Vollkommen vegan und trotzdem tierisch lecker
Allen Zweifeln zum Trotz eröffnete TU-Absolventin Anikó Schmiedgen vor über einem halben Jahr den ersten veganen Shop in Chemnitz und feiert mit ihrer Geschäftsidee bereits erste Erfolge
Wer sich vegan ernährt, wird mit Verzicht konfrontiert. Erlaubt sind weder Fisch-, Fleisch- noch Milcherzeugnisse. Nicht einmal Eier oder Honig dürfen die rein pflanzliche Ernährung eines Veganers bereichern. Doch obwohl die Einschränkungen der veganischen Ernährungsweise sogar strenger sind als beispielsweise beim Vegetarismus, steigt die Nachfrage an kontrollierten rein pflanzlichen Erzeugnissen - auch in Chemnitz. Anikó Schmiedgen hat diesen Trend längst erkannt. Im Dezember des vergangenen Jahres eröffnete die junge Unternehmensgründerin mit "Peacefood" den ersten veganen Laden in der Stadt. "Unsere Kunden haben den Vorteil, dass alle unsere Produkte komplett vegan sind und sie nicht, wie in anderen Läden, die Inhaltsstoffe studieren müssen. Da wir außerdem alle unsere Produkte selbst nutzen und mit diesen kochen, geben wir auch gern Tipps zu deren Zubereitung beziehungsweise auch allgemein zur veganen Ernährung", verrät Schmiedgen das Geheimnis ihres Erfolges. Ein weiterer Vorteil des Unternehmenskonzeptes ist auch das an den Laden angrenzende Bistro, in dem die Gäste von Dienstag bis Freitag ein abwechslungsreicher Mittagstisch erwartet. Sonntags besteht nach Voranmeldung außerdem die Möglichkeit, sich beim Brunchen mit veganen Köstlichkeiten verwöhnen zu lassen.
Die Idee zur Gründung eines eigenen Ladens verdankt Anikó Schmiedgen ihrer Tochter, die tierische Eiweiße nicht verträgt. "Diese Unverträglichkeit gab den Anstoß, daheim nur noch vegan zu kochen und uns entsprechend mit der veganen Ernährung auseinanderzusetzen." Doch trotz ihrer zahlreichen Erfahrungen im tagtäglichen Umgang mit veganen Lebensmitteln löste Anikó Schmiedgen mit dem Plan, sich selbstständig zu machen, vor allem Skepsis aus. "Unterstützt hat mich von Beginn an mein Mann. Es gab kaum Erfahrungsberichte oder Zahlenmaterial, mit denen man den Erfolg hätte prognostizieren können", erinnert sich Schmiedgen an die anfänglichen Zweifel. Schließlich wurde die ehemalige TU-Studentin noch während der Gründerphase mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Vor allem die Investitionsplanung blieb Schmiedgen als besonders schwierig in Erinnerung: "Etwas Vergleichbares habe ich noch nie zuvor gemacht. Mittlerweile weiß ich, dass ich zum Beispiel größere Kühlgeräte brauche, aber natürlich ist das im Vorfeld schwer einzuschätzen, wenn man noch keinerlei Erfahrungen hat."
Rückblickend ist Schmiedgen daher auch für die Hilfe des Gründernetzwerkes SAXEED an der TU Chemnitz sowie der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH dankbar: "SAXEED hat mir zunächst geholfen, meine Idee überhaupt einmal in Worte zu fassen und den roten Faden des Konzeptes im gesamten Gründerprozess beizubehalten. Außerdem habe ich von SAXEED eine Art Grundgerüst erhalten, was ich für die Gründung überhaupt benötige und wie beispielsweise Rentabilitätsrechnungen funktionieren." Auch von ihrem vorherigen Magisterstudium in den Fächern Sport und Betriebswirtschaftslehre konnte Schmiedgen profitieren: "Während meines Studiums an der TU hatte ich viele Freiheiten und konnte mir mein Studium weitestgehend selbst strukturieren. So habe ich unter anderem gelernt, mich selbst zu organisieren und Eigenverantwortung zu übernehmen. Außerdem hat mir natürlich auch in der Betriebswirtschaftslehre vermittelte Wissen sehr geholfen. Da Marketing mein Hauptfach war, ist mir vieles aus dem Bereich Werbung und Preisgestaltung wieder eingefallen."
Trotz aller anfänglichen Herausforderungen würde Anikó Schmiedgen den Schritt in die Selbstständigkeit jederzeit wieder wagen: "Vor allem die ersten drei Monate sind sehr aufregend. Alles prasselt auf dich ein. Es ist daher besonders wichtig, dass man zu sich selbst ehrlich ist und sich fragt, ob man dem ganzen Druck gewachsen ist." Anderen Neugründern gibt Schmiedgen daher den Tipp, unbedingt ein Praktikum zu machen, wenn man vorher noch nicht in der Branche tätig war. "Man sollte sich auch die Meinung und Erfahrungen anderer einholen - natürlich ist es da nicht unbedingt ratsam, die Konkurrenz in der direkten Nachbarschaft zu fragen. Viel eher erfährt man etwas von Geschäftsinhabern mit größerer Distanz zum eigenen Einzugsgebiet", sagt Schmiedgen und fügt hinzu: "Das Wichtigste ist aber, dass die eigene Familie hinter einem steht und entsprechenden Rückhalt bietet. Es geht dabei weniger um finanziellen als um mentalen Rückhalt. Meine Familie war immer für mich da. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar - alleine hätte ich es nicht geschafft."
(Autorin: Ina Huke)
Katharina Thehos
18.07.2013