Elektronik statt Mechanik
Studierende des Masterstudiengangs Automotive Software Engineering lernen, wie Softwareinnovationen die Automobilindustrie schneller, sicherer und nutzerfreundlicher machen
Der Anteil an Elektronik, Software und Steuergeräten im Auto wächst in den letzten Jahrzehnten rasant und ist zu einem wesentlichen Innovationsmotor im Automobilbereich geworden. Über 90 Prozent der Innovationen im Fahrzeug sind von der Elektronik und Software getrieben. Die Vorteile der softwarebasierten und vernetzten Funktionen sind offensichtlich: Sie machen das Fahrzeug sicherer, nutzerfreundlicher und komfortabler. Zugleich bietet die Realisierung von Funktionen durch Software einzigartige Freiheitsgrade beim Entwurf. Für diese Entwicklungen bedarf es speziell ausgebildeter Fachkräfte, die das Zusammenspiel von Software und technischen Prozessen im Automobil beherrschen. Amr Hegazi ist einer davon. Der 23-Jährige studiert den Masterstudiengang Automotive Software Engineering an der TU Chemnitz und kam dafür extra aus seiner Heimat Ägypten nach Sachsen. „Software Engineering ist mein Lieblingsbereich im Studium, in dem ich später auch arbeiten möchte. Während meines Bachelorstudiums an der Universität Kairo spezialisierte ich mich auf Kommunikation und technische Informatik und in meiner Abschlussarbeit thematisierte ich Eigenüberwachungssysteme für Fahrzeugsysteme. Um für meine berufliche Laufbahn gut vorbereitet zu sein, möchte ich mit dem Masterstudium hier mein technisches Hintergrundwissen stärken“, erzählt Hegazi. Auch Kwame Nseboah Nyarko, gebürtiger Ghanaer, ist seit Oktober 2012 für den Masterstudiengang Automotive Software Engineering an der Chemnitzer Universität eingeschrieben. Zuvor absolvierte er sein Bachelorstudium der Elektrotechnik an der Kwame Nkrumah Universität für Wissenschaft und Technik in Ghana. „Nach Abschluss meines Bachelorstudiums suchte ich nach hochwertigen und renommierten Masterprogrammen in Deutschland. Die TU Chemnitz vereint Qualität in Forschung und Lehre mit geringen Studienkosten. Meine Entscheidung war somit schnell gefallen“, erinnert sich der 29-jährige Ingenieur, der aktuell an seiner Masterarbeit schreibt.
Mit dem Masterstudiengang Automotive Software Engineering spezialisieren sich die Studierenden auf die Softwareentwicklung im Anwendungsfeld Automobiltechnik und erlernen fortgeschrittene Kenntnisse der Informatik, Angewandten Informatik sowie Informations- und Kommunikationstechnik. „Obwohl das Themenspektrum unseres Studiengangs im Bereich Softwareentwicklung sehr breit ist, haben wir die Möglichkeit favorisierte Bereiche inhaltlich zu vertiefen“, erzählt Hegazi und ergänzt: „Ein Themenschwerpunkt ist beispielsweise die Intelligente Mobilität. Diese Innovation ist eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Unternehmen, die neue Mobilitätskonzepte fördern. Schnelligkeit, Sicherheit und Komfort stehen dabei genauso im Vordergrund wie Effizienz und Umwelt.“ Sein Kommilitone Nyarko begeistert sich vor allem für die Wahlmöglichkeiten, die es den Studierenden ermöglichen, ihre favorisierten Themenbereiche im Studium zu vertiefen: „Ich interessiere mich sehr für Intelligente Maschinensteuerung wie Robotik und verteilte Rechensystem und schätze die Möglichkeit, Kurse frei wählen zu können. Seit einem Jahr arbeite ich zudem als studentische Hilfskraft an der Fakultät für Informatik. Bei Übungen oder Praktika im Labor stehe ich den Studierenden helfend beiseite und lerne dabei selbst sehr viel über die verschiedenen Vertiefungsbereiche bei uns an der Fakultät.“
Aufgrund seiner Einbindung in den Forschungsschwerpunkt Eingebettete Selbstorganisierende Systeme der Fakultät für Informatik ist das Studium forschungsorientiert ausgerichtet. Dabei werden in Vorlesungen und kleinen Übungsgruppen sowohl theoretische als auch praktische Inhalte vermittelt. Hegazi erklärt, wie die Studierenden auf die Ausübung anspruchsvoller Tätigkeiten im Bereich der technischen Entwicklung von Steuerungen für Kraftfahrzeuge, Flugzeuge und Maschinenanlagen vorbereitet werden: „Das Besondere am Masterstudiengang Automotive Software Engineering ist die Aufteilung in zwei Bereiche. Denn neben der Fähigkeit in verschiedenen Sprachen und aus unterschiedlichen Sichtweisen zu programmieren, erlernen wir ebenso relevantes technisches Hintergrundwissen wie die Funktionen von Echtzeitbetriebssystemen. Die Nachfrage nach Softwareingenieuren ist aktuell sehr hoch, da in allen Bereichen der Automobilentwicklung an neuen Funktionalitäten geforscht wird. Folglich bereitet uns der Masterstudiengang Automotive Software Engineering gut darauf vor, Führungspositionen auf dem Arbeitsmarkt einzunehmen.“ Für Absolventen des Studiengangs bieten sich neben der Automobilindustrie zahlreiche weitere Betätigungsfelder wie die Luft- und Raumfahrtindustrie, Mechatronik-Steuerungen und die Robotik an.
Die meisten Kurse werden auf Englisch abgehalten und bieten somit internationalen Studierenden die Möglichkeit, ihre Kenntnisse und Kompetenzen des Software Engineerings an der TU Chemnitz auszubauen. „In unserem Studiengang gibt es meines Wissens nach mehr als 50 Prozent internationaler Studierende, doch aufgrund des breiten englischen Angebots gibt es innerhalb der Kurse kaum sprachliche Barrieren. Und ist doch mal etwas unklar, stehen einem die kompetenten Lehrkräfte mit Rat und Tat stets beiseite“, erzählt der gebürtige Ghanaer Nyarko lobend und Hegazi ergänzt: „Insgesamt ist die Interkulturalität auf dem Chemnitzer Campus sehr hoch. Man lernt viele verschiedene Kulturen kennen und schließt Freundschaften mit Studierenden von der ganzen Welt. Um auch meinen außeruniversitären Alltag meistern zu können, mache ich einen Deutschkurs und verbessere so meine deutschen Sprachkenntnisse Tag für Tag.“
(Autorin: Katharina Preuß)
Katharina Thehos
08.09.2015