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Berufswege und Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft

Psychologen der TU Chemnitz entwickeln mit regionalen Partnern Strategien, damit Beschäftigte lange, gesund und motiviert im Job bleiben – Sachsenweite Befragungswelle startet

Welche Kompetenzen brauchen Beschäftigte der Sozialwirtschaft, um lange, motiviert und gesund im Job zu bleiben? Dieser Frage gehen Psychologen der Professur für Allgemeine und Biopsychologie der Technischen Universität Chemnitz nach. Hierfür werden nach einer ersten, nur auf Westsachsen konzentrierten Untersuchung nun sachsenweit Fach- und Führungskräfte aus den Arbeitsfeldern der Sozialarbeit, Erziehung, Pflege sowie Kinder- und Jugendhilfe zu ihrer aktuellen Arbeitssituation befragt. Ziel ist es, aus dem Arbeitserleben und -verhalten der Mitarbeitenden den Bedarf für künftige Personalentwicklung in Sachsens Trägerstruktur abzuleiten.

Notwendig macht dies vor allem der demografische Wandel, der sich insbesondere hier im Freistaat abzeichnet. „Gerade das Arbeitsfeld der sächsischen Sozialwirtschaft und deren kleinteilige Trägerstruktur wird der zu erwartende Fachkräftemangel vor große Herausforderungen stellen“, sagt Prof. Dr. Udo Rudolph, Professur für Allgemeine und Biopsychologie. Erste Forschungsergebnisse würden zeigen, dass das regionale Umfeld Westsachsens ein Schaufenster für die sich rasant verändernden strukturellen Arbeitsbedingungen der Branche sei. „Die Sozialwirtschaft - insbesondere die Kinder- und Jugendhilfe - hat hier erheblichen Handlungsbedarf, wenn es darum geht, innovative und zukunftsweisende Konzepte des Personalmanagements zu entwickeln“, weiß der Chemnitzer Universitätsprofessor. In der oft kleinteiligen Struktur fehle es jedoch bisher an Ressourcen, um eine strategische Personalentwicklung aufzubauen und nachhaltig umzusetzen. Genau hier setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „be/pe/so“ (Berufswege und Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft) an.

Im Projekt arbeiten die Chemnitzer Psychologen eng mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen – AGJF Sachsen e.V., dem Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida, dem AWO Kreisverband Auerbach/Vogtland e.V. und dem FAB e.V. Crimmitschau zusammen. Die Partner planen und entwickeln maßgeschneiderte Instrumente der Personal- und Organisationsentwicklung, die im Personalmanagement der regionalen Partnerorganisationen, integriert, erprobt und evaluiert werden. „Ziel ist es, passgenaue Instrumente zur Kompetenzentwicklung, Laufbahngestaltung und Prävention möglichst schnell in die Praxis zu bringen. Andererseits sollen die beteiligten Träger in Westsachsen in regionalen Kooperationsverbünden innovative Konzepte organisationsübergreifend testen und nutzbar machen“, erläutert der Chemnitzer Projektkoordinator André Körner. „Die gesammelten Ergebnisse und Erfahrungen fließen dann ein in einen bundesweiten Leitfaden, der Beispiele gelungenen Handelns für vergleichbare Organisationsstrukturen nutzbar macht“, ergänzt der Psychologe.

Im ersten Projektjahr zeigt sich bereits, wie differenziert die Berufsbiografien und das Erleben der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft sind. „Berichtet wird ein allgemein guter Gesundheitszustand und eine vergleichsweise hohe Zufriedenheit mit der tatsächlichen Arbeitstätigkeit. Weniger günstig sehen die bisher in Westsachsen Befragten die Wertschätzung von extern oder die finanzielle Ausstattung im Branchenvergleich“, sagt Körner. Die TU Chemnitz setze nun die Befragung sachsenweit fort und sind gespannt darauf zu erfahren, ob sich innerhalb des Bundeslandes regionale Unterschiede ergeben. Wer in der sächsischen Sozialwirtschaft in den Bereichen Erziehung, Pflege, Unterricht oder Kinder- und Jugendhilfe tätig ist, wird gebeten, an der Online-Befragung der Wissenschaftler teilzunehmen: www.bepeso.de/befragung.html.

Das Projekt „be/pe/so“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und ist angesiedelt im Förderschwerpunkt „Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel“ (Laufzeit: 1. Mai 2015 bis 30. April 2018). Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Weitere Informationen zum Projekt: www.allpsy2.de/Forschung_bepeso.php und www.bepeso.de

Ansprechpartner an der TU Chemnitz: André Körner, Telefon 0371 531-37665, E-Mail andre.koerner@psychologie.tu-chemnitz.de, und Stefan Uhlig, Telefon 0371 531-39636, E-Mail stefan.uhlig@psychologie.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
23.05.2016

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