3D-AUDIO: Neue Perspektiven für das Hören
Teilerfolg im Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“: Antrag für audiovisuelles Großprojekt kann bis Herbst 2018 beim Bund gestellt werden
Wie wirken Klänge auf Menschen? Wenn Lärm krank macht, können dann umgekehrt angenehme Geräusche gesund machen? Wie schaffe ich Klänge, die Wohlbefinden erzeugen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Sounddesignerinnen und -designer. Das Mekka des deutschen Sounddesigns befindet sich im erzgebirgischen Geyer. Dort hat die Synotec Psychoinformatik GmbH ihren Sitz. Viele Produktdesignerinnen und -designer für Fahrzeuge, weiße Ware oder Lebensmittel pilgerten in den letzten 25 Jahren zu Geschäftsführer Dr. Friedrich Blutner, um ihren Produkten einen guten, wertigen Klang zu geben und das Image ihrer Marke zu verbessern.
Diese regional verankerte Kompetenz soll nun mit einem interdisziplinär angelegten Projekt im Rahmen der nnovationsinitiative „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf breitere Füße gestellt werden und den Strukturwandel im Erzgebirge beschleunigen. Ziel ist die Schaffung eines regionalen Bündnisses aus mittelständischen Unternehmen, medizinischen Einrichtungen, Vereinen und Forschungseinrichtungen, die sogenannte „3D-Audioräume“ gestalten oder nutzen können. Blutner betont: „So ist es uns ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit anderen Unternehmen in einer der besonders benachteiligten Regionen Deutschlands den dringend notwendigen Strukturwandel voranzutreiben.“
Die Technische Universität Chemnitz agiert in dem geplanten Projekt „3D-Audio: Neue Perspektiven für das Hören“ als Netzwerker. Die Professur Werkzeugmaschinen und Umformtechnik bringt als Schlüsselpartner für virtuelle Technologien ihre Visualisierungs- und Simulationskompetenz ein. Sie plant die Entwicklung einer mobilen Virtual-Reality-Anlage, in der ein immersives, echtzeitfähiges 3D-Szenario passend zum jeweiligen Sounddesign der Synotec Psychoinformatik GmbH gezeigt werden kann.
Vier Anwendungsfelder haben die Partner bereits identifiziert: industrielles Sounddesign am Beispiel des E-Bike, das Gesundheitswesen am Beispiel der Behandlung von Demenz und Tinnitus, Lifestyle am Beispiel von personalisierten Klängen für Produkte in einer Soundplattform-App und die Markenkommunikation als bisher bereits erfolgreich erschlossenem Bedarf. „Unser Ansatz ist ein modulares Prinzip, das heißt, wie bei einem Baukasten können verschiedene Komponenten von Soundmodulen, Raumelementen, Licht- und multisensuellen Bausteinen passgenau auf die jeweiligen Problemfelder zusammengestellt werden“, erklärt Dr. Philipp Klimant, Projektleiter an der Professur Werkzeugmaschinen und Umformtechnik.
In der ersten Konzeptphase sollen bis Herbst 2018 mehrere Workshops für Interessenten in den vier Themengebieten durchgeführt werden, um Kompetenzen, Marktpotenziale und Verwertungsmöglichkeiten zu identifizieren. „Die erste Hürde haben wir bereits genommen, als wir aus mehr als einhundert Vorschlägen in die Liste der besten 32 aufgenommen wurden – jetzt müssen wir mit einem durchdachten Konzept und einer tragfähigen Strategie die zweite Hürde schaffen und unter die besten zwölf Antragsteller kommen“, fasst Klimant den Anspruch der Bündnispartner zusammen. Denn nur zwölf Konsortien erhalten am Ende des Auswahlprozesses eine Förderung von fünf bis acht Millionen Euro für die ersten zwei Jahre der Umsetzungsphase, nach der in einer Evaluierung nochmals über eine weitergehende Förderung beraten wird. Maximal können 20 Millionen Euro Fördermittel über fünf Jahre ausgereicht werden.
„Derzeit suchen wir noch weitere Interessenten, die sich gern in das Projekt mit einbringen möchten, wobei wir ausdrücklich für Vertreter sowohl aus den Sozial- und Geisteswissenschaften, als auch dem Gesundheitswesen, der Kreativwirtschaft und dem technischen Bereich offen sind“, wirbt Klimant. Im April 2018 soll eine Auftaktveranstaltung organisiert werden, in der die Projektleiter ihre Vision zur Verbindung moderner akustischer Raumkonzepte mit virtuellen Technologien vorstellen werden.
Unterstützer und assoziierte Partner des Projekts „3D-Audio: Neue Perspektiven für das Hören“:
Amitronics GmbH / CWM Chemnitzer Werkstoffmechanik GmbH, FusionSystems GmbH, Extraenergy GmbH, BPS Bildungsportal Sachsen GmbH, SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH, TU Dresden/Juniorprofessur für kognitive Systeme, SWAP Sachsen GmbH, Malerwerkstätten Hilmar Steinert GmbH & Co. KG, EP Teleshop Thomas Meißner, Werbär GmbH, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Praxis Musik Klang Gespräch Dr. Alexandra Takats, Erzgebirgsklinikum Annaberg, Neurorehabilitationsklinik am Standort Kirchberg des Heinrich-Braun-Klinikums gGmbH Zwickau, Gemeinde Gelenau, Klinikum Chemnitz gGmbH/Geriatriezentrum, Verein zur Betreuung Angehöriger Demenzkranker e.V., Stadt Limbach-Oberfrohna, Zaraproduction Stefan Zaradic, Musiktherapeutin Dr. Annette Cramer, Auvirea GmbH
Weitere Informationen erteilt Dr. Philipp Klimant, Leiter der Lehr- und Forschungsabteilung Prozessinformatik und Virtuelle Produktentwicklung, Telefon 0371 531-36911, E-Mail philipp.klimant@mb.tu-chemnitz.de.
Mario Steinebach
25.02.2018