175 Jahre Technische Mechanik
Der Historiker Prof. Dr. Friedrich Naumann lehrte an der TU Chemnitz und veröffentlichte ein Buch zur Geschichte der Technischen Mechanik, das er am 23. Juli 2015 vorstellt
450 Seiten und an die 20 Jahre Arbeit stecken im jüngsten Werk des ehemaligen Chemnitzer Universitätsprofessors Friedrich Naumann. Kürzlich veröffentlichte der Wissenschafts- und Technikhistoriker sein Buch mit dem Titel „175 Jahre Technische Mechanik“ und leistet damit einen Beitrag zum 175-jährigen Jubiläum, das die Technische Universität Chemnitz im Jahr 2011 feierte. In seinem Werk blickt Naumann auf 175 Jahre technische Bildung zurück. „Das Besondere an dem Buch besteht darin, dass es erstmals die Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin – in diesem Fall der Technischen Mechanik – vom Zeitpunkt ihrer Aufnahme in den Lehrplan der Königlichen Gewerbschule bis in die jüngste Vergangenheit beschreibt. Im Vergleich dazu ist dies bislang für keine andere Disziplin erfolgt“, erklärt Naumann.
Im Kontext der Universitätsgeschichte nimmt die Technische Mechanik unter den technikwissenschaftlichen Disziplinen eine exponierte Stellung ein, da sie bereits nach der Gründung der Königlichen Gewerbschule im Jahr 1836 – aus der zu späterer Zeit die heutige Technische Universität Chemnitz hervorging – als Grundlagenfach vermittelt wurde. Noch heute ist das Fachgebiet von zentraler Relevanz im Studium des Maschinenbaus sowie zahlreicher tangierender Disziplinen.
Das Buch ist das Resultat langjähriger Forschungsarbeiten, die im Zusammenhang mit der Geschichte der Bildungseinrichtung und zu ausgewählten Themen der Wissenschaftsentwicklung an der inzwischen nicht mehr besetzten Professur für Wissenschafts-, Technik- und Hochschulgeschichte geleistet wurden. Wesentliche Vorarbeiten entstanden vor allem durch Dr. Bernd Sommer, der in den 1990er-Jahren als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur tätig war. Ihm sind auch zahlreiche Arbeiten zur Geschichte der Bildungseinrichtung – vor allem den Zeitraum nach 1945 betreffend – zu danken. Naumann nahm sich nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 nochmals die Zeit, weitere Dokumente und Archivalien zu durchforsten, nach relevanten Daten und Fakten zu recherchieren wie auch Zeitzeugen zu befragen, letztendlich noch Vieles zu ergänzen. Die Professur Festkörpermechanik (Prof. Dr. Jörn Ihlemann) sowie ein ehemaliger Absolvent unterstützten das Projekt in finanzieller Hinsicht. Erschienen ist das Werk im Universitätsverlag.
Die historische und traditionsreiche Entwicklung der Disziplin wird in der Schrift aus verschiedenen Perspektiven zusammengetragen, wobei neben der Bedeutung der Technikwissenschaft auch die Entwicklung der Lehrinhalte sowie die Besonderheiten von Lehre und Forschung in den unterschiedlichen Ausbildungsgegebenheiten beschrieben werden. Forschung und Entwicklung, Lehrende und Lernende, internationale Projekte sowie Publikationen ausgewählter Wissenschaftler werden im Buch berücksichtigt und konstruieren so das ganzheitliche Bild einer Disziplin. In den letzten beiden Kapiteln seines Buches spannt Naumann zudem den Bogen zu aktuellen Strukturen und Lehrkräften der technischen Fachgruppe. „Es war mir sehr wichtig, dass neben meinen persönlichen Erkenntnissen auch diejenigen zu Wort kamen, die bis in die jüngste Zeit hinein den Fachbereich Technische Mechanik prägten, um alle Facetten der Entwicklung abzudecken“, so Naumann. Dazu zählen die Professoren Dr. Hans Dresig, Dr. Reiner Kreißig, Dr. Jochen Naumann, Dr. Nuri Aksel und Dr. Günter Wozniak, die nochmals Bilanz über ihre wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der Technischen Mechanik zogen und damit die 175 Jahre umfassende Geschichte einer bedeutenden technikwissenschaftlichen Disziplin abrunden.
Friedrich Naumann wurde im Jahr 1940 in einer mittelsächsischen Kleinstadt geboren. Nach seinem Studium an der Bergakademie Freiberg war er fünf Jahre lang als Assistent am dortigen Lehrstuhl Informationsverarbeitung tätig, ehe er im Jahr 1974 zum Direktor des Rechenzentrums der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt berufen wurde. Es folgten die Promotion sowie die Habilitation. In den Jahren 1993 bis 2005 unterrichtete der Historiker schließlich als Professor für Wissenschafts-, Technik- und Hochschulgeschichte an der TU Chemnitz. Seine Publikationsliste ist lang, sein Forschungsprofil breit gefächert. Es reicht vom Montanwesen (Georgius Agricola) über die Industrialisierung Sachsens und das technischen Bildungswesen bis hin zur Computer- und Informatikgeschichte. Im Moment leitet er ein Forschungsprojekt zur Aufhellung der Beziehungen zwischen der Freiberger und der St. Petersburger Bergakademie, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen und noch immer fruchtbar und ergebnisreich sind.
Vorgestellt wird das Buch am Donnerstag, dem 23. Juli 2015, um 10 Uhr im Rühlmann-Bau, Reichenhainer Straße 70, Raum B3. Der Eintritt zu der öffentlichen Veranstaltung ist frei.
Bibliographische Angaben: Naumann, Friedrich: 175 Jahre Technische Mechanik. Ein Beitrag zum Jubiläum „175 Jahre Technische Universität Chemnitz“, Chemnitz 2015. Universitätsverlag Chemnitz, 449 Seiten, ISBN 978-3-944640-38-9, Preis: 25,80 Euro
Der Volltext zum Buch ist zudem unter folgendem Link zu finden: http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/15670/Naumann_Technische_Mechanik.pdf Zudem ist das Buch als Druckausgabe und als E-Book in der Universitätsbibliothek erhältlich.
(Autorin: Katharina Preuß)
Katharina Thehos
25.06.2015