Erfolgreicher Auftakt für Horizont-2020-Projekt „CEASEVAL“
TU Chemnitz geführtes EU-Forschungsprojekt erfolgreich gestartet
„Das CEASEVAL-Projekt stellt eine bedeutende Form des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns dar. Die Relevanz des Projektes zeigt sich zudem hinsichtlich des geplanten Ergebnistransfers in politische und Gesetzgebungs-Prozesse in der EU und den Partnerländern“, betonte Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Dekan der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz, die Bedeutung des Forschungsvorhabens in seinem Grußwort an die teilnehmenden Forscherinnen und Forscher. Insgesamt 25 Vertreterinnen und Vertreter aus den einzelnen Institutionen des internationalen Konsortiums folgten am vergangenen Donnerstag der Einladung des CEASEVAL-Projektteams, unter Federführung der Juniorprofessur Humangeographie Ostmitteleuropas der TU Chemnitz: „Das persönliche Kennenlernen innerhalb des gesamten Konsortiums und der Aufbau von Vertrauen als Basis für die anstehende Forschungsarbeit, war für uns von größter Bedeutung“, erklärt Jun.-Prof. Dr. Brigit Glorius, Inhaberin der Junior-Professur. „Die Diskussionen verliefen in einer offenen und freundlichen Atmosphäre. Allen Partnern war anzumerken, dass sie froh sind, nun endlich in das Projekt starten zu können“, ergänzt die ausgewiesene Migrationsspezialistin.
Feinjustierung des Forschungs-Konzeptes
Mit insgesamt neun zu behandelnden Arbeitspaketen, darunter die Pakte „Concepts and Research Methodologies“, „Regulatory Mechanisms of the Common European Asylum System“ oder „Multilevel Governance of Reception“ und „Borders and the Mobility of Migrants“, steht das Konsortium für die nächsten zwei Jahre vor einer großen Aufgabe; vor allem die fünf Arbeitspakete, in denen empirische Forschungsarbeit durchgeführt werden, bedürfen besonderer Abstimmung aufgrund der Fülle an geplanten Gesprächen. Auf der Agenda stehen neben 40 Interviews mit Migrations- und Asylexperten auf EU-Ebene auch rund 270 Interviews mit Expertinnen und Experten in den teilnehmenden Partnerländern sowie ca. 90 Interviews mit Geflüchteten in verschiedenen Stadien des Asylantragsprozesses. Hinzu kommen weitere Interviews mit Fachleuten und Migrantinnen sowie Migranten in relevanten Drittstaaten wie Tunesien, Jordanien und dem Libanon. „Sowohl die Abfolge der Arbeitspakete als auch die Konkretisierung der Interview-Designs benötigen Feinabstimmungen“, erklärt Migrationsspezialistin Glorius und ergänzt: „Dies ist erforderlich, weil die Befragungen einerseits konzeptionell ineinandergreifen und andererseits die identifizierten Expertinnen und Experten nicht mehrmals interviewt werden sollen.“ In einer Vielzahl kleiner Diskussionsrunden, so genannten „World-Cafés“, wurden die Arbeitspakete in intensiven Debatten kritisch aber fruchtbar diskutiert. Insbesondere die dafür gewählte Methode der World-Cafés erwies sich als hilfreich, da in mehreren Runden jeweils unterschiedliche Kleingruppen ihre Ideen einbringen konnten und den Leitenden die Schwachstellen der Arbeitspakete aufzeigten. „Am Anfang stand ich den World-Café-Runden eher skeptisch gegenüber. Diese haben sich allerdings als sehr effektiv herausgestellt. Ich werde das Konzept auch für meine eigene Arbeit übernehmen“, äußert sich Blanca Garces positiv, Vertreterin eines Projekt-Partners, dem Centre for International Information and Documentation in Barcelona.
Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement entscheidende Eckpfeiler
Eine intensive Einbindung der Öffentlichkeit und engen Kontakt zu politischen Entscheidungsebenen ist für CEASEVAL von Anfang an von Bedeutung, um in dem sich schnell verändernden Feld der europäischen Migrations- und Asylgesetzgebung zu innovativen Lösungsansätzen zu kommen und diese auch in den Politikbetrieb einspeisen zu können. Michael Collyer von der University of Sussex, der innerhalb des Projektes für das Arbeitspaket „Öffentlichkeitsarbeit und Transfer“ verantwortlich ist, stellte dem Plenum sein Konzept zur Diskussion: „Neben einer Projektwebseite auf Englisch und regelmäßigen Newslettern sind etliche andere Transferprodukte vorgesehen, darunter Berichte, interaktive Grafiken und Transferworkshops.“ Dabei ist von großer Bedeutung, dass diese Aktivitäten nicht nur auf der Ebene der EU-Stakeholder platziert werden, sondern auch in den Partnerländern. „Für die TU Chemnitz als Partner bedeutet dies, dass Transferaktivitäten auf nationaler und Länderebene geplant werden und auch eine deutschsprachige Version der Webseite entwickelt wird“, betont Birgit Glorius.
„Ich denke, dass unser Kick-Off Meeting ein großer Erfolg war. Wir haben wesentliche Aspekte des Projektes konkretisiert und dafür gesorgt, dass die Arbeit vom Kopf auf die Beine gestellt wird. Nachdem im Projektantrag vieles auf einer theoretisch-konzeptionellen Ebene formuliert war, haben wir nun einen klaren Fahrplan entwickelt, mit dem die Arbeiten in den nächsten Monaten abgestimmt durchgeführt werden können“, resümiert Glorius das Ergebnis der Auftaktveranstaltung.
Stichwort CEASEVAL-Projekt
Das von der Juniorprofessur Humangeographie Ostmitteleuropas als Lead Partner geführte Projekt CEASEVAL (Evaluation of the Common European Asylum System under Pressure and Recommendations for further development) forscht in einem Zeitraum von zwei Jahren zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem. Zielsetzung für das multidisziplinäre und internationale Konsortium mit Institutionen aus elf EU-Ländern und der Türkei, ist die Evaluierung des Systems sowie die Konzeption von Reformvorschlägen. Mit der Unterstützung durch HORIZON 2020, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, konnte sich das Forschungsteam Fördermittel von zwei Millionen Euro sichern. Neben der finanziellen Basis für das Vorhaben gewinnt die TU Chemnitz durch diese Förderung internationale Sichtbarkeit.
Die beteiligten Institutionen des Konsortiums im Überblick:
25 Forscher/innen aus 13 Ländern:
- Deutschland
- Österreich
- Bulgarien
- Griechenland
- Türkei
- Ungarn
- Großbritannien
- Spanien
- Italien
- Luxemburg
- Belgien
- Niederlande
- Finnland
Darunter acht Hochschulen:
- TU Chemnitz
- Universiteit van Amsterdam
- University of Luxembourg
- University of Sussex
- Universität Helsingin Yliopisto
- New Bulgarian University
- Koç University
- Stichting VU Amsterdam
sowie fünf Forschungsinstituten:
- FIERI- Forum Internazionale ed Europeo di Ricerche sull’Immigrazione/International and European Forum on Migration Research, ITALY
- ICMPD - International Centre for Migration Policy Development, AUSTRIA
- CIDOB- Centre for International Information and Documentation, Barcelona , SPAIN
- TARKI - TÁRKI Social Research Institute, HUNGARY
- ELIEEP/ELIAMEP-Hellenic Foundation for European And Foreign Policy, Athens, GREECE
und eine NGO: ECRE-European Council on Refugees and Exiles, BELGIUM.
Die Arbeitspakte im Überblick:
- Concepts and research methodologies
- Regulatory mechanisms of the CEAS
- WP3: Multilevel governance of reception
- Borders and the mobility of migrants
- Patterns of politicisation on refugees and policy responses
- Rethinking solidarity: from lip service to good practice
- Policy reform scenarios
- Dissemination and communication
- Project management
Weitere Informationen erteilt Jun.-Prof. Dr. Birgit Glorius, Telefon 0371 531-33435, E-Mail birgit.glorius@phil.tu-chemnitz.de
(Autor: Lars Meese)
Matthias Fejes
24.11.2017