Ehrung für Erneuerer
In Anerkennung seines grenzüberschreitenden Forschungs-Engagements verlieh die polnische Stadt Opole TU-Professor Lothar Kroll die Ehrenbürgerschaft
Wirtschaftskooperationen fach- und grenzübergreifend vorantreiben. Dafür steht Prof. Dr. Lothar Kroll. Der Direktor des Instituts für Strukturleichtbau und Koordinator des Bundesexzellenzclusters MERGE an der Technischen Universität Chemnitz erhielt für sein langjähriges und äußerst erfolgreiches Engagement auf diesem Gebiet am 11. November 2018 die Ehrenbürgerschaft der polnischen Stadt Opole. Die Urkunde überreichte der Vorsitzende des Oppelner Stadtrates und Vizeminister für Unternehmertum und Technologien, Marcin Ociepa, in einer feierlichen Stadtratssitzung anlässlich des 100. Unabhängigkeitstags Polens. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste von der Stadt vergebene Auszeichnung. „Heute belohnen wir einen Schlesier und vor allem einen großen Erneuerer, der sowohl in Deutschland als auch in Polen verwurzelt ist“, sagte Arkadiusz Wiśniewski, Präsident der Stadt Opole, während der feierlichen Zeremonie im Oppelner Ratssaal. Kroll trug sich im Anschluss an die Verleihung der Urkunde und Übergabe der Ehrenmedaille ins Gedenkbuch der Stadt Opole ein.
Der Stadtrat würdigte damit Krolls langjähriges, überdurchschnittliches Engagement in Wissenschaft und Forschung sowie die von ihm angestoßenen deutsch-polnischen Kooperationen. Zudem würdigte die Stadt Krolls großen Einsatz für die Entwicklung der Technischen Universität (Politechnika Opolska) und den Wissenschafts- und Technologiepark in Opole, die Förderung der wirtschaftlichen Kontakte zwischen Sachsen und der Region Opole im Bereich Leichtbau sowie seine Verdienste um das Ansehen der Stadt.
Prof. Lothar Kroll sieht in dieser Würdigung „etwas ganz Besonderes, das mich darin bestärkt, unsere Bemühungen in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit weiter zu intensivieren sowie den Wissensaustausch auf Augenhöhe voranzutreiben“. Er erklärte in seiner Dankesrede: „Diese Auszeichnung ist das Symbol einer Brücke, sogar einer doppelten: Nicht nur zwischen Polen und Deutschland, sondern auch eine Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.“
Kroll lenkte in seiner Rede den Blick in die Zukunft und verwies unter anderem auf die Einrichtung der Stiftungsprofessur „Hochleistungsfasern und Verarbeitung“ an der TU Chemnitz, die von dem polnischen Unternehmen Jastrzębska Spółka Węglowa Innowacje S.A. (JSW Innowacje), einer Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft des größten Produzenten von hochwertigem Steinkohle-Koks in der Europäischen Union, gefördert wird. Wichtiges Ziel der Stiftungsprofessur ist die Erforschung und Entwicklung modifizierter Prozesse zur Herstellung von Carbonfasern, die eine deutliche Energie-Ersparnis und Kostenreduktion im Vergleich zu konventionellen Verfahren zulassen. Er betonte auch das jüngst gegründete Fraunhofer Projekt „Advanced Lightweight Technologies (ALighT)“, eine Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen- und Umformtechnik IWU Chemnitz und der Politechnika Opolska, das zukünftig die Kompetenzen beider Partner in der anwendungsnahen Entwicklung nachhaltiger Leichtbau-Fertigungstechnologien bündeln und den beiderseitigen Erkenntnistransfer fördern soll.
Zur Person: Prof. Dr. Lothar Kroll
Lothar Kroll wurde am 9. April 1959 in Glogowek (Polen, ehem. Oberglogau) geboren. 1992 wurde er am Institut für Technische Mechanik der TU Clausthal promoviert. Neben einer Vielzahl von Veröffentlichungen, Patenten und Lehraufträgen war Kroll seit 2000 leitender Wissenschaftler am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden. Zum 1. Juni 2006 folgte er dem Ruf auf die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung an der TU Chemnitz. Seit Dezember 2007 ist er Direktor des Cetex Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gemeinnützige GmbH, ein An-Instituts der TU Chemnitz. Im April 2010 gründete er die Chemnitzer Allianz Textiler Leichtbau (ATL). Im November 2012 wurde er Koordinator des an der TU eingerichteten Bundesexzellenzclusters "Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen" (MERGE), der bis 2018 mit rund 40 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Seit Juni 2013 leitet Kroll das Fraunhofer Kunststoffzentrum Oberlausitz und das Forschungszentrum Wolfsburg am Fraunhofer IWU. Seit Februar 2016 ist Kroll zudem Sprecher der Fraunhofer-Allianz TEXTIL, ein Zusammenschluss aus deutschlandweit 13 Fraunhofer-Instituten, die sich mit Technischen Textilien befassen. Kroll erhielt 2014 die Ehrenmedaille der polnischen Universität für seine Verdienste um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Aufgrund seiner schlesischen Wurzeln entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Kooperationen mit den Technischen Universitäten in Breslau, Oppeln und Gleiwitz. So zum Beispiel im Rahmen der Internationalisierungsstrategie für die Leichtbauforschung „MERGEurope“. Lothar Kroll ist außerdem wissenschaftlicher Direktor des Wissenschafts- und Technologieparks in Opole und erhielt im März 2018 den Titel „Professor der Technischen Wissenschaften“ auf Lebenszeit durch den Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, in Warschau.
Eine umfassende Vita von Prof. Dr. Lothar Kroll ist online verfügbar: mytuc.org/qbsb
(Autoren: Diana Schreiterer/Matthias Fejes)
Matthias Fejes
14.11.2018