Ein erfolgreicher Brückenbauer im wahrsten Sinne des Wortes
Herausragende Expertise vom Leichtbau bis zum länderübergreifenden Wissenstransfer: Prof. Dr. Lothar Kroll wurde an der TU Breslau der Titel „honorowego profesora“ (Professor ehrenhalber) verliehen
Er beschäftigt sich nicht nur als Wissenschaftler mit Brücken in Leichtbauweise, er ist auch ein Brückenbauer im übertragenen Sinne. Die Rede ist von Prof. Dr. Lothar Kroll, Inhaber der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung an der Technischen Universität Chemnitz, und Koordinator des Bundesexzellenzclusters „Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen" (MERGE). Für viele erfolgreiche Brückenschläge zwischen Polen und Deutschland wurde er am 15. November 2015 mit dem Titel „honorowego profesora“ (Professor ehrenhalber) der Technischen Universität Breslau geehrt. Damit würdigt die polnische Universität eine einzigartige Verknüpfung von Wissenschaft und regionaler Wirtschaft, die Prof. Kroll seit mehr als 20 Jahren hervorragend gelingt – und dies auch länderübergreifend.
Beispielsweise zeigt sich dies in der von Prof. Kroll koordinierten Chemnitzer Allianz Textiler Leichtbau, in der universitäre und außeruniversitäre Institute mit über 350 kleinen und mittleren Unternehmen eng zusammenarbeiten. Derartige Netzwerkstrukturen sollen künftig auch in Polen stärker als bisher aufgebaut werden, dabei unterstützt Prof. Kroll zahlreiche Partner im Nachbarland – insbesondere bei länderübergreifenden Projekten. So wird die Internationalisierung des Clusters MERGE vor allem durch die Intensivierung und den Ausbau der bereits bestehenden engen Kooperationen und Kontakte im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien vorangetrieben. Mit diesem Konzept ist es MERGE gelungen, als eines der elf von insgesamt über 100 eingereichten Projekten im Rahmen der Fördermaßnahme "Internationalisierung von Spitzenclustern" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzielle Unterstützung zu erhalten. MERGE ist zugleich der einzige der 43 Exzellenzcluster in Deutschland, dessen Internationalisierung auf diesem Weg gefördert wird.
Für die Universitäten in Polen haben Cluster wie der Chemnitzer Bundesexzellenzcluster MERGE eine Vorbildfunktion. So wurden und werden an der Technischen Universität Opole ähnliche Verbünde zwischen Industrie und Forschung aufgebaut. Deshalb wirkt auch der Rektor der TU Opole im Exzellenzrat von MERGE mit. Und im Gegenzug unterstützt Prof. Kroll die vom 7. bis 8. April 2016 in Opole stattfindende 1. Polish-German Bridge Conference, deren Schirmherrschaft der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich gern übernommen hat. Der erste Konferenztag steht unter dem Motto „Politics and EU Strategies“, so dass zahlreiche Minister und Ministerpräsidenten beider Länder teilnehmen werden. Am zweiten Konferenztag werden namhafte Vertreter aus Industrie und Forschung zu den Themen „Advanced Manufacturing Technologies“ und „Advanced Materials and Systems“ referieren. Die Konferenz dient als deutsch-polnischer Brückenschlag sowohl zwischen Industrie und Forschung als auch zwischen den Ländern Sachsen, Niederschlesien und Oppeln und soll eine Plattform zur Generierung gemeinsamer Projekte auch auf EU-Ebene bieten.
Hier zeigt sich deutlich, dass sich die TU Chemnitz zunehmend auch im Ausland als kompetenter Netzwerk- und Transferpartner empfiehlt. „Ich erlebe derzeit in Polen ein Klima, das zeigt, wie wichtig für viele die Zusammenarbeit zwischen polnischen und deutschen Unternehmen, zwischen polnischen und deutschen Universitäten und schließlich zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist. Zudem orientieren sich polnische Hochschulen und Unternehmen nun stärker als bisher in Richtung Europa – insbesondere im Rahmen von Forschungskooperationen“, sagt Kroll, der sich mit seiner Expertise hier sehr gern einbringt. Die Verleihung des Titels Titel „honorowego profesora“, die in die Feierlichkeiten der TU Breslau zum 70-jährigen Universitätsjubiläum eingebunden war, ist für ihn deshalb auch eine Verpflichtung.
Zur Person: Prof. Dr. Lothar Kroll
Lothar Kroll wurde am 9. April 1959 in Glogowek (Polen, ehem. Oberglogau) geboren. Da in seinem Heimatort in Oberschlesien zur damaligen Zeit mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Deutsche waren, ist er multikulturell und mehrsprachig aufgewachsen. Ein vertrauensvolles Miteinander sowohl mit ausländischen Kollegen und Wissenschaftlern als auch mit Industriepartnern auf Augenhöhe war und ist für ihn daher ein Selbstverständnis. Prof. Kroll ist 1981 während des Kriegszustandes in Polen nach Deutschland als Spätaussiedler ausgereist.
Er studierte an der Technischen Hochschule Oppeln (Polen) und der TU Clausthal in der Fachrichtung Fahrzeugtechnik und Maschinenbau. 1992 wurde er am Institut für Technische Mechanik der Technischen Universität Clausthal promoviert. Neben einer Vielzahl von Veröffentlichungen, Patenten und Lehraufträgen war Kroll seit 2000 leitender Wissenschaftler am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden. In dieser Zeit war er in die Lehre eingebunden und für die Betreuung von ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern, insbesondere aus Polen und Tschechien, zuständig. Aufgrund seiner schlesischen Wurzeln entstanden bereits damals zahlreiche Kooperationen mit den Technischen Universitäten in Breslau, Oppeln und Gleiwitz, die er bis heute pflegt und intensiviert. Die Verleihung der Venia Legendi erfolgte kurz nach der Habilitation Ende 2005 durch die TU Dresden.
Zum 1. Juni 2006 folgte er dem Ruf auf die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung an der TU Chemnitz. Seit Dezember 2007 ist er Direktor des Cetex Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gemeinnützige GmbH, eines An-Instituts der TU Chemnitz. Im April 2010 gründete er die Allianz Textiler Leichtbau (ATL), Chemnitz und im November 2012 wurde er Koordinator des an der TU eingerichteten Bundesexzellenzclusters "Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen" (MERGE), der bis 2017 mit 34 Millionen Euro gefördert wird. Seit April 2013 ist er zudem Dekan der Fakultät für Maschinenbau. Seit Juni 2013 leitet Prof. Kroll das Fraunhofer Kunststoffzentrum Oberlausitz und Forschungszentrum Wolfsburg am Fraunhofer IWU. Im Mai 2015 befürwortete der Sächsische Landtag das Fraunhofer Forschungszentrum STEX (Systeme und Technologien für textile Strukturen), welches im September 2015 die Arbeit unter seiner Leitung aufnahm.
Ausführlicher Werdegang: https://www.leichtbau.tu-chemnitz.de/leitung.php#werdegang
Weitere Informationen erteilt Dr. Isabelle Roth, Telefon 0371 531-35632, E-Mail isabelle.roth@mb.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
16.11.2015