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„Plötzlich stand beim letzten Spiel Ronaldo vor mir”

Viktoria Franke ist als Medienkoordinatorin bei der Fußball-EM 2016 in Lens für die Pressebetreuung verantwortlich und absolviert berufsbegleitend ihr Masterstudium Beziehungsmarketing/CRM in Chemnitz

Vor genau zehn Jahren schickte die Einsiedlerin Viktoria Franke ihre Bewerbung um einen Platz im Studiengang Medienkommunikation an die Technische Universität Chemnitz ab. Nur drei Jahre später schloss sie ihr Bachelorstudium erfolgreich ab und widmete sich vollends ihrer Leidenschaft: dem Biathlon. Einst besaß Franke eine der populärsten Webseiten für Biathlonfans und -experten. Dort informierte sie über alle teilnehmenden Nationen sowie deren Teams und fing die Vor-Ort-Stimmung bei den Weltcups ein. Bereits im Teenageralter reiste sie zu nahezu allen wichtigen Veranstaltungen des nordischen Skisports und lernte dabei Land und Leute kennen. So auch im Jahr 2010, als Franke bei dem Olympischen Spielen als Pressekoordinatorin für das US Biathlon Team fungierte. Inzwischen hat die 29-Jährige ihr Interessens- und Arbeitsspektrum erweitert. Vier Jahre lang organisierte sie die Pressearbeit des Open Air Kino- und Konzertfestivals „Filmnächte am Elbufer“ in Dresden und des Chemnitzer Pendants „Filmnächte am Theaterplatz“, das aktuell wieder stattfindet. Im Sportbereich sammelte Franke weitreichende und mehrjährige Erfahrungen bei Olympia und den Paralympics, den Commonwealth Games sowie vielen weiteren internationalen Großveranstaltungen im Sportbereich.

Im November vergangenen Jahres schrieb sich die Journalistin dann an der TUCed, dem Weiterbildungsinstitut der Chemnitzer Universität, für den berufsbegleitenden Masterstudiengang (MBA) Customer Relationship Management / Beziehungsmarketing ein. „Mein Wissensdurst lockte mich zurück an die TU. Ich wollte nicht mehr nur als Einzelgänger Texte schreiben oder Pressetermine betreuen, sondern perspektivisch meine eigene Firma gründen. Das geht nicht ohne das nötige Handwerkszeug“, erklärt Franke schmunzelnd und ergänzt: „Ich spielte bereits zwei Jahre mit dem Gedanken und entschied mich dann schlussendlich dafür. Kurz nach Beginn des Studiums erhielt ich einen Anruf von der UEFA und die Zusage für den Job als ‚Venue Media Operations Coordinator‘ bei der EM 2016 in Lens.“ Nun macht Franke beides: „Das Studium ist mit dem Job durch einmal monatlich stattfindende Präsenzveranstaltungen und E-Learning gestütztem Fernstudium gut vereinbar. Meine Dozenten sind sehr kooperativ und an meinen freien Tagen hier in Lens widme ich mich den Management-Büchern und meiner Projektarbeit zum Thema Kundenkarte als Kundenbindungsinstrument, die am 9. Juli präsentiert werden muss. Einige Vorlesungen musste ich zwar leider auf nächstes Jahr verschieben, aber zumindest die ersten gelernten Inhalte im Management meiner Volunteers oder der Prozessorganisation kann ich schon hier in Frankreich anwenden.“

Seit dem 1. März ist Franke vor Ort und für die gesamte Pressebetreuung während der EM zuständig. Dazu zählen das Management des Medienzentrums, der Medien-Ticketausgabe, der Pressekonferenzen und der Medientribünen sowie die Koordinierung aller Volunteers und Assistenten. „Ich bin die erste Anlaufstelle für alle Medienbeteiligten bei Anfragen und Problemen und dafür zuständig, dass die Arbeitsbedingungen der angereisten Journalisten stimmen. Da passt das CRM-Studium hervorragend, denn die Journalisten sind nichts anderes als Kunden, die richtig betreut und angesprochen werden sollen. Feierabend heißt es für mich daher auch erst dann, wenn der letzte Journalist gegangen ist. Da ist es keine Seltenheit, wenn ich um 4 oder 5 Uhr morgens im Bett bin. Doch so anstrengend und aufwändig die Arbeit auch ist, das internationale Arbeitsklima und die tolle Stimmung im Stadion entschädigen alles“, macht Franke deutlich. Insbesondere den Standort Lens weiß sie nun zu schätzen: „Das Frankreich hier ist ein anderes, als ich erwartet hatte. Lens ist eine fußballverrückte Stadt im Norden – eine ehemalige Minenregion, die vor allem von der ärmeren Arbeiterschicht besiedelt war. Der Bergbau war hier einer der größten Arbeitsbereiche und sehr prägend für die Region. Da sehe ich auch gerne die Gemeinsamkeit mit dem heimischen Erzgebirge. Wie in dem Film ‚Willkommen bei den Sch’tis‘ dargestellt, haben mich hier tatsächlich die nordfranzösische Harmonie und Kultur positiv überrascht.“

Und die Fußballspiele? „Ich bin kein fanatischer Fußballfan. Ich denke, das würde meine Arbeit hier sonst auch eher beeinträchtigen. Ja, plötzlich stand beim letzten Spiel Ronaldo vor mir und für andere wäre das sicher das Größte. Aber mich darf das nicht von der Arbeit ablenken. Doch auch ich lasse mich bei den Spielen von der großartigen Stimmung und den Fangesängen mitreißen. Als die Engländer bei dem Spiel gegen Wales ihre Hymne anstimmten, hat das ganze Stadion gebebt“, erinnert sich Franke und resümiert: „Es war das erste Mal Fußball und das erste Mal EM für mich. Und mit Sicherheit nicht das letzte Mal.“

Weitere Informationen zum Studium neben dem Beruf über TUCed – Institut für Weiterbildung an der TU Chemnitz: www.tuced.de

(Autorin: Katharina Preuß)

Mario Steinebach
30.06.2016

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