Die Wissenschaft ruft
Mit der Verleihung des Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preises für hervorragende Abschlussarbeiten von Studentinnen setzt die TU ein Zeichen in der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen
Der Frauenanteil in den wissenschaftlichen Qualifikationsstufen an deutschen Universitäten wächst stetig und doch verabschiedet sich eine Vielzahl von Studentinnen nach dem Erhalt des Zeugnisses in die freie Wirtschaft. Um Absolventinnen nachhaltig zu motivieren eine wissenschaftliche Karriere anzustreben, schaffen viele Wissenschaftseinrichtungen Anreize, die den Verbleib ihrer Absolventinnen in der Wissenschaft fördern sollen. So lobte das Zentrum für Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung der Technischen Universität Chemnitz bereits zum zweiten Mal Preise für hervorragende Abschlussarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen aus. „Damit wollen wir zum einen Nachwuchswissenschaftlerinnen ehren, die durch ihre ausgezeichneten Abschlussarbeiten gezeigt haben, dass sie in besonderem Maße befähigt sind, einen Forschungsgegenstand ergebnisorientiert zu bearbeiten. Zum anderen wollen wir sie bestärken, diesen Weg weiter zu gehen und ihre berufliche Karriere in der Wissenschaft zu sehen und unsere Gesellschaft innovativ mitzugestalten“, so die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der TU Chemnitz, Karla Kebsch. Die feierliche Verleihung der Preise durch den Rektor der TU, Prof. Dr. Arnold van Zyl, sowie der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten und Vertretern der Fakultäten fand am 17. November 2014 im „Alten Heizhaus“ statt.
Die von den Fakultäten vorgeschlagenen Preisträgerinnen blicken auf die unterschiedlichsten Studien- und Berufserfahrungen zurück, aber eines ist ihnen gemeinsam – der Wunsch, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Dieser Traum hat Sreetama Banerjee, Absolventin des Studiengangs Micro- and Nano Systems, von Indien nach Deutschland und an die TU Chemnitz geführt, an der sie sich als beste Studentin in ihrem Fach behaupten konnte. Die Forschungsarbeiten zu ihrer Masterarbeit über organische Spintronik setzt sie nun am Institut für Physik fort. „Meine Tätigkeit im Rahmen der Masterarbeit stellte mich vor einige Herausforderungen und weckte dabei umso mehr meine Neugierde, der Physik hinter hybriden nanoskaligen Bauelementen auf den Grund zu gehen. Ich habe nun das Glück mich bei meiner Promotion mit einem der vielversprechendsten Forschungsgebiete im Bereich der Nanoelektronik auseinandersetzen zu dürfen.“, erzählt sie stolz. Neben ihr erhalten Verena Loeck (Nachhaltige Energieversorgungstechnologien), Janine Jeschke (Chemie) und Susanne Lindner (Mathematik) den Eleonore-Dießner-Preis. Verena Loeck, die sich während ihres Studiums auch mit der gesellschaftlichen Relevanz einzelner Lehrinhalte auseinandergesetzt hat, strebt genauso ihren Doktortitel an wie Janine Jeschke und Susanne Lindner. Dabei sind sie sich dessen bewusst, dass sie zu einem kleinen Kreis an Frauen zählen, die sich für diesen Karriereweg entscheiden. „Ich hoffe, dass durch diesen Preis mehr Frauen zur Aufnahme einer Promotion ermutigt werden und ich somit ein paar mehr weibliche Kolleginnen bei uns im Arbeitskreis begrüßen kann.“, erklärt die Absolventin Janine Jeschke.
Den Marie-Pleißner-Preis nahmen Jasmin Gaudel (Sportwissenschaft), Jennifer Hohmann (Management & Organisation Studies) sowie Mirjam Gruhler (Interkulturelle Kommunikation/Interkulturelle Kompetenz) entgegen. Auch sie sehen ihre Zukunft in der Wissenschaft, obwohl sie bereits im Berufsleben angekommen sind. So arbeitet Jasmin Gaudel als Sporttherapeutin, was bei ihr den Wunsch weckte, sich mit menschlichen Gang- und Laufbewegungen wissenschaftlich zu beschäftigen. Eine ähnliche Verbindung möchten Jennifer Hohmann und Mirjam Stricker zwischen der Praxis und forschungstheoretischen Hintergründen knüpfen. „Besonders spannend finde ich derzeit das Erleben der Unterschiede, aber auch der Parallelen von theoretisch generiertem Wissen und der Praxis im Unternehmensalltag. Darum erscheint es mir reizvoll, die mir bereits im Unternehmen aufgezeigte Chance zu ergreifen und neben dem Beruf zu promovieren.“, so Jennifer Hohmann, deren Masterarbeit ebenfalls das Prädikat `sehr gut´ erhielt.
Stichwort: Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preis
Die acht Fakultäten der TU Chemnitz gehören einerseits dem mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Bereich und andererseits den Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften an. Kriterien zu finden, die den Vergleich der wissenschaftlichen Abschlussarbeiten aus allen Fakultäten zulassen, ist nicht möglich und so hat die Gleichstellungskommission im vergangenen Jahr zwei Preise ins Leben gerufen und auch geeignete Namensgeberinnen gefunden. Eleonore Dießner war eine der ersten Studentinnen an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, dem Vorläufer der heutigen TU. Nach der Promotion 1969, die sie als eine von drei Frauen erfolgreich abschloss, arbeitete sie als Wissenschaftlerin und engagierte sich zudem im Vorstand des Arbeitskreises „Frauen im Ingenieurberuf“ des Vereins Deutscher Ingenieure in Sachsen. Für eine bessere Ausbildung von Frauen sowie deren Zulassung in Hochschulen setzte sich die Chemnitzer Deutsch- und Religionslehrerin Marie Pleißner ein. Beide Namensgeberinnen zeichnen sich durch ihre wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verdienste aus, womit sie als weibliche Rollenvorbilder fungieren. Die Auszeichnung soll positiv auf die akademischen Lebensentwürfe der Absolventinnen einwirken und mit einem Preisgeld von 800 Euro die ersten Schritte auf den Weg in die Wissenschaft erleichtern. Nicht umsonst berücksichtigt die Vergabekommission zusätzlich zur fachlichen Qualität und interdisziplinären Ausrichtung der Abschlussarbeit auch das gesellschaftliche Engagement der Nominierten sowie die Erkennbarkeit von wissenschaftlichen Karrierebestrebungen.
Weitere Informationen: Eleonore-Dießner-Preis: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/dießner_preis.php; Marie-Pleißner-Preis: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/pleißner_preis.php
(Autorin: Beatrice Berthel)
Mario Steinebach
18.11.2014