wurde, sollte deutschen und russischen Professoren sowie fortgeschrittenen Studierenden und Doktoranden die Möglichkeit eröffnen, sich über verschiedene Aspekte der deutsch-russischen Beziehungen auszutauschen und aktuelle Problemfelder vertiefend zu erörtern. Auf deutscher Seite nahmen dabei die Berliner Humboldt-Universität, die Universität Heidelberg, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und die Technische Universität Chemnitz teil. Für die russische Seite waren Vertreter der Universitäten aus Moskau, Tomsk, Irkutsk, Kemerowo, Barnaul und Nowosibirsk angereist. Die TU Chemnitz wurde von Prof. Dr. Beate Neuss, Inhaberin der Professur Internationale Politik, und Jakob Kullik, Student des Masterstudiengangs Politik in Europa vertreten.
Eröffnet wurde die Konferenz mit Vorträgen der Professoren, die unter anderem über historisch-politische Perspektiven der deutsch-russischen Zusammenarbeit, vergleichende Regionalentwicklungen und die Europäisierung des politischen und wirtschaftlichen Systems in Deutschland und Russland referierten. Prof. Neuss nahm in ihrem Vortrag "Russlands Stellenwert in Deutschlands Außenpolitik" einen wirtschaftlichen und politischen Problemabriss der jüngeren deutsch-russischen Beziehungen vor. Hierbei machte sie auf den Widerspruch zwischen einerseits guten bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und wachsendem Handelsaustausch und andererseits einem sich deutlich abgekühltem politischen Verhältnis zwischen Berlin und Moskau aufmerksam. Insbesondere der zunehmende Druck auf die russische Zivilgesellschaft und das unterschiedliche Verständnis der politischen Elite Russlands bei bürgerlichen Freiheiten wurden angesprochen. Studenten und Doktoranden erörterten das Thema Zivilgesellschaft dann vertiefend in einer deutsch-russischen wissenschaftlichen Schule.
30 ausgewählte Studierende und Doktoranden aus Deutschland und Russland konnten zusätzlich in zwei wissenschaftlichen Sektionen Vorträge vorstellen und so den Blick der Jugend in die Konferenz mit einfließen lassen. Die Vorträge, die in deutscher und russischer Sprache präsentiert wurden, umfassten dabei ein breites Spektrum aus politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Themen. Alle Vorträge wurden von den Teilnehmern nach vorgegebenen Kriterien bewertet. Jakob Kullik referierte in der zweiten Sektion "Deutschland im Zeitalter der Globalisierung und Internationalisierung" zum Thema "Cybersicherheitspolitik in Deutschland und Russland im Vergleich". Im Fokus dabei standen der strategische Ansatz, die institutionelle Ausgestaltung sowie die operativen Fähigkeiten Deutschlands und Russlands zur Durchsetzung ihrer Interessen im Cyberraum. Während für Deutschland das Thema Cyber erst seit kurzem eine wichtige Rolle in der nationalen Sicherheitspolitik spielt, hat sich Russland diesem Thema schon in den 1990er-Jahren zugewandt und entsprechende Kapazitäten auf diesem Gebiet aufgebaut. Russland gilt daher neben den USA und China als eine der führenden Cybermächte. Da die Vernetzung und Digitalisierung in immer mehr Bereiche der staatlichen und wirtschaftlichen Prozess- und Produktionsabläufe eindringt und selbst lebensnotwendige kritische Infrastrukturen mittlerweile mit dem Internet verbunden sind, wird das Thema Cybersicherheit auch in Zukunft für Deutschland, Russland und die internationale Staatengemeinschaft eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Das sahen die anwesenden Teilnehmer ebenfalls so und bewerteten den Chemnitzer Vortrag als den besten der Sektion.
Kontakt: Jakob Kullik, E-Mail jakob.kullik@s2007.tu-chemnitz.de
(Autor: Jakob Kullik)
Katharina Thehos
30.04.2013