Läufst du noch oder fährst du schon?
Der Studentinnenrat der TU Chemnitz präsentierte am 8. November 2013 die Ergebnisse seiner großen Mobilitäts- und Sozialumfrage 2012
Es war eines der wohl brisantesten Uni-Themen der letzten Jahre: die Diskussion um Erhalt oder Wegfall des Semestertickets im Rahmen des reformierten sächsischen Hochschulgesetzes. Fragte man Studierende im Freistaat nach ihrer Meinung, so wurden teils völlig kontroverse Stimmen laut. Das Thema polarisierte. Die Standpunkte reichten von "auf jeden Fall weiterführen" bis hin zu "schnellstmöglich abschaffen". Doch wer nutzt das Studententicket letzten Endes wirklich, um sachsenweit mobil zu sein? Bevor sich der Studentinnenrat der TU Chemnitz also in die Neuverhandlungen mit Bahn und Verkehrsbetrieben stürzte, führte er eine große Mobilitäts- und Sozialumfrage durch. Die Ergebnisse wurden nun am 8. November 2013 präsentiert.
An der repräsentativen Umfrage, die über einen Online-Fragebogen im Dezember 2012 ausgefüllt werden konnte, nahmen knapp 30 Prozent der Chemnitzer Studierenden teil. Dank des individuellen Zugangs mit Hilfe von Diensten des Universitätsrechenzentrums (URZ) konnte sichergestellt werden, dass alle Studierenden der TU informiert waren. Bereits 2008 wurde eine derartige Datenerhebung durchgeführt, wodurch man nun auch die Entwicklungen in den vergangenen vier Jahren aufschlüsseln konnte.
Das Pendeln zwischen Wohnung und Campus spielt erwartungsgemäß eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben der Studierenden. 60,53 Prozent der in Chemnitz wohnhaften Befragten nutzen hierfür Stadtbus und Stadtbahn. Immerhin knapp 32 Prozent gehen zu Fuß. Trotz einer hohen Verfügbarkeit greifen hier nur 7,07 Prozent zu Individualverkehrsmitteln wie Auto oder Motorrad. Doch auch Chemnitzer Studierende, die außerhalb der Stadt wohnen, nutzen öffentliche Verkehrsmittel wie Zug und Regionalbus, um zur Universität zu gelangen. Seit 2008 ist die Verwendung von Individualverkehrsmitteln zugunsten der öffentlichen Nahverkehrsmittel stark zurückgegangen. Gleiches lässt sich auch bei Standortwechseln zwischen den Campusteilen beobachten. Aus der Studie geht des Weiteren hervor, dass zwar nach wie vor das Gros der Chemnitzer Studierenden in Sachsen die Hochschulzugangsberechtigung erworben hat, dieser Trend aber leicht rückläufig ist. Vor allem die Zahl an Studierenden, die aus nichtangrenzenden Bundesländern stammen, verdoppelte sich seit 2008 nahezu von 8,6 auf 15 Prozent. Da das Semesterticket doch mit einigen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, wurde auch die durchschnittliche Einkommenshöhe ermittelt. Das Einkommen hat sich im Schnitt seit 2008 um mehr als 85 Euro erhöht. Jedoch stehen dem durchschnittlichen Chemnitzer Studierenden nach wie vor lediglich 561,90 Euro pro Monat zur Verfügung - weniger als der BAföG-Höchstsatz von monatlichen 597 Euro.
Doch wie sieht es nun mit Zustimmung oder Ablehnung des Semestertickets aus? Diesbezüglich geht aus der Studie hervor, dass sich 77,6 Prozent der Studierenden für ein sachsenweites Ticket aussprechen und das unabhängig davon, wie viel Geld ihnen monatlich zur Verfügung steht. Die Legitimation innerhalb der Studierendenschaft ist demnach in hohem Maße gegeben.
Neben den genannten erhobenen Daten enthält die Mobilitäts- und Sozialumfrage 2012 noch viele weitere Ergebnisse. Ein Blick in die Studie wird in Kürze auf der Homepage des Studentinnenrates möglich sein: http://www.stura.tu-chemnitz.de
(Autor: Martin Blaschka)
Katharina Thehos
08.11.2013