Von der Rodelbahn in die Bibliothek
TU-Student Ralf Palik wurde dieses Jahr Vize-Weltmeister bei der Rodel-WM in Königssee - und muss sich wenig später auf ganz andere Prüfungen vorbereiten
Rennrodler Ralf Palik blickt auf die erfolgreichste Saison zurück, die er je erlebt hat: Der TU-Chemnitz-Student stellte nicht nur beim Nationencup im vergangenen Winter in Altenberg den Bahnrekord auf, überdies darf sich der 25-Jährige nun Vize-Weltmeister nennen. Von der Rodel-WM in Königssee brachte er die Silbermedaille nach Hause ins Erzgebirge. Auch im Weltcup häuften sich die Erfolge: Oft stand er auf dem Podest, im Gesamtweltcup kam er auf Platz vier an. „Ich blicke auf eine fantastische Saison zurück und bin überaus zufrieden mit meinen Leistungen“, freut sich Palik, der für den WSC Erzgebirge Oberwiesenthal an den Start geht. „Gut, dass ich mit zwölf Jahren vom Fußball zum Rennrodeln gewechselt habe – als Torwart war ich nämlich zugegeben ziemlich untalentiert.“
Jetzt, nachdem die Saison vorüber ist, trainiert der gebürtige Erlabrunner für einen ganz anderen Wettkampf: die Prüfungsphase. „Bevor ich in den wohlverdienten Urlaub fahren kann, muss ich mich auf die ein oder andere Prüfung vorbereiten“, berichtet Palik, der sich momentan im dritten Bachelorsemester Psychologie befindet. „Vor allem jetzt in der Lernphase, ist es nicht immer ganz einfach, Sport und Uni unter einen Hut zu bekommen.“ Beinah täglich pendelt der Rennrodler von Chemnitz nach Oberwiesenthal zum Training. Darüber hinaus wird der Sportsoldat dieses Jahr zum Feldwebel ausgebildet. „Dadurch, dass ich in erster Linie Soldat und Sportler bin, ist das Studium nachgestellt. Das Unileben muss ich nebenbei miteinbringen, und es ist manchmal ziemlich hart, diese Grätsche hinzubekommen“, gibt Palik einen Einblick in seinen stressigen Alltag. „Ich muss vieles selbstständig erarbeiten, und kann nicht das volle Pensum an Klausuren mitschreiben, weshalb sich das Studium bei mir in die Länge ziehen wird.“ Doch das Studium an der TU Chemnitz abzubrechen, um sich voll und ganz auf den Sport und seine Pflichten als Soldat zu konzentrieren, kommt für den erfolgreichen Rennrodler nicht in Frage: „Das Studium ist mein zweites Standbein, das mir sehr wichtig ist. Ich habe mich für die Psychologie entschieden, weil ich beruflich nicht mehr viel mit dem Sport zu tun haben möchte, wenn ich damit fertig bin - da würde mir einfach die Abwechslung fehlen. Zwar habe ich eine Begabung, was das praktische Handwerk betrifft, allerdings möchte ich das nicht mein Leben lang machen, weil ich ebenso an der akademischen Arbeit interessiert bin.“ Doch nicht nur mit der Psychologie, auch mit der Entscheidung für die TU und die Stadt Chemnitz ist der Erlabrunner sehr zufrieden. „Chemnitz liegt sehr nahe an Oberwiesenthal, weshalb es für mich weniger belastend ist, zum Training zu pendeln“, so Palik. „Weiterhin bietet die TU sehr spezifische Gerätschaften an, mit denen ich trainieren kann. Außerdem fühle ich mich wohl in Chemnitz, es ist eine schöne Stadt, die sich in den vergangenen Jahren sehr gemacht hat.“
Nach seinem wohlverdienten Urlaub und seiner Ausbildung zum Feldwebel hat sich der 1,95 Meter große Sportsoldat hohe Ziele für die nächste Saison gesteckt. Dafür ist ein umfassendes Training notwendig, das Palik neben dem Studium absolvieren muss: „Die Vorbereitung auf eine Saison ist mit vielen Trainingsstunden verknüpft, bis zu 35 Stunden trainiere ich die Woche. Da das Rennrodeln ein sehr materiallastiger Sport ist, gehört zu der Vorbereitung ebenso der Schlittenbau. Auch an der TU Chemnitz wird an der Professur Sportgerätetechnik gerade an einem neuen Schlitten geforscht, der aus einem besonderen Stahl besteht. Sobald das Projekt voranschreitet, werde ich sicher davon profitieren können.“ Doch worauf bereitet sich Palik nun überhaupt so intensiv vor? „Mein langfristiges Ziel ist es, 2018 an den Olympischen Winterspielen in Pengyang teilzunehmen, darauf ist alles ausgerichtet. Um dahin eingeladen zu werden, muss ich zu den drei besten Rennrodlern in Deutschland gehören, darüber hinaus zu den acht besten der Welt“, so Palik. „Währenddessen möchte ich möglichst weit im Studium vorankommen, damit ich mir nach Pengyang beide Optionen offen halten kann, denn dann entscheidet es sich: Will ich lieber in das Berufsleben einsteigen, oder noch vier weitere Jahre aktiven Leistungssport betreiben? Diese Wahl zu haben – das ist mir sehr wichtig.“
(Autorin: Sabrina Schäfer)
Katharina Thehos
26.02.2016