"Die erste Idee als ich in Chemnitz ankam? Viele Leute kennenlernen"
Adithya Sridhar ist der diesjährige DAAD-Preisträger - er engagiert sich ehrenamtlich im Club der Kulturen und im Patenprogramm des Internationalen Universitätszentrums
Die Einladung zur Verleihung des Preises des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) erhielt er klassisch per Post. "Ich bin sehr glücklich, diese Auszeichnung erhalten zu haben. Und ich möchte mich bei all meinen Professoren, Dozenten und Freunden bedanken, die mich von Anfang an unterstützt haben und es noch immer tun. Der Preis spornt natürlich an, noch mehr zu helfen", sagt Adithya Sridhar. Der 24-jährige Inder erhielt in der vergangenen Woche diesen besonderen Preis des DAAD für herausragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen. Sridhar studiert den Masterstudiengang "Micro and Nano Systems" und engagiert sich ehrenamtlich in zwei Studentenprogrammen: im "Club der Kulturen" (CdK) und im Patenprogramm des Internationalen Universitätszentrums (IUZ).
Sridhar lockten die Abenteuer außerhalb der Grenzen seiner Heimatstadt Chennai, die an der Ostküste Südindiens liegt. "Bis ich 19 Jahre alt war, hatte ich wenige Erfahrungen in Indien gesammelt. Ich lebte mit meinen Eltern zusammen. Außerdem war meine Universität in meiner Heimatstadt", erzählt Sridhar. Er studierte den Bachelorstudiengang Elektrotechnik und Elektronik an der SRM University in Chennai. Von einem deutschen Gastdozenten aus Berlin erfuhr er von der TU Chemnitz und beschloss, seine Sachen zu packen.
Das Gegenteil zu einer Megastadt mit sechs Millionen Einwohnern und 35 Grad Durchschnittstemperatur
Von Oktober 2008 bis März 2010 lebte er als Austauschstudent in Chemnitz. Fachliche sowie persönliche Unterstützung während dieser Zeit erhielt Sridhar von Prof. Dr. Wolfgang Schufft, Inhaber der Professur für Energie- und Hochspannungstechnik. "Zum ersten Mal war ich auf mich alleine gestellt. Das hieß für mich: eine neue Sprache, Kochen lernen und das erste eigene Geld verdienen", sagt der Inder und fügt hinzu: "Ich komme aus einer Megastadt mit geschätzten sechs Millionen Einwohnern und mit einer Durchschnittstemperatur von 35 Grad. Chemnitz ist das komplette Gegenteil dazu. Genau das mag ich hier." Sridhar entschied sich, seinen Aufenthalt in Chemnitz zu verlängern. Im Sommer 2010 beendete er sein Studium in Chennai und schon im Oktober desselben Jahres kam er zurück an die TU und startete den englischsprachigen Masterstudiengang Micro and Nano Systems. "Mein Nebenjob als wissenschaftliche Hilfskraft war mir gesichert. Bereits während meines Austauschsemesters konnte ich an der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb bei Dr. Jens Schütze arbeiten."
Deutschlernen arrangiert Sridhar auf vielfältige Weise. Während seiner Austauschsemester besuchte er einen Sprachkurs, arbeitete die Vorlesungen mit dem Wörterbuch nach und traf sich regelmäßig mit seiner deutschen Sprachpatin des IUZ. "Es ist für mich wegen meines umfangreichen Stundenplans schwierig, Deutschkurse durchgängig zu belegen. Ich habe alternative Wege gefunden - ich lerne von meinen deutschen Freunden und sogar aus den Nachrichtensendungen, die in der Campus-Cafeteria ausgestrahlt werden", so Sridhar.
"Der Barbetrieb im CdK war die perfekte Position für mich"
Eine Vielzahl seiner Freunde lernte Sridhar über den CdK kennen, der unter dem Motto "Die ganze Welt in einem Club" zu den bekanntesten Studentenclubs auf dem TU-Campus zählt. Dort hinzugehen, war - nach eigenen Aussagen - die erste Idee, die Sridhar hatte, als er im Oktober 2008 in Chemnitz eintraf. Im CdK half Sridhar zuerst im Barbetrieb aus. "Das war die perfekte Position für mich, denn alle kamen zu mir, um ein Getränk zu bestellen und ich konnte mein Deutsch üben", schmunzelt Sridhar. Heute gestaltet Sridhar einige internationale Abende mit, wie die "English Tea Party" oder die "Indian Night". "Die Mitglieder im CdK sind im Durchschnitt drei bis vier Jahre tätig. Wir sind Freunde und Familie, brüderlich und schwesterlich. Das gefällt mir", sagt Sridhar. Neben dem CdK engagiert sich Sridhar seit 2009 im Patenprogramm des IUZ. Bisher unterstützte er sechs neue Studierende - genannt "Patenkinder" - aus Italien, Brasilien und Indien bei ihrer Orientierung auf dem Campus und in Chemnitz. Zudem wirkte Sridhar bei verschiedenen Events wie dem "Welcome Dinner", den Halloween- oder Weihnachtspartys mit. "Beim Patenprogramm macht es mir immer wieder Spaß, neue Kulturen und Attitudes kennenzulernen."
In den nächsten drei Monaten plant Sridhar seine Masterarbeit über Kathodolumineszenz am Institut für Physik bei Prof. Dr. Michael Hietschold, Inhaber der Professur Analytik an Festkörperoberflächen, abzuschließen. Was danach kommt, lässt er auf sich zukommen, so sagt er. Was er mit den 1.000 Euro des DAAD-Preises macht, steht allerdings schon fest: Ein Ticket nach Indien buchen. Seine Familie aus Chennai hat Sridhar seit drei Jahren nicht mehr gesehen.
(Autorin: Victoria Graul)
Katharina Thehos
14.10.2013