„Für Freiheit – Recht – Zivilcourage. 75 Jahre 20. Juli 1944“
Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts veranstaltet mit Partnern vom 4. bis 6. Juli 2019 eine Fachtagung im Militärhistorischen Museum in Dresden
Der Versuch deutscher Patrioten aus allen politischen Lagern, sich des totalitären Unrechtsregimes der Nationalsozialisten gewaltsam zu entledigen, ist Anlass zu einer Fachtagung, die vom 4. bis 6. Juli 2019 im Militärhistorischen Museum in Dresden stattfindet. Die Tagung soll nicht nur die Erinnerung an das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wachhalten und neu beleben, sondern darüber hinaus grundsätzliche Formen des Widerstandes gegen rechtsradikale Strömungen und rechtsextreme Gesinnungen aufzeigen. Was Widerstand heißt und aus welchen Quellen er sich speisen kann, belegt ein exemplarischer Blick auf das Attentatsgeschehen von 1944 und die mit ihm verbundenen Folgen.
Zum historischen Hintergrund: Sachsen war im Dritten Reich nicht nur eine Hochburg des Nationalsozialismus. Auch der Widerstand gegen das Regime Adolf Hitlers regte sich hier schon früh – der Freistaat war in den Jahren vor 1933 stark von der Sozialdemokratie geprägt worden. Dutzende von Funktionären der SPD und der KPD wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Konzentrationslager verbracht, prominente Parteiführer, wie der Chemnitzer SPD-Vorsitzende Georg Landgraf, wurden ermordet, andere, wie der Chemnitzer SPD-Stadtverordnete und Schulreformer Moritz Nestler, jahrelang inhaftiert. Mit dem von 1930 bis 1937 als Leipziger Oberbürgermeister amtierenden Carl Friedrich Goerdeler fand der zivile bürgerliche Widerstand in Sachsen seinen wohl prominentesten Repräsentanten – Goerdeler wäre im Fall eines geglückten Staatsstreiches Reichskanzler geworden. Doch auch im militärischen Milieu und in führenden Wirtschaftskreisen gab es herausragende sächsische Widerstandskämpfer, so den Chef des Allgemeinen Heeresamtes, General Friedrich Olbricht, oder den Leipziger Textilindustriellen Walter Cramer, die zum Attentat auf den Diktator bereit waren und nach dem 20. Juli 1944 allesamt nationalsozialistischer Vergeltung zum Opfer fielen. "Mut und Einsatzbereitschaft von Persönlichkeiten dieses Formates können und müssen im gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Spannungsfeld angesichts rechtspopulistischer Herausforderungen und Bedrohungen als Vorbilder dienen", sagt Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Inhaber der Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Ein Höhepunkt der Tagung sei, so Kroll, die Veranstaltung „Das Attentat – 75 Jahre danach. Podiumsdiskussion mit den Nachkommen“ am 5. Juli 2019 ab 17:30 Uhr. Zugesagt haben Rüdiger von Voss, Wilhelm Graf von Schwerin, Friedrich Wilhelm von Hase, Berthold Graf Stauffenberg und Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg.
Die Tagung wird gefördert vom Sächsischen Staatsministerium des Innern und ist eine Kooperationsveranstaltung der Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der TU Chemnitz, der Stiftung „Erinnerung Begegnung Integration – Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen“, der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 und des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr. Sie steht unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer. Die Tagung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des durch die Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushalts.
Das Programm der Tagung findet sich hier: mytuc.org/lnwf
Weitere Informationen erteilt Dr. Hendrik Thoß, Telefon 0371 531-32615, E-Mail hendrik.thoss@phil.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
18.06.2019