Roboter als soziale Wesen – wie passt das zusammen?
Andreas Bischof von der Professur Medienkommunikation verbrachte im Rahmen seines Dissertationsprojektes beim Graduiertenkolleg CrossWorlds einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in den USA
Seit April 2012 besteht das Graduiertenkolleg CrossWorlds am Institut für Medienforschung und der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Chemnitz. Zwölf Promotionsstudenten forschen dort und beschäftigen sich mit der Verbindung von virtuellen und realen sozialen Welten. Einer von ihnen ist Andreas Bischof, der an Universität Leipzig Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Kultursoziologie im Bachelor und Master studierte bevor er nach Chemnitz kam, um im Graduiertenkolleg mitzuarbeiten.
Im Rahmen seiner Dissertation, die sich mit der Frage beschäftigt, welche Voraussetzungen es braucht, um einen sozialen Roboter wirklich sozial zu machen, flog Bischof im März für drei Monate in die USA. Dort arbeitete er mit Robotikforschern an der Carnegie Mellon University (Pittsburgh), der University of Washington (Seattle) und der Yale University (New Haven) zusammen. Vor seinem USA-Aufenthalt hatte Bischof bereits die Chance, internationale Roboterforscher in den Niederlanden, Dänemark und Deutschland kennenzulernen. „Ganz besonders gefreut habe ich mich, dass der Austausch unter Forschern auch über Disziplingrenzen hinweg so kollegial und oft sogar freundschaftlich ist. Die Forscher aus der Robotik sind in der Regel sehr aufgeschlossen und neugierig und wirklich interessiert an dem Wissen und Methoden aus anderen Bereichen“, so Bischof. Die USA boten für Bischof ein optimales Forschungsumfeld, da dort gerade in den technischen und naturwissenschaftlichen Feldern viele Universitäten an der internationalen Spitze rangieren und es seit 2011 die National Robotics Initiative gibt, ein Programm zur akademischen und wirtschaftlichen Entwicklung von Robotern.
Aber was macht soziale Roboter nun eigentlich sozial? Diese Frage kann Bischof zwar noch nicht abschließend beantworten, sicher ist aber, dass verschiedene Komponenten wie die Kultur des Fachs, die unterschiedlichen beteiligten Disziplinen, der Arbeitsalltag der Robotikforscher und die Forschungsfinanzierung eine Rolle spielen. "Zu den wichtigen Einsichten die ich in den USA erlangt habe, gehört sicherlich, dass erfolgreiche Sozialroboter von Forschern gebaut werden, die über eine überdurchschnittlich hohe Empathiefähigkeit verfügen, oder teilweise sogar professionelles Wissen über bestimmte Sozialbereiche in die Arbeit mit einbringen können. Eine noch zu prüfende These ist, ob das mit dem vergleichsweise hohen Anteil an weiblichen Forschern in diesem Feld zusammenhängt", so Bischof.
Um Roboter sozialfähig zu machen, zumindest theoretisch, existieren zwei verschiedene technische Ansätze. Zum einen gibt es den Versuch, den Robotern tatsächliches Wissen über bestimmte soziale Situationen einzuprogrammieren, was anspruchsvoll ist und meist scheitert, wenn die Roboter das Labor verlassen und mit echten Menschen zu tun haben. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Roboter mit Wahrscheinlichkeitsfunktionen über die nächsten Handlungen der Menschen auszustatten, um eine "echte" Interaktion herbeizuführen. Dieser Ansatz funktioniert laut Bischof in unkontrollierten Umgebungen besser als der erste, bedarf aber trotzdem noch vieler weiterer Experimente. "Zu diesen Herausforderungen kommen zusätzlich noch die technischen Limitierungen wie Akkulaufzeit oder die physische Erscheinung. Es wird also noch eine Weile dauern, bis wir unserem Mitbewohner-Roboter nach dem Arbeitstag erzählen können, wie es uns geht", so Bischof. Von den Forschungsprojekten, die Bischof in den USA besuchen durfte, ist er begeistert und lobt das exzellente Niveau. "Ich bin wirklich sehr froh, dass mir das Graduiertenkolleg, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Deutsche Akademische Austauschdienst diese Erfahrung ermöglicht haben. Und ich bin zuversichtlich, dass die Ergebnisse den Kollegen hier in Deutschland wie über dem Teich nutzen werden", so Bischof.
(Autorin: Damaris Diener)
Mario Steinebach
17.06.2014